HTC Vive im Lesertest: Mehr Fliegengitter aber auch mehr Spaß als erwartet

Jan-Frederik Timm
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HTC Vive im Lesertest: Mehr Fliegengitter aber auch mehr Spaß als erwartet

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Das fängt ja gut an: Als den drei Lesern, die in der Redaktion die HTC Vive ausprobieren können, Valves Demo Aperture Robot Repair zum Einstieg gereicht werden soll, macht die Technik nicht mit. Alle drei sind sichtlich enttäuscht, schließlich ist es diese Demo, die weltweit für Aufsehen gesorgt haben soll. „Vielleicht klappt es ja später doch noch“, jetzt geht es erst einmal mit anderen Titeln weiter.

Ex-Hardcore-Zocker trifft Virtual Reality

Als erster darf sich Janis den Gegnern im Weltraum-Arcade-Shooter A10-VR stellen. Janis ist Jahrgang 1970 und seine „Hardcore-Zocker-Zeiten“ liegen schon „anderthalb Jahrzehnte“ hinter ihm. „Beim Thema VR ist meine Early-Adopter- und Nerd-Seele aber wieder voll erwacht“, erklärt er seine Bewerbung für die Teilnahme am Testlauf in der Redaktion. Selbst einen neuen Spiele-Rechner hat er sich bereits zugelegt und die HTC Vive als einziger der drei vorbestellt.

Nach den ersten Runden im Shooter nimmt Janis die VR-Brille mit einem Lächeln auf den Lippen wieder ab: „Das macht echt Spaß“, lautet sein erstes Fazit mit leicht beschleunigter Atmung. Und so ergeht es auch Johannes und Markus. Das weiterhin sichtbare Fliegengitter ist allen aufgefallen: Janis, bisher ohne VR-Erfahrung, empfindet es grundsätzlich als deutlich schlimmer als befürchtet, Johannes, der bereits die Oculus Rift DK2 kennt, hätte den Fortschritt hingegen kleiner erwartet und bleibt doch ebenfalls „etwas enttäuscht“. Alle drei sind sich wiederum einig: Wenn das Spiel den Spieler in seinen Bann zieht, ist die aktuelle Auflösung wohl kein k.o.-Kriterium mehr.

Die Bildqualität ist letztlich viel schlimmer als ich befürchtet habe. Das macht aber nicht so viel, da mir selbst einfache Demos viel mehr Spaß gemacht haben, als ich es mir erhofft hatte.

ComputerBase-Leser Janis

Google setzt ein erstes Highlight

Als nächster Titel steht Googles Zeichenprogramm Tilt Brush, das Vorbesteller der Vive im Bundle erhalten, auf dem Programm. „Damit allein kann ich ja ganze Abende verbringen“, frohlockt Janis nach wenigen Pinselstrichen. Und auch Johannes und Markus sind von dieser Umsetzung der virtuellen Realität begeistert. Johannes fängt schon kurz nach dem Start des Programms an, Skulpturen im Hocken von unten zu zeichnen. Warum auch nicht, in VR ist das schließlich möglich. Johannes ist ob der neuen Möglichkeiten „nachhaltig beeindruckt“.

Weniger überzeugen kann die drei Tester hingegen das Spiel Ninja Trainer, indem es mit dem Schwert anfliegende Früchte zu zerteilen gilt. Hier fehlt trotz Force-Feedback der Controller das Gefühl, eine Klinge zu führen. „Aber da werden sicherlich schon bald Unternehmen ihren Markt finden“, glaubt Markus.

Auch mutige Steuerungskonzepte kommen an

Im Titel Lucid Trips sollen alle drei Leser einem ersten Test unterzogen werden, die Steuerung ist nämlich nicht jedermanns Sache. Janis, Johannes und Markus lässt das Rudern mit den Armen zum Vorwärtskommen in der Spielwelt mit reduzierter Schwerkraft hingegen kalt. Vielmehr kommt Freude über die einfache, aber sehr stimmungsvolle Grafik auf. Auf die inzwischen gelieferte Pizza haben also weiterhin alle Appetit.

Das Tracking überzeugt auf ganzer Linie

Überhaupt nicht zur Sprache gekommen ist zu diesem Zeitpunkt das Tracking von Kopf- und Armbewegungen. Und das hat einen Grund: Es funktioniert. Die Erwartungen der drei wurden in diesem Punkt damit klar übererfüllt. „Tracking, Latenz und Controller sind großartig umgesetzt und stehen der VR-Erfahrung zu keinem Zeitpunkt im Weg“, findet Johannes. „Was wirklich unfassbar gut funktioniert, ist das ganze Tracking von Kopfbewegungen bis hin zu den Controllern“, meint Janis.

