Nach FBI-Klage: Für Apple sind US-Behörden Schuld am iPhone-Ärger
Im Streit um die Hacker-Software für ein iPhone liefert sich Apple nun einen Schlagabtausch mit den amerikanischen Behörden. Während der Konzern erklärt, das FBI hätte das Smartphone auch ohne spezielle Software knacken können, lautet der Vorwurf des US-Justizministeriums: Der Widerstand von Apple sei nur Marketing.
US-Justizministerium schaltet sich ein
Grundsätzlich fordert das amerikanische Justizministerium, dass Apple den Gerichtsbeschluss eines kalifornischen Bezirksgerichts umsetzen muss. Demnach soll Apple eine Software für das FBI programmieren, um Sicherheitsfeatures eines iPhone 5C auszuhebeln, das der San-Bernardino-Attentäter Syed Rizwan Farook genutzt hatte. Das FBI will den PIN dann per Brute-Force-Attacke knacken. Denn bis dato hat es die Behörde noch nicht geschafft, das Gerät zu entsperren, um an die verschlüsselten Daten zu gelangen.
Apple weigert sich allerdings, die entsprechende Software zu entwickeln. So erklärt CEO Tim Cook in einem offenen Brief, dass es sich dabei letztlich um eine Hintertür handelt. Und sobald der Code existiert, mit dem sich die Sperrfunktion des iPhones knacken lässt, stellt dieser ein Risiko dar – und zwar für jeden Nutzer. Eine Haltung, die von zahlreichen Bürgerrechtsorganisationen und Krypto-Experten geteilt wird.
Doch das amerikanische Justizministerium hält das Statement in erster Linie für Marketing-Kalkül. Laut der Nachrichtenagentur Reuters heißt es in dem Schreiben: Dass Apple sich weigert, den Gerichtsbeschluss trotz der technischen Machbarkeit zu erfüllen, habe in erster Linie mit der Sorge um „das Geschäftsmodell und der öffentlichen Marketing-Strategie“ zu tun. Konsequenzen kündigt das US-Justizministerium aber noch nicht an. Stattdessen ist am 22. März eine Anhörung vor dem Bezirksgericht in Kalifornien angesetzt.
Apple: FBI soll selbst für Schlamassel verantwortlich sein
Derweil wirft Apple den amerikanischen Behörden vor, selbst für den Schlamassel verantwortlich zu sein. So äußerten sich zumindest Mitglieder aus der Führungsriege des Konzerns laut einem Bericht von Buzzfeed am Freitag. Demnach habe man mit dem FBI seit Anfang Januar über mehrere Methoden beraten, um an die verschlüsselten Daten auf dem iPhone des Attentäters zu gelangen, ohne dass eine Hintertür nötig wäre.
Eine der Ideen war: Das Smartphone sollte mit einem WLAN-Netzwerk verbunden werden, bei dem es zuvor bereits angemeldet war. Dann wäre automatisch ein Backup in der iCloud erstellt worden, sodass das FBI auch die Daten erhält, die der Attentäter noch kurz vor dem Anschlag auf dem Smartphone gespeichert hatte.
Das Problem: Innerhalb von 24 Stunden nach dem Anschlag hatte jemand das Passwort für die Apple-ID geändert, die dem iPhone zugeordnet war. Und damit war kein automatisches Backup in die iCloud mehr möglich. Verantwortlich für den Passwort-Wechsel ist laut dem FBI ein Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde von San Bernardino. Dort hatte der Attentäter Farook vor den Anschlägen gearbeitet, die Behörde hatte ihm auch das iPhone gestellt.
Neue Eskalationsstufe im Streit um Verschlüsselungen
Dennoch droht nun der Streit um Verschlüsselung weiter zu eskalieren. So soll im Washingtoner Regierungsviertel ein Gesetzentwurf diskutiert werden, der besagt: Wenn Internetdienste trotz Gerichtsbeschluss keine verschlüsselten Nutzerdaten herausgeben, drohen Geldstrafen. Allzu konkrete Pläne liegen aber noch nicht vor, bis dato handelt es sich nur um einen Vorschlag, meldet das Wall Street Journal.
Während also der politische Druck wächst, erhält Apple weiterhin Zuspruch aus der Tech-Branche. Neben zahlreichen Netzaktivisten und Branchengrößen wie Google und WhatsApp haben nun auch Facebook und Twitter erklärt, dass man Apple bei dem Kampf gegen den Gerichtsbeschluss unterstütze.
Wie gehabt lautet der Grundtenor: Wenn das FBI eine Software will, um die Geräte von Anbietern hacken zu können, handelt es sich dabei um eine Hintertür – und diese gefährdet die Sicherheit aller Nutzer. Zudem glaubt niemand, dass es sich nur um diesen einen Fall handeln wird. Stattdessen wird der Vorstoß als Präzedenzfall bewertet.