Kommentar: Microsoft opfert den schwarzen Kasten Xbox

Max Doll
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Kommentar: Microsoft opfert den schwarzen Kasten Xbox
Max Doll

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Mit Forza und Quantum Break veröffentlicht Microsoft vormals exklusive Titel für die Xbox in Kürze auch für Windows 10. Ohne Frage, Microsoft opfert den schwarzen Kasten Xbox für Windows 10, um gerade Spieler zum Umstieg von Windows 7 zu überzeugen. Die Xbox ist jedoch mittlerweile nicht länger deckungsgleich mit Xbox: Die Marke opfert Microsoft keineswegs, sondern nur ihre Bindung an einen schwarzen Kasten unter dem Fernseher.

Windows 10 ist die Zukunft, Xbox ein Teilaspekt

Das ist nicht schrecklich düster, sondern schrecklich konsequent: Windows 10 ist schließlich der Versuch, Software und Dienste von Hardware zu trennen, ein Vorhaben, von dem Universal Apps, Continuum und nicht zuletzt das Windows-10-Update für die Xbox One zeugen, die schon längst fit gemacht wurde für eine Zukunft im neuen Ökosystem. Das zeigt: Microsoft denkt weniger in Sparten, als vielmehr an das größere Ganze – Windows 10 ist nicht „der PC“, sondern „Microsoft“, verkauft wird nicht eine Konsole als Zugangsschlüssel für Inhalte, sondern die Software. Davon profitieren am Ende alle.

In dieser Zukunftsvision wird die Hardware sekundär, „Xbox“ einfach zur Microsofts Spielesparte- und marke. Die Xbox-App und das Streaming von der Xbox zum PC waren erste Ansätze. Mit den neuen Titeln kommt Xbox direkt auf PC an den Schreibtisch, durch das Smartphone in die Hosentasche und über eine HTPC-Spielestation unter den Fernseher. Die Konsole, die ohnehin stärker als Media-Station konzipiert wurde als die PlayStation, wird in ihrer Rolle nicht überflüssig, sondern nur in ihrem exklusiven Status.

Dass die Xbox als Schlüsselhüter nicht mehr exklusiven Zugang zu exklusiven Inhalten verspricht, macht sie dabei weder sinnlos noch wird sie zum Untergang verdammt – weil ihr ein durch die größere Gerätebasis attraktiveres Ökosystem den Rücken stärken kann, sich App-Basis und Funktionen potentiell erweitern und ein einfach zu bedienender HTPC im Kompaktformat, der zum günstigen Preis ausreichende Spieleleistung bietet, immer Abnehmer finden wird.

Die Xbox opfern? Kein schlechter Plan!

Nutzer müssen sich bei der Wahl eines Wohnzimmer-Rechners in einer solchen Welt nicht zwischen Xbox One und PlayStation 4 entscheiden, sondern zwischen Microsoft und der PlayStation 4. Der Systemseller sind dann nicht mehr nur Spiele, sondern das Gesamtpaket und Synergieeffekte, die Sony in der Form nicht bieten kann - eine Chance, um auch bei der Konsole Marktanteile zu gewinnen und zugleich neue Kundenkreise zu erschließen, denen das bisherige Konzept zu restriktiv oder speziell war. Anwender, die sich eine Xbox nur aufgrund der exklusiven Spiele als selten genutztes Zweitgerät kaufen, können sich die Investition in diesem Fall sparen, ohne verzichten zu müssen – eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

Aber das ist ohnehin Zukunftsmusik für übermorgen. Eine solche Entwicklung wird in Redmond nach den Erfahrungen mit Windows 8 und dem DRM-System der Xbox One schwerlich als der von Konsolenbesitzern befürchtete Umbruch, sondern als Prozess gedacht, das Ökosystem in kleinen Schritten zusammengeführt. Was auf den PC kommt, ist nur Forza Apex und nicht Forza, die Konsole verliert nur eine exklusive Marke und nicht exklusive Spiele.

Der Weg darf nicht scheitern

Die größten Bedenken weckt ein solches Vorhaben folglich weder für die Gegenwart der Xbox noch für die Zukunft von Xbox, sondern für den Weg dazwischen: In der jüngeren Vergangenheit hat Microsoft zu oft sowohl bei der konsequenten, ausdauernden Umsetzung vielversprechender Ideen als auch deren Kommunikation versagt. Die Xbox muss in ihrer jetzigen Form geopfert werden, aber bitte nicht sinnlos.

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