Nach FBI-Klage: Tech-Branche im Schulterschluss mit Apple
Das FBI will, dass Apple eine Software entwickelt, um die Sperrfunktion eines iPhones zu knacken. Der Konzern will gegen den Gerichtsbeschluss ankämpfen und erhält dabei Unterstützung von Tech-Riesen wie Google und WhatsApp sowie zahlreichen Internetaktivisten.
So meldete sich etwa Googles CEO Sundar Pichai mit einigen Tweets über Twitter zu Wort. Demnach kooperiere das Unternehmen zwar grundsätzlich mit Behörden, wenn ein gültiger Gerichtsbeschluss vorliege. Doch bei der aktuellen Anordnung handele es sich um einen gefährlichen Präzedenzfall. Denn es sei ein erheblicher Unterschied, ob ein Unternehmen die Daten einfach übermittelt, oder den Behörden eine Möglichkeit bietet, um die Geräte der Nutzer zu hacken.
In dieselbe Kerbe schlägt WhatsApp-Chef Jan Koum. In einem Facebook-Beitrag erklärt er, dass er mit dem offenen Brief von Apple-Chef Tim Cook vollständig übereinstimmt. „Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser gefährliche Präzedenzfall durchkommt“, so Koum.
Bereits bei diesen Stellungnahmen wird deutlich, dass mit dem aktuellen Gerichtsbeschluss eine neue Dimension erreicht wurde: Bis dato drehte sich der Streit um Hintertüren in erster Linie um die Verschlüsselungsverfahren an sich, konkrete technische Vorgaben waren dabei die Ausnahme. Nun wird ein Tech-Konzern aber erstmals explizit aufgefordert, eine separate Software für eine Behörde zu entwickeln, sodass diese Sicherheitsfeatures wie etwa die Sperrfunktionen eines iPhones knacken kann.
Vernichtende Kritik aus den Reihen der Netzaktivisten
Dementsprechend fällt auch die Reaktion der Netzaktivisten aus. So erklärt etwa der NSA-Whistleblower Edward Snowden, dass es sich um eine der wichtigsten Tech-Klagen in diesem Jahrzehnt handelt.
Der Tweet wurde einige Stunden vor dem von Pichai abgesetzt , daher der Verweis auf Google. In einem weiteren Beitrag erklärt Snowden, dass es sich grundsätzlich um eine Sicherheitslücke handele, wenn Firmen einen Zugang zu verschlüsselten Nutzerdaten haben.
Unterstützt wird Apple auch von Bürgerrechtsgruppen wie der EFF. In deren Stellungnahme heißt es: „Zum ersten Mal fordert die Regierung von Apple, dass ein neuer Code entwickelt werden soll, um zentrale Sicherheitsfeatures des iPhones zu entfernen – Sicherheitsfeature, die uns alle beschützen.“ Das Problem ist nun: Es handelt sich dabei um eine Art goldenen Schlüssel, mit dem sich letztlich jedes iPhone knacken lässt. Und wenn dieser Schlüssel erst einmal existiert, wird es nicht bei diesem einen Fall bleiben. Stattdessen werde die Regierung den Schlüssel immer und immer wieder anfordern – und zwar nicht nur von Apple, sondern auch von anderen Firmen.
Fatale Auswirkung
Derweil verweist die American Civil Liberties Union (ACLU) auf die politische Wirkung des Gerichtsbeschlusses. Wenn es dem FBI ermöglicht wird, sich in die verschlüsselten Daten der Nutzer zu hacken, wird das auch jedes repressive Regime auf der Welt einfordern.
FBI wird unterstützt von Donald Trump
Das FBI erntete aber nicht nur Kritik, unterstützt wird die Behörde unter anderem von Donald Trump. Der Bewerber für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner erklärte im Interview mit Fox, er stehe zu 100 Prozent hinter dem Gerichtsbeschluss. Das iPhone von dem San-Bernardino-Attentäter sollte geöffnet werden. Trump über Apple: „Was glauben die eigentlich, wer sie sind?“