Deserts of Kharak im Test: Homeworld in der Wüste
Vorwort
Zwölf Jahre nach Homeworld 2 erscheint mit „Deserts of Kharak“ ein Prequel der altehrwürdigen Strategiespielserie. Statt im kalten Weltraum spielt die Handlung nun in der Wüste, während der dreidimensionale Raum mit seinen komplexen Flottenmanövern mehr oder weniger flachem Sand weicht. Kein Wunder: Angekündigt wurde der Titel ursprünglich schon 2010 als „Shipbreakers“, was zusammen mit der kurzfristigen Ankündigung eines Erscheinungstermins ohne nennenswerte spielerische Details kaum einen Monat vor dem genannten Datum auch unter ComputerBase-Lesern berechtigte Skepsis hervorrief und im Vorfeld Zweifel an der Qualität des Spiels weckte.
Systemanforderungen
Technisch ist Deserts of Kharak ein solides Spiel, das sich lediglich zwei Schwächen leistet: Trotz der eigentlich moderaten Systemanforderungen können große Schlachten der Einzelspieler-Kampagne kurzzeitig zum Einbrechen der ansonsten auch in UHD-Auflösung auf 60 FPS fixierten Bildwiederholrate auf 25 bis 30 FPS führen. Abseits dieser sporadischen Aussetzer fallen lediglich die ausgedehnten Ladezeiten negativ auf.
Komponente | Testsystem | Herstellerempfehlung |
---|---|---|
Betriebssystem | Windows 10 (64 Bit) | Windows 7 SP1 oder neuer (64 Bit) |
Prozessor | Core i7-4790k | Intel Core i7-950 AMD A10 5800K |
Arbeitsspeicher | 16 GByte | 8 GByte |
Grafik | GeForce GTX 980 Ti | Nvidia GeForce GTX 770 AMD Radeon HD 7770 |
Festplattenspeicher | circa 12 GByte | |
Internetanbindung | Für Steam-Aktivierung, Multiplayer |
Unbefriedigendes Vorspiel
Wachsende Wüsten auf einem Wüstenplaneten sind selten ein gutes Zeichen für die Zukunft. Für die Bewohner von Kharak verspricht der Griff nach den Sternen Rettung, der durch ein außerirdisches Artefakt in Mitten eines besonders heißen Sandmeeres möglich werden soll. Das wird jedoch von religiösen Fanatikern bewohnt, die Raumfahrt für das ultimative Sakrileg halten und ihrem Unmut schon vor Aussendung einer Forschungsexpedition gebührend Luft machen.
Homeworld beginnt folglich – wieder einmal – mit der Flucht vor überlegenen Feinden, geht in eine Odyssee über und mündet schließlich in der finalen Konfrontation am Ziel aller Sehnsüchte – das ist bis hin zum Design der Fahr- und Flugzeuge fast das, was 1999 veröffentlicht wurde, nur in die Wüste versetzt und nicht mit Eden, sondern Relikten einer fremden Zivilisation als zentrale Triebfeder.
Über die Verbeugung in Richtung der Serienveteranen kommt Homeworld jedoch kaum hinaus. Fans der Reihe, welche die alte Geschichte nach 17 Jahren noch im Kopf haben, können sich über die zahlreichen Querverbindungen freuen, Neueinsteiger werden jedoch nicht an das Setting herangeführt: Den nötigen Horizont setzt Blackbird Interactive gnadenlos voraus, ohne Kontext und Kenntnisse fehlt der Suche nach Relikten und der „primären Anomalie“ in der Wüste von Kharak derjenige Scheinwerfer, der Licht in das Dunkel des „Warum“ vieler Begebenheiten bringt.
Neulinge vermissen so mitunter eine gewisse Logik hinter den Vorgängen. Über Geschichte und Kultur der Kushan und ihre Beweggründe klärt das Spiel nicht auf, sondern bleibt bemerkenswert vage – es ist weniger ein Ausbau des Universums als eine Vorgeschichte, die als eigenständige Erzählung unzulänglich bleibt und vielmehr als einzelne Episode im direkten Kontext von Homeworld betrachtet werden möchte. Den Zusatz „A Homeworld Story“ trägt der Titel schwerlich zu unrecht.
Doors at 50 percent, looking good!
Enthusiastischer Kommentar beim Öffnen einer Hangartür
Die „Rückverfremdung“ des eigentlich nur als geistiger Nachfolger der Homeworld-Reihe konzipierten „Shipbreakers“ hinterlässt so die ein oder andere Nahtstelle. Wird das größere Ganze reduziert auf eine einfache Formel – religiöse Fanatiker stören den Frieden – und von Aufmerksamkeit ausgeschlossen, funktioniert zumindest die Geschichte einer Expedition ordentlich. Die Reise hinter feindliche Linien setzt Blackbird deutlich packender und geschlossen in Szene. Als Geschichte einer Expedition funktioniert das Spiel, ausgenommen einiger stolpernder Zwischensequenzen, folglich besser.