Steam VR Event: Kochen, Malen, Tüfteln und Tanzen in VR

Andreas Schnäpp
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Steam VR Event: Kochen, Malen, Tüfteln und Tanzen in VR
Bild: Owlchemy Labs

Einleitung

Auf dem Steam Developer Showcase in Seattle galt neben den bereits besprochenen Titeln weitere VR-Vielfalt zu entdecken: Unsere Eindrücke von der Begegnung mit dem „Exit Burrito“ im Job Simulator, den verrückten Erfindungen in „Fantastic Contraption“, dem dreidimensionalen Malen und Staunen in Tilt Brush sowie dem neuesten Projekt des Audiosurf-Schöpfers Dylan Fitterer.

Job Simulator – Begegnung mit dem „Exit Burrito“

Eine wichtige Lektion, die uns der Job Simulator während unseres ersten VR-Arbeitstags im Rahmen der Gamescom 2015 lehrte, lautete: Mit Essen spielt man. Auf dem Steam Developer Showcase in Seattle hatte ComputerBase erneut die Möglichkeit, in der virtuellen Küche reales Chaos anzurichten.

Bis auf die grobe Aufgabenstellung, Speisen für die Roboter-Kundschaft zuzubereiten, hatte die in Seattle gezeigte Demo nur noch wenig mit der Küchenumgebung gemein, die wir noch von unserem ersten Ausflug in den Job Simulator kannten. Es hat sich viel getan, seitdem wir das Spiel aus dem Hause Owlchemy Labs zuletzt sahen. So gab es unter anderem neue Küchenutensilien und Zutaten zu entdecken als auch eine komplett neue Spielumgebung: Statt inmitten grauer Kacheln arbeiteten wir diesmal in einem offenen Küchenkonzept, bei dem wir über die Theke hinaus in den Essensraum unseres Restaurants blicken konnten.

Als Multiplatform-VR-Titel sind die Entwickler den Schritt gegangen, unterschiedlich große Spielumgebungen für die verschiedenen VR-Plattformen anzufertigen, um die jeweiligen Stärken und Schwächen der bald erhältlichen Systeme auszunutzen. Lighthouse-Tracking sei Dank, bekommen Spieler mit „Steam VR“-Systemen wie der HTC Vive die 360-Grad-Versionen der nicht ganz ernst gemeinten Roboter-Geschichtsstunde zu spielen.

Platzmangel? Kein Problem!

Doch selbst in „room scale“-VR lässt sich in der virtuellen Küche nicht alles auf dem zur Verfügung stehenden Raum unterbringen, das normalerweise in einer Küche Platz findet. Statt den Spieler durch riesige Küchen marschieren zu lassen, um bestimmte Küchengeräte zu erreichen, haben sich die Entwickler eine komfortable Lösung einfallen lassen: Multifunktionsstationen, die mit der Betätigung eines Drehschalters das gewünschte Utensil zum Vorschein bringen.

Wo vor wenigen Sekunden noch eine Spüle war, findet sich einen Handgriff später ein Toaster wieder, der uns bei der Zubereitung der Beilage zum Frühstück mit Bacon und Ei behilflich ist. Beim Hereinflattern der nächsten Bestellung, die einen frisch aufgebrühten Tee vorsieht, versinkt der Toaster in der Arbeitsfläche, nachdem wir den Drehschalter auf die Spüle zurückgedreht haben, um an Wasser für unsere Teekanne zu kommen. Das klingt zwar nicht realistisch, muss es aber glücklicherweise auch nicht sein, schließlich versuchen uns Roboter im Jahr 2050 gerade einen Eindruck davon zu vermitteln, wie Jobs sich mal angefühlt haben, bevor die mechanischen Helfer sie allesamt übernommen haben.

Die nächste Bestellung erfordert ein bisschen Kreativität: Einzige Vorgabe ist eine Suppe – welche Zutaten darin landen, ist dem Koch selbst überlassen. Während wir das Frühstück kurz vorher noch mit einem ballaststoffreichen Zusatz versehen haben – der Notizzettel mit den Bestellungsdetails landete kurzerhand direkt mit auf dem Grill und als krosse Beilage zwischen den Speckstreifen – soll das Gericht diesmal besonders durch seine Zusammensetzung bei den Geschmackssensoren der blechernen Kundschaft punkten.

Doch bevor der Kochtopf mit all jenen Zutaten befüllt werden kann, die menschlichen Konsumenten womöglich eine intime, mehrtägige Konversation mit dem häuslichen Porzellan bescheren würden, müssen diese zuerst gefunden werden: Die direkte Umgebung des Spielers ist gespickt mit Ingredienzien und Küchenhelfern, die nicht alle auf den ersten Blick ersichtlich sind. Unter der Arbeitsfläche warten beispielsweise Weinflaschen auf ihre Entdeckung und ein beherzter Zug am „Shelf-O-Matic“-Hebel neben dem virtuellen Kühlschrank verhilft zu einer komplett neuen Palette an Zutaten, die sich für heiße Speisen eignen.

Am Ende des Zutatenmassakers, bei dem neben Mais, Möhren und Broccoli unter anderem auch ein ganzer Salzstreuer sowie ein gefrorenes T-Bone-Steak ihren Weg in den Kochtopf fanden (das Auswahlkriterium lag zugegebenermaßen bei „alles kommt rein, was den Wurf vom Kühlschrank in Richtung Kochtopf übersteht“), stand eine comicartige Verwandlung: Statt einer flüssigen Sauerei begrüßte uns am Boden des Kochtopfs nach dem vollendeten Kochvorgang eine Konservendose mit einer Suppenaufschrift und einer bebilderten Zutatenliste.

Gerne hätten wir noch weitere Versuche unternommen, die Mägen der Roboterkundschaft auf eine Zerreißprobe zu stellen, doch mit dem Ende unserer Demo war es an der Zeit, den „Exit Burrito“ zu verspeisen. Statt den Spieler beim Betätigen der Zurück-Taste in ein steriles Menü zu werfen, haben die Entwickler ihre ganz eigene Methode entwickelt, die Immersion sogar beim Beenden einer Spielsession zu wahren: Der „Exit Burrito“ ist ein großartiges Beispiel dafür, wie überraschend innovativ selbst einfachste Interaktionen in VR aussehen können.

Bis die ersten Jobs in der virtuellen Realität angetreten werden können, ist es nicht mehr lange hin: Job Simulator: The 2050 Archives erscheint zur Markteinführung der HTC Vive VR-Brille im April und wird in den Monaten darauf ebenfalls für PlayStation VR sowie Oculus Touch veröffentlicht. Das Spiel aus dem Hause Owlchemy Labs soll in der finalen Version fünf unterschiedliche Job-Szenarien umfassen, die dem VR-Nutzer jeweils mehrere Stunden Gameplay bieten sollen. Bisher zählen dazu das „Convenience Store“-, „Büro“- und das in Seattle gezeigte „Gourmet Chef“-Szenario.