Between Me and The Night im Test: Der schmale Grat zwischen normal und verrückt
Ein rothaariger Junge erwacht in der zwielichtigen Umgebung seines Zimmers im Dachgeschoss eines großen Hauses. Eine altbackene Spielkonsole, Poster, Bücher, Ritterfiguren und Miniatursoldaten – auf den ersten Blick scheint alles ganz normal. Eine Idylle, wie sie wohl viele Jugendzimmer der 1980er-Jahre geziert hat.
Doch in dem Haus scheinen seltsame Dinge vorzugehen. Die Mutter ruft zum Frühstück, doch anstelle seiner Familie findet der Junge überall nur Schemen vor. Eine Notiz am Kühlschrank deutet an, dass seine Familie unterwegs ist. „Füttere bitte die Katze und mäh' den Rasen“, schreibt die Mutter. Aber wo sind alle hin? Wann kommen sie wieder? Ist der Junge verrückt? Und was hat es mit den Kreaturen auf sich, die durch das Haus spuken?
Ein Spiel, das vom Artwork lebt
Wer das Genre mag, wird sich beim Blick auf das Artwork von Between Me and The Night an manchen Klassiker erinnert fühlen. Und doch gehen die Entwickler des kleinen Studios RainDance einen eigenen Weg: Die seelischen Probleme, die unseren Protagonisten nach einem Trauma zu plagen scheinen, finden Eingang in eine wunderbar einfache, zugleich aber auch besondere und bedrückende 2D-Grafik.
Beim Gameplay richtet sich der Titel ganz klar an Puristen. Wir erkunden die Umgebungen und stoßen überall auf eventuell nützliche Gegenstände. Was hat es mit den Schallplatten der Mutter auf sich? Was könnte man mit dem Blumenstrauß auf der Anrichte anstellen? Am Ende läuft alles auf die richtige Kombination dieser Gegenstände hinaus. Erschwert wird die Rätselei durch ein kleines Inventar. Wir können die vielen Objekte nicht einfach alle einsacken, sondern müssen uns das bisher entdeckte Material merken, um richtig kombinieren zu können. Im Zweifel helfen Stift und Papier als Gedankenstütze.
Dieses Spiel verlangt nach Geduld
Stark ist dabei, dass die Zusammenhänge der Gegenstände selten völlig eindeutig sind. Und selbst wenn, ist der Nutzen – muss es immer einen geben? – nicht sofort klar. Dass die im Haus verstreuten Spielzeugritter gerne in die Burg gebracht werden möchten, leuchtet noch ein. Aber wozu? Ungeduldige Spieler werden an dieser Eigenschaft von Between Me and the Night schnell verzweifeln. Uns hat sie sehr gut gefallen, weil immer mal wieder eingestreute Minispiele – Lust auf ein Jump 'n' Run an der Konsole des Jungen? – regelmäßig für kurzweilige Abwechslung sorgen.
Hakelige Steuerung, kleinere Bugs
Technisch ist der gerade aus dem Early-Access-Status entlassene Titel, von der atmosphärischen Grafik abgesehen, noch nicht hundertprozentig ausgereift. Ab und an sind wir über kleine Bugs gestolpert, wobei wir einmal sogar ein Kapitel neu laden mussten, weil sich ein im Weg stehender Kistenstapel einfach nicht mehr bewegen ließ.
Für etwas Frust sorgt auch die hakelige Steuerung. Mit WASD bewegen wir uns durch die Umgebungen, Shift sorgt für einen Sprint und mit E wird interagiert. Über die linke Maustaste wird der anvisierte Gegenstand, etwa der Inhalt einer Kiste, herangezoomt. Weil man immer direkt neben dem jeweiligen Objekt stehen muss, bedeutet dies, dass man zur Untersuchung eines Zimmers ständig rein- und rauszoomen muss – ein Vorgang, der selbst uns als geduldige Spieler genervt hat.
Probier' mal was anderes
Trotz dieser technischen Einschränkungen können wir Between Me and the Night problemlos empfehlen, weil es sich in jeder Hinsicht angenehm vom Einheitsbrei absetzt. Wer auf der Suche nach einem ungewöhnlichen, langsamen und durchaus fordernden Point-and-Click-Adventure mit einer besonderen Thematik ist, sollte sich den auch für Mac OS entwickelten Titel unbedingt näher ansehen. Der Preis: Knapp 10 Euro.
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