Intel Xeon E3-1230 v5 im Test: Auf Asus-Gaming-Board mit Server-Chip zur Empfehlung?
Xeon im Desktop nur noch mit Umweg
Es war eine der größten negativen Überraschungen des Hardware-Jahres 2015: Intel sperrte mit der Skylake-Plattform die neuen Xeon-Prozessoren vom Desktop-Chipsatz aus. Durch eine Modifizierung der Chipsätze wollte Intel sicherstellen, dass die Server-Prozessoren auch nur noch mit Server-Chipsätzen zusammenarbeiten. Damit war die bisherige, jahrelange Empfehlungen, der Xeon E3, für den heimischen PC gestorben, denn echte Server-Boards sind für den privaten Gebrauch meistens weder passend ausgestattet noch preisgünstig.
Vor wenigen Wochen kündigten Asus und Gigabyte neue Mainboards für den Intel Xeon E3-1230 v5 mit dem Fokus auf den normalen Endkundenmarkt an. Die Besonderheit: Verbaut werden Server-Chipsätze, die Ausstattung der Platinen ist aber an das klassische Desktop-Layout angeglichen. Das Ziel klar vor Augen: Der über viele Wochen der letzten Jahre meistverkaufte Prozessor Xeon E3-1230 sollte auch in Zukunft weiter daheim eingesetzt werden können – und so natürlich auch die Mainboardumsätze ankurbeln.
Die Modelle der Xeon-E3-1200-v5-Familie
Die Xeon E3-1200 v5 gibt es auch in dieser Generation in diversen Varianten, von Low-Power-Modellen inklusive Grafikeinheit bis hin zu hochtaktenden Prozessoren, die auf die Grafik verzichten. Das Portfolio wird zudem in Zukunft Verstärkung bekommen, denn auch im Xeon-Segment soll die stärkste Grafikeinheit Iris Pro wieder Verwendung finden. Dies war zuletzt bei den Xeon E3-1200 v4 der Fall.
Modell | Kerne / Threads |
CPU-Takt / max. Turbo |
L3-Cache | Grafik | Grafiktakt / max. Turbo |
TDP | Preis* |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Xeon E3-1280 v5 | 4 / 8 | 3,7 / 4,0 GHz | 8 MB | – | – | 80 W | $612 |
Xeon E3-1275 v5 | 4 / 8 | 3,6 / 4,0 GHz | 8 MB | HD P530 | 350 / k.A. MHz | 80 W | $339 |
Xeon E3-1270 v5 | 4 / 8 | 3,6 / 4,0 GHz | 8 MB | – | – | 80 W | $328 |
Xeon E3-1260L v5 | 4 / 8 | 2,9 / 3,9 GHz | 8 MB | – | – | 45 W | $294 |
Xeon E3-1245 v5 | 4 / 8 | 3,5 / 3,9 GHz | 8 MB | HD P530 | 350 / k.A. MHz | 80 W | $284 |
Xeon E3-1240L v5 | 4 / 8 | 2,1 / 3,2 GHz | 8 MB | – | – | 25 W | $278 |
Xeon E3-1240 v5 | 4 / 8 | 3,5 / 3,9 GHz | 8 MB | – | – | 80 W | $272 |
Xeon E3-1235L v5 | 4 / 4 | 2,0 / 3,0 GHz | 8 MB | HD P530 | 350 / k.A. MHz | 25 W | $250 |
Xeon E3-1230 v5 | 4 / 8 | 3,4 / 3,8 GHz | 8 MB | – | – | 80 W | $250 |
Xeon E3-1225 v5 | 4 / 4 | 3,3 / 3,7 GHz | 8 MB | HD P530 | 350 / k.A. MHz | 80 W | $213 |
Xeon E3-1220 v5 | 4 / 4 | 3,0 / 3,5 GHz | 8 MB | – | – | 80 W | $193 |
* Preis für Tray-CPU, Boxed maximal elf US-Dollar teurer |
Die interessanten Modelle sind auch in diesem Jahr wieder die kleinsten Xeon, die vier Kerne und acht Threads bieten. Der Xeon E3-1230 v5 ist mit 250 respektive 261 US-Dollar UVP für die Tray/Boxed-Version jedoch erneut teurer geworden als in den Vorgängergenerationen. Auf der Desktop-Seite gibt es den Core i5-6600 mit vier Threads ab 213 US-Dollar, das K-Modell ab 242 US-Dollar. Die Core i7 mit acht Threads beginnen im Desktop erst ab 303 US-Dollar. Bereits auf dem Papier wird es für den Xeon in diesem Jahr aber schwerer als zuvor – und das ohne die Intel-Einschränkungen beim Mainboard.
