Hassbeiträge: Facebook lässt von Deutschland aus löschen
Facebook beschäftigt mittlerweile auch in Deutschland ein Team von mehreren Hundert Mitarbeitern, um die von Nutzern gemeldeten Beiträge zu überprüfen. So soll der Umgang mit Hassbeiträgen verbessert werden, für den das soziale Netzwerk seit geraumer Zeit kritisiert wird.
Die neuen Mitarbeiter sind nicht direkt bei Facebook angestellt, wie der Spiegel in der aktuellen Ausgabe berichtet. Stattdessen wurde die Bertelsmann-Tochter Arvato mit der Überprüfung und Löschung von gemeldeten Beiträgen beauftragt. Für diesen Zweck hatte das Unternehmen in den letzten Monaten eine dreistellige Anzahl von „customer care agents“ gesucht und eingestellt.
Das Ziel der Maßnahme ist klar: Nutzerbeiträge, die gegen die Richtlinien des sozialen Netzwerks verstoßen, sollen nun schneller entfernt werden. So erklärte auch die Facebook-Sprecherin Tina Kulow gegenüber dem Spiegel: „Mit dieser Investition möchte Facebook dafür sorgen, dass Meldungen von Inhalten, die gegen unsere Gemeinschaftsstandards verstoßen, noch effektiver bearbeitet werden können.“
Dass Handlungsbedarf bei dem Umgang mit Hassbeiträgen besteht, wurde vor allem in den letzten Monaten deutlich. Sowohl Nutzer als auch Politiker kritisieren, dass Facebook bei den Löschungen willkürlich vorgeht. Vor allem infolge der Flüchtlingskrise wurden zahlreiche Beiträge nicht entfernt, obwohl der Inhalt offensichtlich rassistisch ist.
Einer der Vorwürfe lautete daher, dass Facebook zu wenig Personal beschäftigt, um sämtliche gemeldeten Kommentare adäquat zu prüfen. Hinzu kommt: Das für Deutschland zuständige Community Team sitzt in Dublin. Daher liegt der Verdacht nahe, dass sich zu wenige Muttersprachler mit den deutschen Nutzerkommentaren befassen. Nun soll sich die Situation laut Spiegel aber verbessern, indem die Arvato-Mitarbeiter das „community operations team“ in Dublin unterstützen.
Kleine Schritte gegen den Hass in sozialen Netzwerken
Die neuen Mitarbeiter sind letztlich aber nur ein weiterer Mosaikstein, um gegen die Hassbeiträge in dem sozialen Netzwerk vorzugehen. Schon Ende letzten Jahres hatte sich Facebook mit dem Bundesjustizministerium auf einen Maßnahmenkatalog verständigt, der unter anderem kürzere Löschfristen, mehr Transparenz und verbesserte Melde-Tools beinhaltet.
Dass es sich bei all dem nicht um den großen Wurf handelt, den sich im letzten Jahr Viele erhofft hatten, liegt allerdings an der Komplexität der Aufgabe. Denn die Bewertung der Nutzerkommentare ist stets ein Balanceakt um die Frage, wann Meinungsfreiheit aufhört und Hass anfängt.
Dass politische Vorgaben in diesem Fall auch nur bedingt weiterhelfen, zeigt derweil ein Vorschlag der CSU, der Anfang Januar auf der Klausurtagung im bayerischen Wildbad Kreuth erfolgte. So heißt es in dem Positionspapier „Terrorismus wirksam bekämpfen“ (PDF-Datei): „Volksverhetzende und rassistische Begriffe müssen bereits zuvor, soweit technisch möglich, herausgefiltert werden. Automatisch generierte Propaganda-Inhalte sind durch wirksame Plausibilitätsprüfungen auszuschließen.“ De facto würde das aber bedeuten, dass praktisch sämtliche Nutzerbeiträge vorab gefiltert werden müssten. Und das so ein Filterprogramm in der Praxis vernünftig funktioniert, ist bei einem sozialen Netzwerk wie Facebook praktisch ausgeschlossen.