PC-Lenkräder im Test: Thrustmaster, Fanatec und Logitech auf Bestzeitenjagd
6/9Testverfahren und Methodik
Der Autor dieses Artikels blickt auf eine mehrjährige Rennsimulationserfahrung zurück und hat privat bereits mehrere Lenkräder besessen. Derzeit stehen Assetto Corsa, F1 2015 und iRacing auf der heimischen Spieleliste, die im Test genutzten Fahrzeuge und Strecken sind dabei allerdings bewusst bisher noch nie gewählt worden.
Neben der umfassenden Beschreibung von Funktion, Haptik und Optik stehen die Haltemechanik für die Befestigung am Tisch, die Einstellmöglichkeiten und das Fahrgefühl von Lenkrad und Pedalen im Fokus. Vieles lässt sich nur in Worte fassen, die Redaktion hat aber auch Zeit genommen.
In Project Cars gilt es ohne Fahrhilfen innerhalb von drei Stints zu jeweils drei gezeiteten Runden eine möglichst schnelle Zeit herauszuholen. Zuvor dient eine rund 15-minütige Fahrt als Eingewöhnung an das Lenkrad. Das Auto entstammt der Formel A, als Strecke kommt die Grand-Prix-Fassung des Nürburgrings zum Einsatz. DRS wird auf den zwei längsten Geraden, KERS zu 100 Prozent pro Runde verwendet – beides testet die Erreichbarkeit der Funktionsknöpfe. Als Set-up werden die Default-Einstellungen genutzt.
In Assetto Corsa gilt es, nicht krampfhaft die schnellste Rundenzeit zu erreichen, sondern über 13 Runden auf der niederländischen Strecke Zandvoort im Ferrari 458 GT2 hinweg möglichst konstant schnell zu sein. Auch in dem Spiel wird ausschließlich mit dem Standard-Set-up gefahren. Insgesamt drei solcher Long Runs werden gefahren, und der beste davon dient für den Vergleich.
Um ein möglichst oft genutztes Einsatzszenario zu nutzen, wird klassisch am Schreibtisch gefahren. Dieser hat eine Holzplatte mit einer Dicke von vier Zentimetern, was hohe Anforderungen an den Haltemechanismus des Lenkrades stellt. Die Pedale steht auf einem Nadelfilzteppich, müssen also rutschfest sein. Als Sitz dient ein klassischer Stuhl ohne Rollen.
Fahrverhalten und Fahrspaß
Thrustmaster TX Ferrari 458 Italia
Während das Lenkrad des TX Ferrari 458 Italia optisch und vom Material her nicht überzeugt, macht das Fahren Spaß. Das Force-Feedback packt bei Bedarf kräftig zu, wenn in Spiel und Treiber die Einstellung auf Werte im oberen Drittel gesetzt wurde.
Das Force-Feedback ist vielschichtig, sodass sich zum Beispiel das Überfahren eines Curbs anders anfühlt als das Fahren auf einer unebenen Strecke. Auch die Rückmeldungen bei Unter- und Übersteuern sind ordentlich gelöst, sodass man auf die entsprechende Situation schnell reagieren kann. Was dagegen nicht so gut abgebildet wird, sind sich abwechselnde starke Kräfte wie zum Beispiel das kräftige Ziehen nach links und rechts bei einer Pendelbewegung. Da fehlt es dem Force-Feedback-Motor dann an Kraft und Reaktionsschnelligkeit. Gut gefallen die Schaltwippen, die jederzeit Rückmeldung geben, ob der Gang auch wirklich geschaltet wurde.
Eine Bremse, die sich nicht kontrollieren lässt
Sowohl Assetto Corsa als auch Project Cars sind mit dem Lenkrad des TX Ferrari 458 Italia gut zu kontrollieren und machen Spaß, das Problem steht unter dem Tisch: das Bremspedal. Während das Gaspedal auch ein vorsichtiges oder ruckartiges Gasgeben gut umsetzt, wird dem Bremspedal der von Anfang bis Ende unveränderte Widerstand zum Verhängnis.
Das macht es auch mit Übung so gut wie unmöglich, die aktuell eingesetzte Bremskraft richtig abzuschätzen, in der Regel wird viel zu stark gebremst. Vor allem brenzlige Situationen, in denen man unverhofft bremsen muss, enden immer wieder mit stehenden Reifen. Selbst mit viel Erfahrung fällt das Bremen „auf der letzten Rille“ schwer.
Das leichtgängige Bremspedal kommt einzig und allein der schlechten Standfestigkeit der Pedalerie zu Gute, die im Rennalltag trotzdem viel zu schnell verrutscht. Nach spätestens zehn Minuten im Rennen gilt es, die Pedale wieder zurechtzurücken.
Logitech G920
Im Spielbetrieb verhält sich das G920 komplett gegensätzlich zum Thrustmaster TX Ferrari 458 Italia. Zwar fühlt sich das Lenkrad des G920 deutlich besser an, das Force-Feedback enttäuscht jedoch. Die Pedale machen wiederum mehr Spaß.
Das Force-Feedback funktioniert nicht so, wie es soll
Beim Force-Feedback gibt es in beiden Simulationen zwei verschiedene Nachteile, die sich einfach nicht abstellen lassen: Die Kräfte sind zu gering und alles fühlt sich gleich an. Übersteuern, Curb, Wiese – Unterschiede sind nicht wahrnehmbar. Im Zusammenhang mit den niedrigen Kräften kann es je nach Fahrweise beziehungsweise Fahrzeug schwer fallen, die Kontrolle zu behalten.
Die Pedale wissen in der Preisklasse zu gefallen
Wie man anhand des TX Ferrari 458 Italia sieht, ist es keine Selbstverständlichkeit, dass die Pedale auf Teppich nicht rutschen. Dank ausfahrbarer Teppichkrallen steht das G920 aber deutlich besser, auch längere Fahrten am Stück sind kein Problem. Das Gaspedal funktioniert ordentlich und lässt auch schnelle Variationen zu, die Kupplung ist aber nur zweckmäßig. Die Simulation eines Schleifpunktes bietet es nicht. Die Bremse ist aufgrund des deutlich steigenden Widerstandes gut dosierbar, sodass problemlos voll in die Eisen oder auch nur leicht in die Bremse gestiegen werden kann. Nur eine sehr feine Dosierung ist auch nach Übung kaum möglich.
Das Bremspedal könnte dabei allerdings etwas größer ausfallen. Da man selbst bei modifizierten Treibereinstellungen hart auf die Pedale treten muss, kann dies nach längerer Zeit ohne Schuhwerk schmerzen. Wer mit der Position der Pedalen ab Werk nicht zufrieden ist, kann sie minimal im Anstellwinkel verändern.