Verschlüsselung: US-Regierung soll Hintertüren ausschließen
Bei einem Treffen zwischen Vertretern der IT-Branche und Mitarbeitern diverser US-Behörden hat sich Apple-Chef Tim Cook erneut gegen Hintertüren in Verschlüsselungen ausgesprochen. Das Weiße Haus müsse nun endlich klar Stellung beziehen und sich eindeutig zugunsten vollverschlüsselter Dienste positionieren.
Der Apple-Chef kritisierte die Obama-Regierung für ihren Mangel an Führungsstärke beim Thema Verschlüsselung und forderte eine „klare öffentliche Aussage“, welche Behörden-Zugriffsmöglichkeiten auf verschlüsselte Internetdienste ablehnt, wie The Intercept berichtet. Die Apple-Kommunikationsdienste iMessage und FaceTime funktionieren bereits standardmäßig mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, was einen Abgriff der Nutzerdaten weder für Apple noch für andere Dritte ermöglichen soll.
Tim Cook warnte schon mehrfach davor, Hintertüren für Behörden könnten ebenso von Kriminellen ausgenutzt werden und würden daher nicht nur Datenschutz-Bedenken auslösen, sondern ebenso ein potenzielles Sicherheitsrisiko darstellen. Ein von Großbritannien geplantes Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung inklusive des Verbots von Ende-zu-Ende-Verschlüsselungen hatte Cook im letzten Jahr ebenfalls scharf kritisiert.
Der ebenfalls auf dem Treffen anwesende FBI-Chef James Comey trat dagegen dafür ein, dass IT-Konzerne Behörden einen Zugang zu verschlüsselten Diensten gewähren sollen. Sein Argument: Nicht nur unbescholtene Bürger nutzen diese Dienste, sondern auch Kriminelle und Terroristen machen regen Gebrauch davon, um illegale Aktivitäten zu planen und durchzuführen. Daher sei es im Interesse der nationalen Sicherheit, wenn Polizei und Geheimdienste unter bestimmten Umständen auf die entsprechenden Nutzerdaten von IT-Riesen wie Apple und Google zugreifen dürfen. Comey hat Technologie-Unternehmen schon wiederholt dazu aufgefordert, ihr „Geschäftsmodell“ zu ändern und Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nicht mehr standardmäßig zu aktivieren.
Die Zusammenkunft zwischen IT-Führungspersönlichkeiten und Behördenvertretern kam in der vergangenen Woche auf Initiative der US-Regierung zustande, um Methoden zur Terrorismusbekämpfung zu diskutieren. Es gehe darum, zu erörtern, ob es Technologien gebe, die es Terroristen erschweren, sich über das Internet zu mobilisieren. Die ebenfalls teilnehmende US-Justizministerin Loretta Lynch sprach sich für eine „Balance“ zwischen Privatsphäre und nationaler Sicherheit aus, deren Details innerhalb der Regierung noch erörtert werden müssten.
Zu den teilnehmenden Behördenvertretern gehörten außer James Comey und Loretta Lynch auch NSA-Boss Michael Rogers, US-Geheimdienstdirektor James Clapper, Homeland-Security-Chef Jeh Johnson sowie der Stabschef des Weißen Hauses, Denis McDonough. Zu den vertretenen Technologie-Konzernen gehörten Apple, Cloudflare, Dropbox, Facebook, Google, LinkedIn, Microsoft und Twitter.