AMD XConnect: eGPUs beschleunigen Notebooks via Thunderbolt 3
Nach Nvidia hat auch AMD die Unterstützung externer Grafikkarten (eGPU) über Thunderbolt 3 erstmals in den Treiber integriert. Der neue Crimson 16.3 unterstützt die AMD XConnect getaufte Funktion. Nicht alle Grafikkarten von AMD sind kompatibel.
Notebooks mittels externer Grafiklösung mehr Leistung für Anwendungen wie Spiele zu verleihen, diese Idee ist alles andere als neu und hat bereits ATI vor der Übernahme durch AMD mit der External Graphics Platform ATI XGP verfolgt. In all den Jahren wurden verschiedene eGPU-Lösungen eingeführt, die aber allesamt Nischenlösungen blieben. Die Hoffnung besteht, dass sich dies mit Thunderbolt 3 ändern wird. Die jüngste Generation der von Intel stammenden Schnittstelle bietet eine Datenrate von bis zu 40 Gbit/s. Davon werden 32 Gbit/s für die Anbindung der externen GPU genutzt, was einem PCIe-3.0-x4-Anschluss entspricht.
Nach Demonstrationen ist XConnect nun öffentlich
Spätestens seit der CES 2016 ist XConnect als eGPU-Lösung von AMD bekannt, jedoch fehlte es bis heute an offizieller Unterstützung. Der neue Crimson-Treiber erfüllt eine der Voraussetzungen für den Betrieb einer externen GPU (auch external Graphics, eGFX) über Intels Thunderbolt-Schnittstelle der dritten Generation. Darüber hinaus werden weitere Systemanforderungen genannt.
VALIDATED THUNDERBOLT™ 3 SYSTEM REQUIREMENTS:
- Radeon Software 16.2.2 (or later)
- 1x Thunderbolt™ 3 port
- 40Gbps Thunderbolt™ 3 cable
- Windows® 10 build 10586 (or later)
- System BIOS ACPI extensions for Thunderbolt™ eGFX (check with vendor)
- Thunderbolt™ firmware (NVM) v.16 (or higher)
- Pass Thunderbolt™ certification
Demnach muss natürlich ein Thunderbolt-3-Anschluss vorhanden sein, der als USB-Typ-C an jüngeren Notebooks ausgeführt ist. Doch auch auf Seiten des BIOS gibt es Anforderungen. Zudem wird explizit Windows 10 ab Build 10586 als Voraussetzung genannt. Allerdings gibt es bekanntlich auch für Windows 7 und Windows 8.1 entsprechende Thunderbolt-Treiber.
Nicht alle Radeon verstehen sich mit XConnect
AMDs Dokumentation zur Folge sind nicht alle Radeon-Grafikkarten für XConnect geeignet. Die Liste der für Thunderbolt 3 „qualifizierten“ Modelle beginnt mit der Radeon R9 285 und reicht bis zur Radeon R9 Fury. Zudem seien auch die jeweiligen mobilen Derivate der genannten Modelle geeignet. Natürlich werden auch die kommenden Polaris-GPUs den Richtlinien entsprechen. Mehr Details zu XConnect sind auf der AMD-Homepage zu erfahren.
AMD XConnect im Betrieb
Die neue eGPU-Lösung ist Plug-and-Play-fähig. Wird die externe GPU an das System angeschlossen, wird sie ähnlich wie ein Wechseldatenträger in der Statusleiste von Windows aufgeführt und kann auf diesem Weg auch sicher vom System getrennt werden. Ein Systemneustart ist nicht notwendig.
Beispielhaft führt AMD einen Verbund aus dem Notebook Razer Blade Stealth und einer Radeon R9 Nano im externen Gehäuse Razer Core an. Während die integrierte GPU der Notebook-CPU kein hohes Leistungspotenzial bietet, lassen sich mit Hilfe des externen Beschleunigers auch bei höherer Auflösung und anspruchsvollen Spielen hohe Bildraten erzielen.
Razer Core macht den Anfang, weitere sollen folgen
Erwartungsgemäß gehört das Ultrabook Razer Blade Stealth zu den ersten Notebooks mit Unterstützung für AMD XConnect. Möglich wird dies durch das dazugehörige externe Gehäuse Razer Core, das bereits auf der CES 2016 im Einsatz war. Dieses bietet Platz für eine Dual-Slot-Grafikkarte mit einer maximalen Leistungsaufnahme von 375 Watt. Neben dem nötigen Thunderbolt-Anschluss werden außerdem vier USB-3.0-Buchsen und ein Netzwerkanschluss geboten. Der Akku des Notebooks lässt sich über die Thunderbolt-Verbindung mit dem Razer Core zudem aufladen.
Das Razer Core ist nur ein erstes Beispiel für eine solche Lösung. Den OEMs bleibt es überlassen, eigene Lösungen mit Hinblick der Richtlinien zu kreieren. Auf dem IDF 2015 war zum Beispiel auch eine schmale Box als Prototyp mit integrierter Radeon R9 M385 zu sehen.
Nvidia unterstützt eGPUs via Thunderbolt 3 bereits
Ende Januar hatte Nvidia ohne großes Aufsehen bereits die Unterstützung für externe Grafiklösungen via Thunderbolt 3 mit dem GeForce-Treiber 361.75 eingeführt. Externe GPU-Gehäuse wie das Razer Core sind somit auch mit einer GeForce-Grafikkarte denkbar. AMD weist im Zuge der Ankündigung von XConnect explizit auf den offenen Standard für eGPUs mit Thunderbolt 3 hin.