Übernahme: Foxconn will Sharp-Deal bis Ende Februar abschließen
Der taiwanische Zulieferer-Riese Foxconn bemüht sich immer intensiver um den angeschlagenen japanischen Elektronikkonzern Sharp. Bis Ende Februar soll die Übernahme besiegelt sein, so Foxconn-Chef Terry Gou. Sharp spricht dagegen von nach wie vor andauernden und offenen Verhandlungen.
Laut Gou haben sich Foxconn und Sharp bereits über 90 Prozent der Übernahmebedingungen geeinigt; lediglich ein rechtliches Problem stehe dem Vertragsabschluss noch im Weg, welches Gou aber nicht erläuterte. Jedenfalls sehe er keine größeren Hindernisse mehr für die Übernahme. Sharp habe Foxconn durch eine unterschriebene Vereinbarung sogar primäre Verhandlungsrechte zugesichert, wodurch der Zulieferkonzern einen großen Vorteil gegenüber dem ebenfalls an Sharp interessierten japanischen Staatsfonds INCJ (Innovation Network Corp. of Japan) hätte. Sharp dementierte die besagte unterschriebene Vereinbarung allerdings umgehend.
Sharp-CEO Kozo Takahashi ließ aber bereits durchblicken, Foxconns Angebot zu bevorzugen. Sharp konzentriere sich auf die Gespräche mit Foxconn; trotzdem sei der INCJ aber noch nicht aus dem Rennen. Das kam insofern überraschend, als dass Japans Medien zuvor den japanischen Staatsfonds als klaren Favoriten gesehen hatten. Aus finanzieller Sicht dürfte der Foxconn-Deal für Sharp deutlich lukrativer ausfallen. Mit umgerechnet 5,5 Milliarden US-Dollar soll der Zulieferer mehr als doppelt soviel bieten wie INCJ, der auch Anteile diverser anderer japanischer Technologie-Unternehmen besitzt.
Foxconn, dessen Jahresumsatz bei etwa 125 Milliarden US-Dollar liegt, ist einer der größten Auftragshersteller der Welt und produziert unter anderem für Apple, Microsoft und Sony. Im Fall der Übernahme von Sharp will Foxconn den Markennamen beibehalten: „Sharp ist eine sehr populäre Marke, und wir, Foxconn, haben im Gegensatz dazu gar keine Marke“, so Foxconn-Chef Gou. Er sei zuversichtlich, dass Sharp wieder eine Wende zum Positiven schaffen könne. Sharp leidet schon seit längerem unter den erodierenden Preisen von LCD-Smartphone-Displays, dem Kerngeschäft des Unternehmens.
Die Bieterschlacht um Sharp wird auch als Test für Japans Offenheit gegenüber ausländischen Investoren gesehen. Bis vor einigen Jahren herrschte in Japan noch weitgehend eine Wagenburg-Mentalität vor, wenn es um die Übernahme einheimischer Unternehmen durch ausländische Konzerne ging. Politik und Wirtschaft arbeiteten eng zusammen, um mit japanischen Produkten fremde Märkte zu erobern. Die strauchelnde Wirtschaft zwang das asiatische Land aber zum Umdenken. 2014 appellierte Japans Premierminister Shinzō Abe sogar an ausländische Geldgeber, mehr in Japan zu investieren (YouTube). Der Kauf von Sharp durch Foxconn wäre eine der größten ausländischen Übernahmen einer einheimischen Firma in Japans Geschichte.