Lumia 950 mit Continuum im Test: Dieser Hosentaschen-PC braucht mehr Universal Apps
Vorwort
Microsoft baut wieder Smartphones – Smartphones, die mehr sein wollen. Mit dem optional erhältlichen Display Dock sollen sich das neue Lumia 950 und das größere Lumia 950 XL im Handumdrehen zu Desktop-PCs wandeln lassen. Wie gut das funktioniert und was das Lumia 950 abseits dessen noch alles kann, hat sich ComputerBase im Einsatz als Redaktions-PC angeschaut.
Spezifikationen
Zwischen dem Lumia 950 und dem Lumia 950 XL liegen gemessen an der unverbindlichen Preisempfehlung 100 Euro. Für diesen Aufpreis bekommen Käufer des Lumia 950 XL ein 0,5 Zoll größeres Display, aber nicht mehr Auflösung. Der zweite Unterschied ist beim System-on-a-Chip zu finden: Das Lumia 950 nutzt den Snapdragon 808, im teureren Modell steckt der Snapdragon 810. Zu guter Letzt passt in das größere und schwerere Lumia 950 XL ein mit 3.340 mAh etwas größer dimensionierter Akku.
Microsoft Lumia 950 | Microsoft Lumia 950 XL | |
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Software: (bei Erscheinen) |
Windows 10 Mobile | |
Display: | 5,20 Zoll, 1.440 × 2.560 564 ppi AMOLED, Gorilla Glass 3 |
5,70 Zoll, 1.440 × 2.560 518 ppi AMOLED, Gorilla Glass 4 |
Bedienung: | Touch, Iris-Scanner, Status-LED | |
SoC: | Qualcomm Snapdragon 808 2 × Cortex-A57, 2,00 GHz 4 × Cortex-A53, 1,44 GHz 20 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 810 4 × Cortex-A57, 2,00 GHz 4 × Cortex-A53, 1,55 GHz 20 nm, 64-Bit |
GPU: | Adreno 418 600 MHz |
Adreno 430 600 MHz |
RAM: | 3.072 MB LPDDR3 |
3.072 MB LPDDR4 |
Speicher: | 32 GB (erweiterbar) | |
1. Kamera: | 20,0 MP, 2160p Triple-LED, f/1,90, AF, OIS |
|
2. Kamera: | Nein | |
3. Kamera: | Nein | |
4. Kamera: | Nein | |
5. Kamera: | Nein | |
1. Frontkamera: | 5,0 MP, 1080p f/2,40, AF |
|
2. Frontkamera: | Nein | |
GSM: | GPRS + EDGE | |
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
|
LTE: | Advanced ↓300 ↑50 Mbit/s Variante Advanced ↓150 ↑50 Mbit/s |
Advanced ↓300 ↑50 Mbit/s Variante Advanced ↓150 ↑50 Mbit/s |
5G: | Nein | |
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct, Miracast |
|
Bluetooth: | 4.1 | |
Ortung: | A-GPS, GLONASS, BeiDou | |
Weitere Standards: | USB-C 3.1, NFC | |
SIM-Karte: | Nano-SIM Variante Nano-SIM, Dual-SIM |
Nano-SIM Variante Nano-SIM, Dual-SIM |
Akku: | 3.000 mAh (11,60 Wh) austauschbar, kabelloses Laden |
3.340 mAh (12,90 Wh) austauschbar, kabelloses Laden |
Größe (B×H×T): | 73,2 × 145,0 × 8,20 mm | 78,4 × 151,9 × 8,10 mm |
Schutzart: | – | |
Gewicht: | 150 g | 165 g |
Preis: | 599 € | 699 € |
Design & Verarbeitung
Die alten Lumia-Designer scheinen Microsoft verlassen und die Surface-Designer noch nicht für Smartphones das Ruder übernommen zu haben. Das Design des Lumia 950 lässt sich weder in die eine noch in die andere Kategorie einsortieren. Weder alte Lumia-Kunden noch Surface-Kenner können beim Lumia 950 sagen: Ja, das ist eindeutig ein Produkt von Microsoft. Langweilig ist das falsche Wort, besonders elegant oder gar auffällig ist das Lumia 950 aber nicht gestaltet worden – funktional trifft es besser.
Die Vorderseite dominiert eine durchgehende Scheibe aus Gorilla Glass 3 von Corning, die einzig durch den Microsoft-Schriftzug etwas aufgelockert wird. Alle Windows-Tasten bringt Microsoft auf dem Display in Software gelöst unter, im Rahmen rund um das Displays sitzen gut versteckt mehrere Kameras und Mikrofone. Ähnlich wie beim One M9 von HTC ist auch das Display des Lumia 950 auf das Gehäuse aufgesetzt, sodass zur Seitenkante eine kleine Treppenstufe sichtbar ist.