Rennspiele und Weltraumsimulationen

Nach den zwei weiteren VR-Titeln Job Simulator und Fantastic Contraption – ebenfalls kostenlos mit Vorbestellung der HTC Vive – sind zwei klassische PC-Spiele in ihrer VR-Variante an der Reihe: Das Rennspiel Live for Speed und der Weltraum-Shooter Elite: Dangerous.

Weil alle drei keine großen Erfahrungen mit dem Umgang mit Lenkrad und Pedalerie haben, gestaltet sich der erste Ausflug auf die virtuelle Rennstrecke allerdings doppelt kompliziert und für Janis ist hier schnell Schluss: „Das kann ich keine fünf Minuten spielen“, lautet sein durchaus überraschtes Fazit, denn bisher hat er am PC so ziemlich alles vertragen. Sein Rat nach dieser ersten weniger erfreulichen VR-Erfahrung: „Will man sich zur VR-Brille einen Vollpreis-Titel kaufen, sollte man den unbedingt vorher mal Probe spielen“.

Auch an Johannes und Markus geht Live for Speed nicht so spurlos vorüber wie die anderen Titel zuvor, wirklich schlecht wird beiden aber nicht. Gut möglich, dass sich dieses Problem wie bei Redakteuren von ComputerBase mit etwas Übung verflüchtigt.

Keine Probleme haben wiederum alle drei in Elite: Dangerous – egal ob das Raumschiff rollt oder enge Kurven fliegt. Vielmehr macht sich abermals Begeisterung breit: „Größen sind maßstabsgerecht erfahrbar, Asteroiden also so groß, wie sie es tatsächlich wären“, freut sich Johannes. Alle drei sehen sich als klassische PC-Spieler und Weltraumsimulationen wie diese haben sie in Bezug auf VR schon immer am meisten interessiert. Zu Recht, wie der erste Ausflug zeigt.

Tragekomfort und Unwohlsein

Auch wenn sich das Kabel der VR-Brille immer mal wieder um einen Fuß gewickelt hat, gestolpert ist am gemeinsamen Abend in der Redaktion niemand der drei Probanden. Überhaupt keine Probleme gab es mit dem Headset, das alle drei als angenehm zu tragen empfanden. Sogar richtig gut konnten die Controller und deren Force-Feedback überzeugen. Allerdings, so gaben alle zu bedenken, Stunden am Stück hat niemand die HTC Vive genutzt.

Der Tragekomfort war sehr gut. Was mir jedoch auffiel war, dass mein Kopf während der Spielesession warm wurde. Bei längeren Sitzungen könnte das störend werden.

ComputerBase-Leser Johannes

Aperture Robot Repair, 2. Versuch

Zum Abschluss soll Valves Aperture Robot Repair eine zweite Chance erhalten. Und sieh da: Nach dem Wechsel der Beta von SteamVR gelingt der Versuch. Zum Glück, wie sich nur Minuten später zeigt. Denn nachdem alle drei die kurze Demo unabhängig voneinander erleben durften, steht das abschließende Highlight des Abends fest. Diese Demo, die eine Geschichte mit Witz und der gefühlt besten Grafik verbindet, hat Janis, Johannes und Markus am tiefsten in ihren Bann gezogen. „Ich habe dem Roborter instinktiv Platz gemacht“, fasst Johannes etwas überrascht die Wirkung der virtuellen Realität auf sein Handeln zusammen. Und für Janis zeigt sich eindrucksvoll: „Licht, Texturen, Distanz, Effekte. Da passt einfach alles. Das ist nicht nur die Engine, sondern das optimale Nutzen der technischen Möglichkeiten und das optimale Umschiffen der technischen Probleme.“ Pixel fallen in Aperture Robot Repair nämlich vergleichsweise wenig auf.

Jeder bleibt bei seiner Entscheidung

Kurzfristig vorbestellen werden Markus und Johannes die HTC Vive in erster Generation trotzdem nicht, der Preis von 899 Euro in Verbindung mit der Angst, in zwei Jahren noch deutlich bessere Brillen nutzen zu können, schrecken beide ab. Auch wenn es nach dem Abend nochmals in den Fingern juckt. Janis wiederum freut sich umso mehr auf seine Lieferung. Dass er dabei bleiben wird, steht nach den knapp drei Stunden in der Redaktion von ComputerBase fest.

Hat es sich erstmal rumgesprochen, dass man eine VR-Brille hat, wird man viele viele sehr sehr lustige Abende mit Leuten verbringen, die man seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hat.

ComputerBase-Leser Janis

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