Deutsche Telekom: Der Glasfaserausbau ist weiterhin zu teuer
Ein Glasfaseranschluss für jeden Haushalt ist nach Ansicht der Deutschen Telekom derzeit noch unrealistisch. Die Kosten für den Ausbau wären viel zu hoch. Daher setze der Konzern weiter auf die bestehenden Kupferkabel, erklärt Telekom-Deutschlandchef Niek Jan van Damme im Interview mit der Welt am Sonntag.
Erneut sind die hohen Investitionen der Knackpunkt. „Die 80 Milliarden Euro, die ein flächendeckender Glasfaserausbau kostet, hat niemand“, so van Damme. Ein weiteres Problem ist zudem die fehlende Nachfrage. Es gebe noch nicht genügend Kunden, die Bedarf an einem so schnellen Internetanschluss hätten. Derweil teste die Telekom aber die Möglichkeit, Kunden auf Wunsch einen Glasfaseranschluss zu legen – allerdings müssen diese dann auch den Ausbau bezahlen. Und das kann ziemlich teuer werden.
Mehr als 11 Gbit/s durch XG-Fast – zumindest im Labor
So hält die Telekom also weiterhin an der bekannten Strategie fest: Statt den Glasfaserausbau direkt voranzutreiben, sollen zunächst die bestehenden Kupferleitungen modernisiert werden. „Warum sollen wir nicht erst die Kupferleitungen ausreizen, da ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht“, erklärt van Damme. In diesem Kontext verweist er auf die XG-Fast-Technologie, die die Telekom erst vor kurzem zusammen mit Nokia in einem Laborversuch getestet hat. Dabei wurde eine Spitzengeschwindigkeit von über 11 Gbit/s erzielt.
Der Testlauf erfolgte aber auf zwei 50 Meter langen, gebündelten Paaren eines hochwertigen Kabels. Bei einem Kabel mit Standardqualität und einer Entfernung von bis zu 70 Metern unterstützt XG-Fast immerhin noch symmetrische Dienste mit 1 Gbit/s.
Der Haken: Bei XG-Fast handelt es sich – ähnlich wie bei G.Fast – um eine Inhouse-Technik. Der Einsatz ist also vor allem dann sinnvoll, wenn zuvor ein Glasfaserkabel bis zu den Häusern verlegt wurde (FTTH/B). Auf diese Weise wird der Ausbau zwar immer noch deutlich billiger, weil die Kupferkabel innerhalb der Häuser weiterhin genutzt werden können. Doch ein flächendeckender FTTH-Ausbau ist derzeit noch nicht geplant, weil die Investitionen schlicht zu hoch sind, wie van Damme in dem Interview mit der Welt am Sonntag erklärt.
Die Gegenwart heißt Vectoring
Zunächst will die Telekom ohnehin den Ausbau von Vectoring und Super-Vectoring vorantreiben. Dafür müssen lediglich die Kabelverzweiger aufgerüstet werden, um Geschwindigkeiten von bis zu 250 Mbit/s zu erreichen. Van Damme ist sich sicher, dass auf diese Weise die Breitbandziele der Bundesregierung umgesetzt werden können. Diese sehen vor, dass Anschlüsse mit 50 Mbit/s bis 2018 flächendeckend verfügbar sind.
Wie der Streit um den Vectoring-II-Antrag der Telekom zeigt, ist diese Strategie allerdings umstritten. Zahlreiche Verbände und selbst der Bundesrechnungshof kritisieren, dass Investitionen für die Vectoring-Technologie besser direkt in den Glasfaserausbau fließen sollten. Zumal das 50-Mbit/s-Ziel bis 2018 ohnehin zu niedrig ist, langfristig führe kein Weg an Gigabit-Netzen vorbei.