Seitenränder und Rückseite sind aus einem Bauteil aus mattem Kunststoff gefertigt, das abgenommen werden kann, um Zugriff auf den Akku sowie SIM- und Speicherkarten zu erhalten. Microsoft bringt alle Tasten auf der rechten Seite des Lumia 950 unter. Von oben nach unten sind das: Lautstärke, Ein/Aus und die zweistufige Taste für die Kamera. Damit lässt sich im ersten Schritt fokussieren und anschließend auslösen.
Die Verarbeitung stimmt, die Materialwahl nicht
Die Verarbeitung ist Microsoft gut gelungen, die Materialwahl ist im Preissegment von 600 Euro aber unpassend. Ein Gehäuse aus Magnesium, so wie es Microsoft bei den Surface-Geräten nutzt, hätte den neuen Smartphones deutlich besser gestanden und das Segment mit einem neuen Material erfrischend ergänzt. Stattdessen sieht das Lumia 950 sehr zweckerfüllend aus, was per Definition nicht schlecht ist, aber in einer Welt, in der Smartphones auch für Lifestyle stehen, nicht jede Käuferschicht ansprechen wird. Letzten Gerüchten zufolge wird ein „Surface Phone“ aber im Jahr 2016 erscheinen.
Display
Nach dem letzten echten Lumia-Flaggschiff, dem 930, das mittlerweile seit rund anderthalb Jahren auf dem Markt ist, setzt auch das Lumia 950 wieder auf ein AMOLED-Display von Samsung. Lumia 950 und Lumia 950 XL teilen sich in 5,2 und 5,7 Zoll auf. Die Auflösung lässt Microsoft zwischen beiden Geräten aber unverändert. Das bedeutet: 2.560 × 1.440 Pixel stehen Windows 10 Mobile für die Darstellung des Betriebssystems zur Verfügung. Weil das Display des Lumia 950 etwas kleiner als das der XL-Variante ist, fällt die Pixeldichte mit 564 zu 518 ppi sogar etwas höher beim günstigeren Modell aus.
Wer Pixel mit bloßem Auge auf dem Lumia 950 erkennen will, wird nicht fündig. Das Panel löst sehr fein auf und bietet eine gestochen scharfe Darstellung. AMOLED-typisch ist der enorm hohe Kontrast, der echtes Schwarz ermöglicht. Windows-Menüs, die viel Schwarz und Weiß nutzen, sehen deshalb besonders gut auf dem Lumia 950 aus. Das funktioniert auch dann noch, wenn in den hellen Darstellungsmodus von Windows gewechselt wird. Dank der AMOLED-Technik sehen auch die frei wählbaren Akzentfarben sehr gut auf dem Display aus.
Die maximale Helligkeit gibt es im Boost-Modus
In puncto Helligkeit haben AMOLED-Displays jedoch häufig das Nachsehen. Die besten Panels sichert sich Samsung selbst: Bis zu 575 cd/m² hell leuchtet beispielsweise das Galaxy S6. Das Lumia 950 landet im gehobenen Mittelfeld mit 415 cd/m² im Boost-Modus. Wer beim Lumia 950 die Display-Helligkeit manuell selbst reguliert, erreicht maximal circa 305 cd/m². Erst im Automatikmodus bei Erkennung einer hellen Lichtquelle schaltet das Panel in den Boost-Modus und gibt weitere 100 cd/m² frei. In diesem Modus verschiebt sich der Weißpunkt von 6.900 auf etwas kühlere 7.200 Kelvin.
Microsoft stimmt das Display deutlich natürlicher als Samsung bei den Galaxy-Smartphones ab. Die Darstellung auf dem Lumia 950 ist in etwa vergleichbar mit dem AMOLED-Foto-Modus von Samsung. Microsoft bietet somit viele Vorteile der AMOLED-Technik, ohne all deren Nachteile mitzunehmen.
Auf dem Lumia 950 wieder mit dabei ist der Glance Screen genannte Statusbildschirm bei ausgeschaltetem Display. Ist das Display deaktiviert, können auf diesem dennoch Informationen wie Uhrzeit und Datum oder Benachrichtigungen eingeblendet werden. Inhalte können auf dem Glance Screen für 30 Sekunden, 15 Minuten oder immer nach dem Ausschalten des Display angezeigt werden – optional auch immer bei angeschlossenem Ladegerät. Wer den Glance Screen nicht nutzen möchte, kann ihn einfach in den Einstellungen unter der Übersetzung „Blick-Bildschirm“ deaktivieren.