Modell | Kerne / Threads |
CPU-Takt / max. Turbo |
L3-Cache | Grafik | Grafiktakt / max. Turbo |
TDP | Preis (Deutschland) |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Xeon E3-1230 v5 | 4 / 8 | 3,4 / 3,8 GHz | 8 MB | – | – | 80 W | ab 282 Euro |
Core i7-6700 | 4 / 8 | 3,4 / 4,0 GHz | 8 MB | HD 530 | 350 / 1.150 MHz | 65 W | ab 344 Euro |
Core i7-6700T | 4 / 8 | 2,8 / 3,6 GHz | 8 MB | HD 530 | 350 / 1.100 MHz | 35 W | ab 310 Euro |
Core i5-6600K | 4 / 4 | 3,5 / 3,9 GHz | 6 MB | HD 530 | 350 / 1.150 MHz | 91 W | ab 255 Euro |
Core i5-6600 | 4 / 4 | 3,3 / 3,9 GHz | 6 MB | HD 530 | 350 / 1.150 MHz | 65 W | ab 227 Euro |
Xeon E3-1231 v3 | 4 / 8 | 3,4 / 3,8 GHz | 8 MB | – | – | 80 W | ab 256 Euro |
Der Vergleich zur unmittelbaren Konkurrenz zeigt, dass die Listenpreise aktuell nicht viel mit der Realität zu tun haben, verstärkt insbesondere durch den schlechten Euro-Dollar-Kurs und das Weihnachtsfest. Die Preise hatten hierzulande deshalb zuletzt angezogen, sodass der Xeon E3-1230 v5 aktuell doch noch seine Lücke findet: Bis zum auf den ersten Blick passenden Acht-Thread Prozessor Core i7-6700 sind es über 60 Euro Preisvorteil. Doch dieser ist nicht allein: Wer primär nur acht Threads benötigt, kann auch den Core i7-6700T nutzen, der als Tray-Variante lediglich 310 Euro kostet und dank aggressivem Turbo bei seinem augenscheinlich geringen Basistakt von 2,8 GHz im realen Alltag immer mit 3,4 bis 3,6 GHz arbeitet. Diesem fehlen dann im Durchschnitt nur 200 MHz auf den Xeon.
Asus E3 Pro Gaming V5
Asus konnte mit dem E3 Pro Gaming V5 den ersten Treffer landen, den Xeon-Prozessor auch mit der Skylake-Generation für den heimischen PC schmackhaft zu machen. Gigabytes ebenfalls für Mitte Dezember geplanten Vorstellungen haben sich kurzfristig verschoben.
Um das Mainboard preislich in einer interessanten Region anzusiedeln, greift Asus auf den C232-Chipsatz zurück. Der kleine Bruder des C236-Chips bietet keine Unterstützung für eine etwaig in den Prozessoren integrierte Grafikeinheit und auch an anderen Stellen wurde abgespeckt. Im Vergleich mit dem C236 oder auch dem besten Desktop-Chipsatz Z170 fällt der C232 deshalb zurück, doch wird das Feld um den B150-Chipsatz erweitert, steht er bereits deutlich besser da. Diesem Chipsatz aus der aktuellen Generation und dem Z97 als Flaggschiff-Chipsatz der Haswell- und Broadwell-CPU-Familie steht der C232 bis auf die fehlende Grafikunterstützung in nahezu nichts nach.
