Lumia 950 mit Continuum im Test: Dieser Hosentaschen-PC braucht mehr Universal Apps
4/4Laufzeiten
Im Lumia 950 steckt ein mit 3.000 mAh (11,6 Wh) eigentlich potenter Akku. Zumindest im Multimedia-Betrieb beim Abspielen von YouTube-Videos hält das Smartphone dennoch nicht besonders lange durch. Mit einer Laufzeit von sechs Stunden landet das Lumia 950 im gleichen Nutzungsszenario sogar noch eine Stunde hinter dem Lumia 930, das mit 2.420 mAh (9,20 Wh) eigentlich einen schwächeren Akku bietet.
Dass das Lumia 950 zumindest bei diesem Test so schlecht abschneidet, könnte am noch unfertigen Windows 10 Mobile liegen. Microsoft liefert das Smartphone und seinen größeren XL-Ableger mit Build 10586 aus, das für ältere Lumia-Smartphones als Insider Preview angeboten wird. Auf den Karton des Smartphones müsste Microsoft eigentlich „Beta“ drucken. Wie kann es sein, dass Build 10586 beim Lumia 950 (XL) als fertiges Produkt angeboten wird und für andere Lumia-Smartphones als noch nicht fertige Version gilt? Microsoft wollte offenbar unbedingt noch dieses Jahr und zum Weihnachtsgeschäft mit den neuen Smartphones auf den Markt. Die finale Version von Windows 10 Mobile hat Microsoft unlängst auf das neue Jahr verschoben.
Zu einer dennoch gerade noch durchschnittlichen Bewertung im Bereich Laufzeit kann sich das Lumia 950 nur aufgrund seiner im Alltag ausreichenden Laufzeit retten. Rund einen bis anderthalb Tage ist das Lumia 950 ein sicherer Begleiter, wirklich sorgenfrei kann es aber nur genutzt werden, wenn es jeden Abend am Ladegerät hängt.
Beim Ladegerät leistet sich Microsoft einen Fauxpas, der in der Branche schon seit längerer Zeit nicht mehr gesehen wurde: Das Ladekabel ist fest mit dem Netzteil verbunden. Für die Verbindung zum PC liegt deshalb ein zweites USB-Typ-C-Kabel bei. Der neue Standard sorgt dafür, dass endlich nicht mehr nur Apple-Smartphones ohne Fummelei angeschlossen werden können. Das Netzteil des Lumia 950 liefert 15 Watt, sodass das Telefon schon nach einer halben Stunde mehr als zur Hälfte aufgeladen ist. Hinten raus dauert es etwas länger, ein kompletter Ladevorgang ist nach rund 100 Minuten abgeschlossen. Obwohl Microsoft USB 3.1 (Gen 1) mit theoretisch bis zu 5 Gbit/s für die Typ-C-Verbindung nutzt, konnten im Test beim Übertragen einer großen Datei von SSD über USB 3.0, das ebenfalls theoretisch bis zu 5 Gbit/s (625 MB/s) liefert, auf den internen Speicher des Smartphones maximal 34 MB/s erreicht werden.
Fazit
Das Lumia 950 will man mögen, immerhin ist es zusammen mit dem Lumia 950 XL das erste Windows-Flaggschiff seit rund anderthalb Jahren. Viele Microsoft-Kunden haben lange auf einen Nachfolger des Lumia 930 und Lumia 925 gewartet. Das Lumia 950 hat viele positive Eigenschaften, die zum Kauf anregen, Tatsache ist aber auch, dass Microsoft ein noch nicht ganz fertiges Produkt auf den Markt gebracht hat.
An der Hardware des Lumia 950 gibt es kaum etwas zu meckern. Das Design ist zwar relativ langweilig, die Zutaten stimmen aber. Das OLED-Display löst sehr hoch auf und hat eine gute Darstellungsqualität, der Snapdragon 808 ist ein leistungsstarkes SoC, das im Alltag kaum Wünsche offen lässt. Besonders gut gefällt auch die Kamera des Lumia 950.
Mit modernen Technologien wie USB Typ C, schnellem Aufladen und Windows Hello rundet Microsoft das Gesamtpaket gelungen ab. Die interessanteste Neufunktion ist aber Continuum, mit der sich das Smartphone im Handumdrehen zum Desktop-PC wandeln lässt. Zumindest für das Lumia 950 XL ist Continuum aufgrund einer Verkaufsaktion von Microsoft auch ohne Mehrkosten verbunden.
So spannend Continuum aber auch ist und so viel Potenzial es hat, es ist aber auch ein Indikator dafür, dass sich Windows 10 Mobile noch mitten in der Entwicklung befindet und somit auch das Lumia 950 wie ein noch nicht fertiges Produkt wirkt. Das Arbeiten über Continuum ist im Redaktionsalltag nicht möglich, weil diesem Vorhaben das Speichermanagement mit viel zu frühem Nachladen von Tabs im Browser im Weg steht. Außerdem ist das Angebot an Universal Apps noch sehr überschaubar, sodass Continuum rasch auf das Arbeiten mit den vorinstallierten Anwendungen von Microsoft reduziert wird. Der Windows Store muss dringend überarbeitet werden, damit Universal Apps als solche erkennbar sind, aktuell müssen Apps auf Verdacht heruntergeladen werden, nur um festzustellen, dass man schon wieder eine nicht kompatible App erwischt hat.
Das Lumia 950 ist deshalb eine Investition in die Zukunft, eine gute Basis hat Microsoft mit dem Smartphone bereits geschaffen. Wer das Smartphone nicht unbedingt unterm Weihnachtsbaum liegen haben muss, sollte den Kauf besser ins neue Jahr verschieben, wenn Windows 10 Mobile tatsächlich fertig ist und vielleicht mehr Entwickler das Potenzial von Universal Apps erkannt haben. Wer mit diesen aktuell noch bestehenden Einschränkungen keine Probleme hat und von Continuum angetan ist und damit experimentieren möchte, kann allerdings auch jetzt schon zum Lumia 950 greifen. Auch jetzt schon überwiegen die positiven Eigenschaften des Lumia 950 klar die negativen.
- hohe Alltags-Performance
- gute bis sehr gute Kamera
- hochauflösendes OLED-Display
- sehr gute Verarbeitung
- Continuum hat viel Potenzial
- schnelles Aufladen über USB Typ C
- alle modernen Übertragungsstandards
- Windows Hello funktioniert zuverlässig
- Speicher erweiterbar
- Akku wechselbar
- sofortige Updates direkt vom Hersteller
- kaum Universal Apps verfügbar
- Windows 10 Mobile noch nicht fertig
- Speichermanagement unter Continuum
- Netzteilkabel fest verbaut
- Laufzeit schwankt
Verfügbarkeit & Preise
Das Lumia 950 ist seit Anfang Dezember in den Farben Schwarz und Weiß zur unverbindlichen Preisempfehlung von 599 Euro als Single- und Dual-SIM-Variante verfügbar. Das größere Lumia 950 XL gibt es in denselben Farben, das Smartphones kostet 699 Euro (UVP) und wird von Microsoft in Deutschland derzeit einzig als Single-SIM-Modell angeboten. Das Display Dock kostet regulär 109 Euro, wird aber noch bis zum 31. Januar 2016 für Käufer des Lumia 950 (XL) kostenlos angeboten.
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