CPU-Köpfen mit Delid-Die-Mate im Test: Mehr Takt und geringere Temperaturen ohne Risiko

Volker Rißka
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CPU-Köpfen mit Delid-Die-Mate im Test: Mehr Takt und geringere Temperaturen ohne Risiko

Einleitung

Das „Köpfen“ eines Prozessors, also das Entfernen des mit dem Package des Prozessors gut verklebten Heatspreaders, unter dem der eigentliche Die sitzt, war bisher eine Aufgabe, die nur wenige Leute mit teilweise viel Aufwand bewerkstelligen konnten – Stichwort: Schraubstockmethode. Da Jahr für Jahr die Rufe lauter werden, dass sich Intel bei den Mainstream-Prozessoren um die Wärmeleitpaste nahezu keine Gedanken macht, ist eine Alternative gefragter denn je. Und die gibt es seit Kurzem.

Roman Hartung, in der Overclockingszene seit Jahren als „der8auer“ bekannt, hat diese Lücke im Markt erkannt und mit dem Delid-Die-Mate ein Werkzeug vorgestellt und in den Handel gebracht, mit dem der Heatspreader einer aktuellen CPU (Ivy Bridge, Haswell, Devil's Canyon, Broadwell und Skylake) problemlos entfernt werden kann. ComputerBase hat Roman in die Redaktion eingeladen und neben dem Köpfen des aktuellen Mainstream-Desktop-Flaggschiffs Core i7-6700K auch die Probe aufs Exempel mit drei verschiedenen Wärmeleitpasten von bekannt und günstig bis zum High-End-Flüssigmetall in normaler und übertakteter Umgebung gemacht.

Delid-Die-Mate trifft auf Core i7-6700K

Der Bausatz zum Entfernen des Heatspreaders, der seit Jahren zum Schutz des darunter liegenden Prozessor-Dies verbaut wird, besteht nur aus zehn Teilen. Sechs davon sind Schrauben, zwei weitere sind Sechskant-Schlüssel. Die zwei Haupt-Bestandteile sind massive POM-Blöcke, ein sehr harter Kunststoff, der in bestimmten Bereichen exakt für die CPU ausgefräst wurde.

Das Prozedere ist dann so einfach wie genial. Der Prozessor (noch inklusive Heatspreader) wird zwischen die beiden POM-Blöcke gesetzt und mittels sechs Schrauben fixiert. Von der Seite wird mit dem zweiten Sechskant über ein bewegliches Element im Block gleichmäßig Druck von der Seite auf den Heatspreader ausgewirkt. Nach nur wenigen Umdrehungen ist der Punkt erreicht, an dem der Heatspreader vom Package gelöst wird. Bei Haswell- und Broadwell-Prozessoren löst sich der geklebte Heatspreader relativ leise, bei Skylake-Prozessoren ist der Kleber sehr hart, weshalb es einen lauten Knall gibt. Durch die feste Arretierung geschieht dem darunter liegenden eigentlichen Prozessor-Die aber nichts, da zwischen Die und Heatspreader nur Wärmeleitpaste liegt, die sich problemlos löst. Ist die alte Wärmeleitpaste entfernt, kann sie gegen neue ersetzt und der Heatspreader wieder aufgesetzt werden, der auch ohne neue Verklebung im Sockel hält.

90 Euro kostet das kleine Werkzeug, ein auf den ersten Blick hoher Preis. Seit dem Start vor wenigen Tagen konnte sich Caseking als exklusiver Vertreiber aber kaum vor Bestellungen retten. Alle Exemplare, die reinkommen, sind direkt auch wieder vergriffen. Die weltweite Exklusivität zahlt sich aus: Es bestellen nicht nur Enthusiasten aus Deutschland, sondern auch Speicher- und Mainboardhersteller aus aller Welt, die für eine kommende Messe oder ein Event spektakuläre PCs zeigen und Overclocking vor Ort veranstalten wollen.

Wärmeleitpasten: Von bekannt bis hochwertig

Die Auswahl im Markt der Wärmeleitpasten ist groß, mit dabei sind wie üblich neben hochkarätigem Material auch viele günstige Lösungen. Eine dieser günstigen Lösungen, die bei vielen PC-Bastlern – zumindest der älteren Semester – zweifelsohne bekannt ist, ist Arctic Silver. Das Produkt Arctic Silver 5 wird bereits seit zwölf Jahren angeboten und auch heute noch in großen Mengen verkauft.

Doch das Feld der Herausforderer ist größer geworden. Viele Hersteller von Kühlern mischen inzwischen mit – und das mit sehr guten Lösungen, wie beispielsweise Noctuas Standardwärmeleitpaste NT-H1, die jedem Kühler beiliegt, erst kürzlich wieder zeigte. Hinzu gesellen sich auf das Overclocking fokussierte kleinere Firmen dazu, die Pasten mit einer deutlich höheren Wärmeleitfähigkeit auf den Markt bringen. Am oberen Ende steht die Königsklasse, das flüssige Metall.

Im ComputerBase-Vergleich tritt die Standard-Intel-Lösung von Dow Corning (vor dem Köpfen) gegen die Wärmeleitpasten Arctic Silver 5 (9 W/mk), Thermal Grizzly Kryonaut (12,5 W/mk), als eine der besten klassischen Lösungen, und gegen den Flüssigmetall-Herausforderer Thermal Grizzly Conductonaut, der erst in Kürze im Handel stehen wird, an. Mit einer Wärmeleitfähigkeit von 73 W/mk übertrifft diese die klassischen Lösungen um den Faktor 6 bis 8.

Bei der Verarbeitung der High-End-Lösung muss jedoch darauf geachtet werden, dass keine metallischen Teile mit der Paste in Berührung kommen, da diese leitet. Bei Skylake-Prozessoren ist dies weniger ein Problem, dort sind es lediglich drei kleine Kontaktstellen, die beispielsweise mit normaler Wärmeleitpaste oder auch einfach etwas Klebeband bedeckt werden können. Bei Haswell, Devil's Canyon und Broadwell sollten zwingend Vorkehrungen getroffen werden, da sich viele zusätzliche technische Bauteile und Kondensatoren unter dem Heatspreader verbergen und keinesfalls mit einer metallisch leitenden Flüssigkeit in Berührung kommen sollten.

(K)Eine Frage des Preises

Preislich ist die Frage nach der Wärmeleitpaste keine große. Die Tuben der Hersteller reichen häufig für mehr als zehn Anwendungen. Bei den High-End-Lösungen wurde dies erkannt und es werden kleinere Mengen angeboten. Die kleinste Tube Arctic Silver 5, die immer noch 3,5 Gramm enthält und damit für über ein Dutzend Anwendungen reicht, kostet rund 6 Euro, während Thermal Grizzly auch eine 1-Gramm-Tube für etwa drei Anwendungen anbietet – für 5,50 Euro. In ähnlichen Preis-Regionen bewegen sich auch die Flüssigmetall-Wärmeleitpasten, bei denen die Gramm-Angabe jedoch weniger eine Rolle spielt als die der enthaltenen Milliliter. Aber selbst dort gibt es noch halb so große Spritzen, für rund 4 Euro kann eine kleine Menge erworben werden.