C232 | B150 | Z97 | Z170 | |
---|---|---|---|---|
PCIe 3.0 (via CPU) | 1 x16 oder 2 x8 oder 1x8 + 2x4 |
1 x16 | 1 x16 oder 2 x8 oder 1 x8 + 2 x4 |
1 x16 oder 2 x8 oder 1 x8 + 2 x4 |
Overclocking Features | – | – | ✓ | ✓ |
PCIe 3.0 (via Chipsatz) | 8 x1 (8 Gb/s) | 8 x1 (8 Gb/s) | – | 20 x1 (8 Gb/s) |
PCIe 2.0 (via Chipsatz) | – | – | 8 x1 (8 Gb/s) | – |
USB-Ports (USB 3.0) | 12 (6) | 12 (6) | 14 (6) | 14 (10) |
SATA-Ports (SATA 6 Gb/s) | 6 (6) | 6 (6) | 6 (6) | 6 (6) |
3 Independent Displays (via CPU) |
– | ✓ | ✓ | ✓ |
Wireless Display Technology | – | ✓ | ✓ | ✓ |
Rapid Storage Technology (RST) | ✓* | – | ✓ | ✓ |
RST for PCI Express Storage | ? | – | ✓ | ✓ |
RST for PCIe Storage (x4 M.2 oder x2 SATA Express) |
? | – | – | 3 |
Smart Response Technology | – | – | – | ✓ |
Intel Platform Trust Technology | – | ✓ | – | ✓ |
Intel SIPP | – | – | – | – |
Intel vPro | – | – | – | – |
Intel Active Management Technology | – | – | – | – |
Intel Standard Manageability | – | – | – | – |
Intel Small Business Basics | – | ✓ | – | – |
Intel Small Business Advantage | – | ✓ | – | – |
*Enterprise mit SATA/SAS-Support |
Zu einigen der neuen Features wie M.2-Support äußert sich Intel nicht. Asus hat diesen Slot auf dem neuen Mainboard verbaut, jedoch wird dieser nicht mit vier Lanes angesprochen, sondern nur mit zwei PCIe-3.0-Lanes. Die Bandbreite reicht damit zwar noch für viele M.2-SSDs aus, absolute High-End-Varianten wie die Samsung 950 Pro können jedoch limitiert werden.
Das Blockdiagramm zeigt ansonsten keine Überraschungen. Für echtes USB 3.1 mit 10 Gbit/s sorgt einmal mehr der bei Asus' Skylake-Platinen häufig zu findende ASM1142-Chip, via ASM1083 werden zwei klassische PCI-Slots realisiert. Der Soundchip kommt von Realtek, beim LAN-Anschluss gibt es Intels neuen Gigabit-Chip i219-LM. An der I/O-Blende finden sich neben diversen USB-Ports auch noch klassische PS2-Anschlüsse für die Tastatur und Maus.
Die zwei PCIe-x16-Slots unterstützen nur CrossFire und kein SLI und der zweite Slot wird bei gleichzeitiger Nutzung auf vier Lanes beschränkt. In vier Speicherbänken wird bis zu 64 GByte DDR4 unterstützt, dabei handelt es sich um den klassischen und nicht um ECC-Speicher. Intel XMP 2.0 wird ebenfalls unterstützt, die Liste der unterstützten Module (PDF) fasst mit Stand vom 23. Dezember 2015 bereits Speicher vom Typ DDR4-3600.
Unterm Strich ist das Asus E3 Pro Gaming V5 eine solide ausgestattete Platine, die für die meisten Desktop-Kunden keine Wünsche offen lässt. Die UVP beträgt 156 Euro und liegt damit bereits deutlich über den Einstiegsplatinen mit Z170-Chipsatz aus eigenem Hause, die im Spätsommer ab 113 Euro vorgestellt wurden und heute ab 102 Euro verfügbar sind. Das mit einem UVP von 157 Euro vorgestellte Z170-A kostet aktuell 140 Euro – ein realistischer Preis für den Verkaufsstart des E3 Pro Gaming V5 im Handel Mitte Januar.
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