Ubuntu: Shopping-Linsen werden vorerst deaktiviert
Ubuntu-Entwickler Will Cooke gab in seinem Blog bekannt, dass mit Ubuntu 16.04 die Shopping-Linsen standardmäßig abgeschaltet sind. Die im Original als Scopes bezeichneten und mit Ubuntu 12.10 eingeführten Online-Suchen aus der Oberfläche von Unity 7 heraus haben seit ihrer Einführung für viel Unmut bei Anwendern gesorgt.
Der Grund für die Aufregung war, dass die Suche nach einem Stichwort auf der Festplatte eines Anwenders nicht auf den heimischen Rechner beschränkt blieb sondern auch in Bereichen des Internet gesucht wurde. Dabei wurden die Suchstrings, angeblich anonymisiert, auf einem Server von Canonical gespeichert. Canonical hatte die Shopping-Linsen in der Hoffnung eingeführt, darüber Einnahmen generieren zu können. Richard Stallman von der Free Software Foundation bezeichnete Ubuntu daraufhin als Spyware. Im Besonderen war Stallman über die Einbindung von Amazon erbost, da er das Unternehmen wegen zahlreicher fragwürdiger Praktiken in der Kritik sieht.
Mit Ubuntu 16.04 LTS wird nun ein vorläufiger Schnitt gemacht und die Scopes werden standardmäßig deaktiviert. Das muss aber nicht so bleiben, wie Will Cooke in seinem Blog schreibt. Mit Unity 8, dessen Einführung für Ubuntu 16.10 geplant ist, könnten die Linsen wieder eingeschaltet werden. Dort werde, so Cooke, eine Feinjustierung der Shopping-Linsen durch den Anwender möglich, die in Unity 7 nicht zu implementieren sei.
„Amazon commits many wrongs; by promoting Amazon, Canonical contributes to them“ Richard Stallman
Mit Ubuntu 16.04 ist eine Suche auf den heimischen Rechner beschränkt, jedoch kann der Anwender in den Einstellungen zu Sicherheit und Privatsphäre die Linsen bei Bedarf wieder zuschalten. Die Scopes von Amazon, Skimlinks bleiben auch danach deaktiviert und bedürfen einer weiteren Bestätigung zur Freischaltung.
Zudem werden einige Scopes gänzlich entfernt und stehen nur noch zur Installation in den Paketarchiven bereit. Diese sind die Linsen von Audacious, Clementine, gmusicbrowser, Gourmet, Guayadeque und Musique. Der Music Store wird mit Ubuntu 16.04 komplett entfernt.
Die Änderungen werden zum jetzigen Zeitpunkt vorgenommen, damit Canonical die Entwicklungsprioritäten sowie Serverbelastung und Netzwerkbandbreiten für die fünf Jahre der Unterstützung für 16.04 LTS besser kalkulieren kann. Außerdem soll der Übergang zu Unity 8 geebnet werden ohne unnötigte Altlasten mitzuschleppen.
Bestehende Installationen und deren Aktualisierungen sind nicht von den Änderungen an den Linsen betroffen, persönliche Einstellungen der Anwender diesbezüglich bleiben unangetastet. Die Entfernung des Music Store wirkt sich jedoch auch auf ältere Installationen aus. Die nötigen Änderungen am Code und den Servern werden derzeit durchgeführt, Cooke will Vollzug melden, sobald diese abgeschlossen sind. Die Änderungen betreffen sowohl den Desktop als auch Ubuntu Touch.