Boston Dynamics: Google will Roboterabteilung loswerden
Google soll mit den Entwicklungsfortschritten des hauseigenen Robotik-Unternehmens Boston Dynamics nicht mehr zufrieden sein, so Bloomberg. Da Googles Mutterkonzern Alphabet auf absehbare Zeit keine umsatzversprechenden Produkte des Roboter-Entwicklers erwarte, werde das Unternehmen inzwischen zum Verkauf angeboten.
Der 2013 maßgeblich durch Googles damaligen Android-Chef Andy Rubin vorangetriebene Einkauf von Boston Dynamics war Teil einer größer angelegten Robotik-Offensive mit dem Codenamen Replicant, in deren Prozess sich der Suchmaschinen-Riese auch weitere Expertise durch andere Übernahmen einverleibte. Insgesamt sollen über 300 Roboter-Entwickler zu Google gestoßen sein. Nachdem Rubin Google im Jahr 2014 verließ, kam es zu diversen Führungswechseln in Googles Roboterabteilung, ohne dass sich jedoch jemand dauerhaft an der Spitze halten konnte.
Keine schnelle Aussicht auf vermarktbare Produkte
Es soll mehrere fundamentale Probleme im Projekt Replicant geben. Jonathan Rosenberg, Berater von Alphabet-CEO Larry Page, äußerte in einem Konzern-internen Meeting, keinen größeren Teil von Ressourcen für Dinge aufwenden zu wollen, deren Fertigstellung erst in 10 Jahren zu erwarten sei. „Es gibt einen gewissen Zeitrahmen, in welchem wir die Kosten decken müssen, und dieser darf nicht länger als ein paar Jahre sein“, so Rosenberg.
Im Dezember 2015 verkündete Google, das Projekt Replicant in die Forschungsabteilung Google X einzugliedern. Astro Teller, Chef der Forschungsabteilung, machte gegenüber den Replicant-Mitarbeitern umgehend klar, welche Prioritäten bei Google X gelten. Falls Robotik keine praktischen Lösungen für die Probleme liefere, welche Google beheben will, werde der Replicant-Mitarbeiterstab anderen Bereichen zugeteilt.
Konflikte mit anderen Robotik-Teams bei Google
Außer den mangelnden Produktfortschritten stehe konzernintern auch der Unwille der Boston-Dynamics-Führungsriege in der Kritik, mit den anderen bei Google beschäftigten Roboter-Entwicklern zusammenzuarbeiten. „Der einzige Weg, ein fertiges Produkt zu erzeugen, ist über die Arbeit hier bei uns in Boston“, so Boston-Dynamics-Gründer Marc Raibert. Bei Googles anderen Robotik-Teams in San Francisco und Tokyo sorgte diese Einstellung schon mehrfach für Irritation.
Angst vor negativer Presse
Boston Dynamics soll gar nicht erst Google X zugeteilt worden sein, sondern werde schon seit Ende letzten Jahres zum Verkauf angeboten. Zusätzlich zu den bestehenden Problemen mit Boston Dynamic befürchte Alphabet negative Presse durch Berichte über humanoide Roboter, wie den im YouTube-Video zu sehenden Atlas, welche Menschen potenziell Arbeitsplätze wegnehmen könnten. Zu den Kaufinteressenten des Roboterentwicklers sollen Amazon und Toyota zählen.