Valve: Freiwillige Steam-Übersetzer erheben Vorwürfe
Über das „Steam Translation Server“-Programm haben Nutzer von Valves Plattform die Möglichkeit, unentgeltlich Spiele wie Dota 2 und Team Fortress 2 sowie Texte in eine von 26 Sprachen zu übersetzen. Teilnehmer, die sich mit Übersetzungen ins Spanische auseinandergesetzt haben, erheben nun Vorwürfe gegen Valve.
In einem längeren Beitrag auf Reddit, dessen Glaubwürdigkeit gegenüber den Administratoren der Seite belegt worden sein soll, beklagt das Übersetzerteam vor allem das Fehlverhalten des Valve-Mitarbeiters, der für das Programm als Translation Administrator zuständig ist. In einem Interview mit Segment Next spitzt ein Mitglied des Teams die Vorwürfe noch einmal zu und kritisiert, dass die unbezahlte Tätigkeit außerdem den Charakter eines richtigen Jobs habe, Valve durch die kostenfreie Übersetzung viel Geld spare und die Community-Mitglieder auf diese Weise gleich doppelt mit Füßen trete – man werde für gratis geleistete Tätigkeiten auch noch schlecht behandelt, heißt es dort. Dass ein gewinnträchtiger Konzern die Community derart zur Kostenreduktion einbindet, wird in Foren mittlerweile deutlich kritisiert und stößt auf wenig Verständnis.
Jobangebote als Auslöser
Auslöser für den Konflikt ist laut der Darstellung des Teams das Versprechen gewesen, eine kleine Auswahl der Übersetzer für ihre Arbeit zu entlohnen und anzustellen. Das für die Auswahl vorgestellte System sei jedoch unzulänglich gewesen: Entlohnt werden sollten die ersten Nutzer, die 48 Token für ihre Übersetzertätigkeit verdient haben, wobei maximal zwei Token pro Monat erarbeitet werden konnten. Dabei wurden die Token selbst nicht vergütet sondern lediglich ein Schlüssel, um künftig bezahlt werden zu können. Das System habe jedoch vergangene Leistungen nicht berücksichtigt und die in der Vergangenheit fleißigen Teams benachteiligt, weil ihnen weniger noch zur Übersetzung vorgesehene Texte zur Verfügung gestanden hätten, Konkurrenzkämpfe provoziert und die nötige Korrektur von Texten gar nicht vergütet. Besonders kritisch sei gewesen, dass Token für die erste, bisweilen unvollständige oder nachlässige Übersetzung eines Textes vergeben wurden, nicht für die beste oder finale Fassung.
Valves Steam Translation Administrator habe auf Kritik an dem System jedoch nicht oder nur mit Vorwürfen reagiert, heißt es in der Darstellung der Übersetzer, die er jedoch nicht habe erklären können oder wollen. Gesprächsversuche seien damit systematisch gescheitert; Versuche und Bereitschaft zum Dialog werden in der Stellungnahme der Übersetzer immer wieder hervorgehoben. Zudem habe er in ähnlicher Weise auf die Entwicklung einer verbesserten Webseite für das STS-Programm reagiert, die Teilnehmer in ihrer Freizeit entworfen hätten. Der Versuch, den Valve-Mitarbeiter in das Projekt einzubinden, sei gescheitert, vielmehr habe er kontinuierlich Helfer gegeneinander ausgespielt und sich über gemeinsam gefällte Entscheidungen der Administratoren des Teams hinweggesetzt und den Ausschluss eines Teilnehmers unterbunden, der die Lücken im Token-System ausgenutzt hat, so die Vorwürfe.
Willkürliche Entlassungen ohne Erklärung
Außerdem habe der Administrator ohne jegliche Erklärung ein zehnjähriges und kompetentes Mitglied der Plattform gesperrt und dessen Token-Rang von 48 auf 24 zurückgestuft. Angedeutet wird zudem, dass das Versprechen einer Vergütung lediglich als Lockmittel verwendet worden sei. Auf Nachfragen zu diesen Vorgängen sowie den Wunsch einer Erklärung habe Valve nicht reagiert. Dies sei zumindest „respektlos“ in Anbetracht der gratis geleisteten Arbeit über einen solchen Zeitraum. Außerdem, so die Erklärung der Übersetzer, sei ein Valve-Mitarbeiter, der sich für STS-Mitglieder eingesetzt habe, entlassen worden; man habe „Beweise“, dass auf diese Weise „Vergeltung“ geübt worden sei.
So not only did they ignore our petitions, ignore our suggestions, kick our coordinator, kick and fire our administrator, but they also neglected us for complaining about it and asking for an explanation.
Spanish Steam Translation Server team
Das Übersetzerteam, das Unterstützung von mit italienischer Sprache befassten Kollegen erhält, die von ähnlichen Erfahrungen mit dem Steam Translation Administrator berichten, befindet sich derzeit im Streik und zeigt sich „enttäuscht“ über die gegenwärtige Situation. Es bestehe aber keine Absicht Valve zu schaden, betonen die Mitglieder des STS, gefordert wird jedoch eine „faire und verständliche Lösung“ im Dialog mit dem Unternehmen.
Valve hat sich bislang noch nicht öffentlich zu den erhobenen Vorwürfen geäußert, weshalb die Darstellung ihrer Sicht der Ereignisse, die weiteren Aufschluss geben könnte, derzeit noch fehlt. Auch auf eine Anfrage von ComputerBase zu diesem Sachverhalt hat Valve bislang nicht reagiert.
Die Redaktion dankt ComputerBase-Lesern „Marc“ und „addicT*“ für den Hinweis zu dieser Meldung!