Amnesty International: Technologiekonzerne profitieren von Kinderarbeit
Die internationale Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat bei diversen Konzernen, darunter Apple, Samsung und Sony, mangelnde Eindämmungsversuche von Kinderarbeit kritisiert. Die Konzerne versäumen es, ausreichende Kontrollen durchzuführen, um Kinderarbeit aufzudecken, so Amnesty International.
Der Bericht der Menschenrechtsorganisation, welcher in Zusammenarbeit mit African Resources Watch (Afrewatch) entstanden ist, bezieht sich auf die Demokratische Republik Kongo. Dort arbeiten Kinder in Minen unter gefährlichen Bedingungen, um das für Lithium-Ionen-Akkus essenzielle Kobalt (chemischer Fachbegriff Cobalt) abzubauen; die jüngsten Minenarbeiter seien sieben Jahre alt. Paul, ein 14-jähriges Waisenkind, berichtet über die Arbeitszustände: „Ich verbrachte 24 Stunden am Stück in den Tunneln; ich kam morgens an und ging am nächsten Morgen. Meine Pflegemutter wollte mich zwar zur Schule schicken, aber mein Pflegevater war dagegen und beutete mich stattdessen über die Minenarbeit aus.“
Andere Kinder sollen bis zu 12 Stunden pro Tag arbeiten, bei einem umgerechneten Verdienst zwischen ein und zwei US-Dollar. UNICEF geht von etwa 40.000 minderjährigen Minenarbeitern im Süden des Kongo aus. Das afrikanische Land produziert über die Hälfte des weltweit verwendeten Kobalts.
Insgesamt interviewte Amnesty International 87 Minenarbeiter, davon 17 Kinder. Der Weg des Kobalts von der Mine bis zu den Technologiekonzernen beinhaltet mehrere Zwischenstationen. Kongolesische Händler verkaufen das Kobalt zunächst an Congo Dongfang Mining, einem Tochterunternehmen des chinesischen Konzerns Zhejiang Huayou Cobalt. Danach geht das Kobalt an drei asiatische Akkuhersteller, welche dann im letzten Schritt die großen Technologiekonzerne beliefern. Der Bericht von Amnesty International bezieht sich auf insgesamt 16 Kunden der Akkuanbieter, darunter Apple, Microsoft, Samsung, Sony sowie die Autohersteller Daimler und Volkswagen.
Als Fazit des Berichts appelliert Mark Dummett von Amnesty International an das soziale Gewissen der Konzerne: „Unternehmen, deren weltweite Gewinne insgesamt bei über 125 Milliarden Dollar liegen, machen sich unglaubwürdig, wenn sie angeben, nicht nachprüfen zu können, woher genau die wichtigsten Materialien ihrer Produkte stammen.“
Großkonzerne wiegen sich in Unschuld
Apple hat auf den Vorwurf von Amnesty International, sich nicht genug um den Schutz von Kindern vor Ausbeutung in Kobaltminen zu kümmern, reagiert und die Anschuldigungen von sich gewiesen: „Die Arbeit von Minderjährigen in unseren Zulieferbetrieben wird niemals toleriert und wir sind stolz darauf, an der Spitze unserer Branche zu stehen, was entsprechende Schutzmaßnahmen angeht.“ Apple führe „strenge Audits“ durch; sobald einem Zulieferer Förderung von Kinderarbeit nachgewiesen werde, müsse dieser zunächst dafür sorgen, dass die Kinder wieder sicher nach Hause kommen. Anschließend sei der Zulieferer verpflichtet, die Schulbildung des Kindes zu finanzieren, trotzdem den Arbeitslohn weiterzuzahlen und dem Kind, sobald es volljährig ist, einen Job anzubieten.
Samsung streitet die Anschuldigungen ebenfalls ab und spricht von einer „Null-Toleranz-Politik“ bezüglich Kinderarbeit; ähnlich wie Apple führe der Konzern regelmäßige und strenge Audits bei Zulieferern durch: „Wenn sich der Verdacht der Kinderarbeit erhärtet, werden die Verträge mit den entsprechenden Zulieferern sofort beendet.“ Auch Sony gibt an, auf Missstände bei Zulieferbetrieben zu achten; nicht nur bei der Förderung von Mineralien werde auf die Einhaltung von Menschenrechten geachtet.