PC-Lenkräder im Test: Thrustmaster, Fanatec und Logitech auf Bestzeitenjagd

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Wolfgang Andermahr
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Fanatec ClubSport Wheel Base V2 mit Formula und BMW M3 GT2

Fanatec verkauft Lenkräder im Baukastensystem und ausschließlich im Direktvertrieb. Die Preise liegen am oberen Ende dessen, was Anbieter für den Massenmarkt aufrufen. Nischenlösungen können aber noch deutlich teurer ausfallen.

Die Basis kostet mehr als beide anderen Kandidaten zusammen

Aktuell gilt es bei Fanatec die Basis ClubSport Wheel Base V2 (CSW B V2) zu kaufen. Basis bedeutet in dem Fall das Gehäuse mitsamt der Elektronik und dem Force-Feedback-Mechanismus für das Lenkrad. Sie kostet mit 750 Euro bereits mehr als beide Kontrahenten mit allen Komponenten zusammen.

Fanatec hat mehrere Lenkradkränze im Portfolio. Für diesen Test kommen das ClubSport Lenkrad Formula für 230 Euro und alternativ das ClubSport Lenkrad BMW M3 GT2 für 300 Euro zum Einsatz. Die CSW B V2 ist neben dem PC kompatibel mit der PlayStation 3, der PlayStation 4 sowie der Xbox One. Letzteres gilt aber nur in Verbindung mit einem zur Xbox One kompatiblen Lenkradkranz.

Auch die gute Tischhalterung kostet extra

Der Ausgaben nicht genug, wurde die 60 Euro teure Tischhalterung ClubSport Table Clamp V2 verwendet, denn ohne kann man die Lenkradeinheit nur verschrauben, nicht klemmen.

Vom Table Clamp muss zunächst die Basisplatte an die Rückseite der Basiseinheit geschraubt werden. Diese kann dann an der Halterung selber befestigt werden. Das hat den Vorteil, dass der Winkel zwischen Tischplatte und Lenkrad geändert und so an die eigenen Vorstellungen angepasst werden kann, was den Fahrkomfort erhöht. Die Halterung wird über zwei Schrauben am Schreibtisch montiert, wobei die Tischplatte bis zu sieben Zentimeter dick sein darf. Aber Achtung: Die Schrauben lassen sich deutlich fester drehen als nötig, wobei die Gewinde dann beschädigt werden können. Bereits wenige Umdrehungen sorgen für einen sehr sicheren Halt. Die Halterung besteht aus Metall und bringt fast drei Kilogramm auf die Waage.

Fanatec ClubSport Wheel Base V2

Die 4,2 Kilogramm schwere Wheel Base aus Aluminium und Kunststoff besitzt eine Plexiglasscheibe, durch die man ins Innenleben schauen kann. Dort ist der Riemenantrieb für das Force-Feedback zu sehen, den Fanatec für die zweite Ausgabe der Wheel Base massiv überarbeitet haben will. Sein eigener Widerstand soll minimiert und ein Durchrutschen des Riemens verhindert worden sein.

Das Formel-Lenkrad hat viele Highlights, krankt aber bei Rally-Spielen

Die Basis kann wie bei einem echten Rennfahrzeug mittels Schnellverschluss ohne Werkzeug innerhalb von wenigen Sekunden ab- und wieder anmontiert werden. Wer will, kann den Rim auch innerhalb eines Spiels wechseln. Das funktioniert auf Anhieb problemlos. Zu den beliebtesten Modellen gehört der 1,2 kg schwere Formel-Rim, der einem aktuellen Formel-Fahrzeug aus einer der diversen Nachwuchsklassen nachempfunden ist. Die Form sieht den festen Griff von beiden Seiten ohne Umgreifen vor, rutschfester geht es nicht. Der Nachteil ist, dass ein höherer Lenkradeinschlag als etwas über 360 Grad in der Praxis nicht umsetzbar ist, die technisch möglichen 900 Grad bleiben unerreicht. Rallyspiele wie DiRT Rally lassen sich so nur schlecht steuern.

