Smartwatch: Swatch sammelt eifrig Patente
Eine echte Smartwatch gibt es vom Uhren-Riesen Swatch bislang nicht. Nach erfolglosen Technologie-Experimenten in der Vergangenheit sind die Schweizer vorsichtig geworden und bieten mit der Swatch Touch Zero One aktuell nur einen Fitnesstracker speziell für Beachvolleyballer an.
Um aber nicht irgendwann von einem Smartwatch-Trend überrumpelt zu werden und ins Hintertreffen zu geraten, sorgt das Unternehmen mit einer Vielzahl von Patenten vor. Laut der US-amerikanischen Patentrechtskanzlei Envision IP hat der Uhrenkonzern in den vergangenen Jahren in den USA und international insgesamt 173 Patentanträge eingereicht, die Smartwatches und vernetzte Uhren betreffen, wie Bloomberg Business berichtet. Die meisten von ihnen sollen auf die Zeit seit 2012 fallen.
Mit der selbst entwickelten und patentierten Technik sei Swatch im Fall der Fälle in der Lage, auch ohne Partner aus der Telekommunikationsbranche eine Smartwatch auf den Markt zu bringen – ganz anders als TAG Heuer mit dem Modell Connected, für das Intel und Google ins Boot geholt wurden. Unter den in diesem Jahr eingereichten Patenten, die von der Swatch-Tochter Ingénieurs Conseils en Brevets verwaltet werden, finden sich beispielsweise eine Batterie, die Daten übertragen kann und ein Hochfrequenzempfänger.
Als konkreten Auslöser für die aktuelle Vorsicht nannte Swatch-Chef Nick Hayek bereits im August die vor mehr als zehn Jahren begonnene Partnerschaft mit Microsoft im Rahmen der SPOT-Plattform für intelligente Armbanduhren. Die Ohnmacht gegenüber Microsofts Entscheidung, das Projekt letztlich nicht weiter zu verfolgen, führte zur aktuellen Konzernpolitik, sich nicht auf die Plattformen Dritter zu verlassen.
Generell kritisierte Hayek in der Vergangenheit mehrfach die aktuellen Smartwatches. Diese hätten eine viel zu kurze Batterielaufzeit – die Swatch Zero One soll mit einer Batterie bis zu neun Monate auskommen – und böten vor allem Funktionen, die Smartphones bereits besser beherrschten. Ob und wann Swatch den eigenen Patent- und Technik-Pool für eine echte Smartwatch nutzen wird, ist offen und seitens des Konzerns ist hierzu aktuell auch nichts zu erfahren.
Bekannt ist aber zumindest, dass Swatch Anfang des kommenden Jahres in einigen westlichen Märkten das Modell Bellamy auf den Markt bringen wird – eine Armbanduhr mit NFC-Chip, die sich beispielsweise für kontaktlose Zahlungsvorgänge nutzen lässt. Vom NFC-Chip abgesehen ist die in China bereits für umgerechnet 90 US-Dollar erhältliche Bellamy aber eine normale Armbanduhr und da die passive NFC-Funktion keinen Strom benötigt, soll auch die Batterielaufzeit nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.
Darüber hinaus soll es aber pünktlich zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio mit der Swatch Touch Zero Two eine zweite Interpretation des Themas Smartwatch geben – wie auch immer diese dann genau aussehen wird.