Lenovo Yoga 900 im Test: Wieder mehr Notebook auf Kosten des Tablets
2/5Hohe Qualität bei Bild und Ton
Lenovo verbaut seit dem Yoga 2 Pro einen 13,3 Zoll großen IPS-Touchscreen mit der hohen Auflösung von 3.200 × 1.800 Pixel (QHD+). Es handelt sich um das Samsung-SDC454A-Panel mit RGBW-PenTile-Matrix und einer Pixeldichte von 276 Pixel pro Zoll (ppi). Das Seitenverhältnis liegt bei 16:9.
Eine maximale Helligkeit von knapp 290 Candela pro Quadratmeter reicht für eine gute Lesbarkeit auch an hellen Tagen. Konkurrenten überbieten diesen Wert, weit abgeschlagen ist das Yoga 900 allerdings nicht. Direktes Sonnenlicht sollte bei spiegelnden Bildschirmen sowieso immer gemieden werden.
Die Leuchtdichte ist homogen verteilt und lässt sich sehr weit herunterregeln, ohne dass störendes Flackern der Hintergrundbeleuchtung auffällt. Mit einem tiefen Schwarzwert darf leider nicht gerechnet werden, trotz guten Kontrasts von 840:1 erscheinen dunkle Flächen leicht gräulich. Backlight-Bleeding ist bei dem Testmodell nicht feststellbar. Sehr wohl aber wird die auffällig hohe Blickwinkelstabilität ersichtlich, die Farben werden unabhängig von der Nutzerposition sehr satt dargestellt.
276 ppi bleiben auch unter Windows 10 problematisch
Trotz über mehrere Iterationen von Windows optimierter Integration von hochauflösenden Bildschirmen begegnen dem Nutzer auch mit Windows 10 auf dem Yoga 900 noch matschige Schriften und Menüs oder aber unfassbar klein dargestellte Programmfenster. Ein paar wenige Anwendungen, mehr „Programme“ als „Apps“, arbeiten mit absoluten Pixelmengen für die Darstellungsgröße und zeigen sich inmitten der 5,76 Millionen Pixel unbedienbar winzig. Ausgerechnet die Adobe Creative Suite gehört dazu. Versierte Nutzer können dafür eine aufwendige Problemlösung mit halbwegs befriedigender Darstellung als Resultat anstreben, eine einfachere, aber ebenso wenig perfekte Lösung ist die Reduktion der Bildschirmauflösung.
Überraschend gut präsentiert sich die Audiowiedergabe, wenn auch nicht ab Werk. Lenovo deutet es mit größeren Lautsprecher-Öffnungen schon an: Das Stereosystem von JBL mit Dolby-DS-10-Home-Theater-Zertifikat liefert mit ein bisschen Spielerei im Equalizer der Dolby-Audio-App ein voluminöses Klangbild. In sämtlichen Voreinstellungen wird der Bass hingegen vernachlässigt, manuell nachgeregelt steht dem Serien- und Filmvergnügen dann aber nichts im Weg.
Anzumerken ist, dass sich je nach Position und Nutzungsmodus deutlich verschiedene Akzentuierungen ergeben. Die Dolby-Audio-App erkennt, ob das Yoga 900 beispielsweise im Zeltmodus aufgestellt wurde, und passt die Soundausgabe an. Darauf hat der Nutzer keinen Einfluss. Dass der mühsam eingestellte, perfekte Klang nun vom System zunichte gemacht wird, irritiert und schränkt die Freiheit der flexiblen Nutzungsmodi ein, sobald Klangausgabe im Spiel ist.
Eingabemix für eine Vielfalt an Nutzern
Lenovo führt das Yoga 900 nicht unter den günstigeren Multimedia-Notebooks, sondern im Premiumsegment und mit Fokus auf Produktivität. Im ersten Moment erscheint die Chiclet-Tastatur da etwas ungewohnt. Trotz deutlichen Druckpunktes kommt es zu unbeabsichtigten doppelten oder fehlenden Auslösungen und häufigem Suchen der kurz geratenen Rücktaste. Ab der Hälfte dieses Testberichts fand sich jedoch der richtige Anschlag.
Lenovo hat eine Funktionstastenreihe eingeführt und erhöht den Komfort der Tastatur mit einer breiteren Handballenauflage. Eine weitere Komfortfunktion, die Hintergrundbeleuchtung, hat sich auch geändert, aber nicht unbedingt zum Besseren. Es gibt nun zwei Helligkeitsstufen, durch die komplett schwarze Färbung der einzelnen Tasten verringert sich die Treffsicherheit jedoch im Dunkeln. Die Konturen der Tasten sind nun schwerer auszumachen.
Das Touchpad liefert dagegen keinen Grund zur Kritik und arbeitet präzise mit angenehmer Haptik. Der kontrastreiche Übergang von der Gummierung zur Milchglasoberfläche trägt zum hochwertigen Eindruck bei.
Je nachdem, wie groß der Erfahrungsschatz mit dieser Eingabevielfalt ist, erhöht sich der Bedienkomfort. Es gibt Leute, die können nicht auf den roten TrackPoint inmitten der ThinkPad-Tastatur verzichten. Der Autor gehört in das Lager der Nutzer, die aus Gewohnheit auch auf Non-Touch-Displays fassen und das TouchPad nur noch für sporadisches Platzieren des Cursors gebrauchen. Wie schon erwähnt, bedeutet es mitunter Aufwand, diesen Gebrauch zu adaptieren.
Das Touch-Display erleichtert den Umgang in der Freizeit
Ein Touch-Display erfüllt das 2-in-1-Versprechen dahingehend, dass das Yoga 900 mit seiner Flexibilität mehr digitale Freizeit in Beschlag nimmt. Wo für das Shopping auf der Couch sonst der Griff zum Tablet erfolgte, können nun auch auf 13,3 Zoll die Rezensionen durchgeackert werden. Eine kleine Fotoshow, ob auf dem Yoga-Display oder drahtlos angebundenem Smart-TV, wird durch Wischgesten und Pinch to Zoom deutlich individueller als der 3-Sekunden-Bildwechsel traditioneller Slideshows. Im Zeltmodus auf dem Frühstückstisch liefert das Yoga eine bequeme Navigation durch den Pressespiegel oder gibt Podcasts und Interviews wieder, die mit dem einzigen Finger ohne Marmelade dran über den Bildschirm aufgerufen werden.