Fanatec Formel-Rim

Angenehm ist die für die Handflächen genutzte Alcantara-Oberfläche, die einen weichen, aber absolut rutschfesten Griff ermöglicht. Sie benötigt allerdings Pflege, denn schon nach wenigen Stunden sind die Griffpositionen deutlich zu sehen. Auf der Rückseite des Formel-Rims ist genügend Platz vorhanden. Die Finger können auf dem Lenkrad gut abgelegt werden und die beiden Schaltwippen sind gut erreichbar. Sie fallen klein aus. Dadurch bleibt für die Finger mehr Platz übrig und die Fläche reicht dennoch aus, um nie daneben zu greifen. Fanatec hat die Schaltwippen zudem so montiert, dass sie nach dem Schaltvorgang schnell von einer Metallplatte blockiert werden. Dadurch können Gänge regelrecht „reingehauen“ werden, zudem gibt der Widerstand das perfekte Feedback für einen gelungenen Schaltvorgang.

Gut erreichbare Knöpfe und konfigurierbare LEDs

Bei der Fahrt sind sechs der dreizehn Knöpfe problemlos auch bei eingeschlagenem Lenkrad zu erreichen. Zwei weitere Knöpfe plus zwei Joysticks (ein analoger, ein 7-Wege-Drehschalter) können zudem mit Fingergymnastik erreicht werden, während für die drei untersten Knöpfe eine Hand vom Lenkrad genommen werden muss. Es lässt sich eindeutig spüren, ob man die Knöpfe korrekt gedrückt hat. Auf der Vorderseite des Formel-Rims gibt es darüber hinaus ein LED-Display (zum Beispiel für die Geschwindigkeitsanzeige) und neun teils unterschiedlich gefärbte LED-Leuchten, die als Drehzahlanzeiger dienen können. Beide Anzeigen müssen allerdings vom Spiel unterstützt werden. Ist das nicht der Fall, hilft ein nicht von Fanatec stammendes Tool namens Fanaleds. Dieses bietet vorgefertigte Profile für zahlreiche Spiele, wobei auf Wunsch auch eigene Profile erstellt werden können. Mit der Software funktionieren die Anzeigen in den meisten Rennspielen.

Der BMW-Rim kann Rally, ist aber träger und weniger ergonomisch

Das BMW-M3-GT2-Rim ist dem Lenkrad des gleichnamigen GT2-Fahrzeugs nachempfunden. Der im Durchmesser 32 Zentimeter schwere Lenkradkranz bringt gute zwei Kilogramm auf die Waage und unterscheidet sich so deutlich vom Formel-Rim. Das Lenkrad ist durchweg mit Alcantara bespannt. Auch der BMW-Rim liegt nach einiger Fahrtzeit immer noch sehr gut und sicher in der Hand. Das Umgreifen ist kein Problem, man findet immer sofort einen sicheren Halt.

Fanatec BMW-Rim

Die Schaltwippen fallen deutlich größer aus und sind problemlos zu erreichen. Ihr Feedback ist aber nicht ganz so gut. 13 Knöpfe haben den Weg auf das Lenkrad gefunden, die durchweg schlecht zu erreichen sind. Hat man das Lenkrad fest in der Hand, lässt sich kein einziger Knopf drücken – erst recht nicht in einer Kurve. Vier Knöpfe lassen sich noch erreichen, wenn man den Griff lockert und die Hände etwas nach innen verschiebt. Für alle anderen Bedienelemente muss man die Hand lösen – das sollte so nicht sein. Die Qualität der Knöpfe mitsamt der zwei Joystick-Knöpfe ist dagegen auch beim BMW sehr gut.

Das LED-Display fällt identisch zum Formel-Lenkrad aus, die LED-Leuchten sind dagegen deutlich kleiner und fallen beim Fahren kaum auf.

Profile gibt es für alle ClubSport-Lenkräder

Sämtliche ClubSport-Lenkräder von Fanatec bieten ein sogenanntes Tuning-Menü, in dem bis zu fünf Profile gespeichert werden können. Dort können Parameter wie zum Beispiel der maximale Lenkradeinschlag, die Force-Feedback-Stärke, eine Dämpfung, die Linearität oder die Stärke der Zentrierfeder während der Fahrt geändert werden.

Ist der Fanatec-Treiber installiert, kann in demselben Menü auch die Firmware aktualisiert werden. Fanatec stellt des Öfteren neue Software-Versionen (meist Beta) bereit. Im Treiber selber kann abseits der Tastenbelegung nicht allzu viel eingestellt werden. Die Einstellungen werden stattdessen am Lenkrad selber vorgenommen. Sowohl Assetto Corsa als auch Project Cars haben vorgefertigte Profile für die CSW B V2, die gut funktionieren.