Galaxy S7 im Test: Samsung macht sie alle nass
4/6Neue Dual-Pixel-Kamera
Die neue Kamera ist eine der größten Veränderungen am Galaxy S7. Samsung hat die Auflösung des Sensors gegenüber dem Galaxy S6 von 16 auf 12 Megapixel reduziert, dafür aber die Pixelgröße von 1,12 auf 1,4 Mikrometer erhöht. Mit f/1.7 ist die neue Blende außerdem lichtstärker als beim Vorgänger. Beide Veränderungen sollen die Bildqualität steigern – insbesondere unter schlechten Lichtbedingungen.
100 Prozent Phase-Detection-Autofokus
Ein anderes neues Merkmal des Sensors sind die sogenannten Fokus-Pixel. Dieses technische Merkmal ist an für sich nicht neu bei Smartphones, jetzt spricht Samsung aber von 100 Prozent Phase-Detection-Autofokus oder auch einem Dual-Pixel-Sensor. Das bedeutet, dass für jedes normale Pixel ein Fokus-Pixel für den passiven Autofokus per Phasenvergleich zur Verfügung steht, während Konkurrenzprodukte wie das iPhone 6s (Plus), bei dem Apple ebenfalls mit den Fokus-Pixeln wirbt, nur fünf Prozent der Sensorfläche dafür nutzen. Das kann beim Galaxy S7 sowohl bei Fotos als auch bei Videos für einen sehr schnellen Autofokus sorgen, wie folgendes Beispiel zeigt:
In puncto Funktionsumfang hat sich abgesehen von den technischen Merkmalen hingegen nur wenig verändert. Die Anzahl der zur Verfügung stehenden Fotomodi hat sich nicht verändert, das gilt auch für die verschiedenen Videomodi, bei denen zwischen Qualitätsstufen von 480p bis 2.160 gewählt werden kann. Neu ist die Verdoppelung der Bildrate bei Zeitlupenaufnahmen. In 720p wird jetzt mit 240, statt 120 FPS aufgenommen. Wie beim iPhone 6s (Plus) kann das Display jetzt als Blitz der Frontkamera fungieren.
Samsung Galaxy S7 |
Samsung Galaxy S6 |
Apple iPhone 6s Plus |
||
---|---|---|---|---|
Hauptkamera | Auflösung | 12,0 MP | 16,0 MP | 12,0 MP |
Sensorgröße | ? | 1/2,6" | 1/3" | |
Sensorformat | 4:3 | 16:9 | 4:3 | |
Blendenzahl | f/1.7 | f/1.9 | f/2.2 | |
OIS | ✔ | |||
Blitz | LED | Dual-LED Dual-Tone |
||
Video | 2.160p/30 FPS 1.440p/30 FPS 1.080p/60 FPS 1.080p/30 FPS 720p/30 FPS 480p/30 FPS |
2.160p/30 FPS 1.080p/60 FPS 1.080p/30 FPS 720p/30 FPS |
||
Zeitlupe | 240 FPS/720p | 120 FPS/720p | 240 FPS/720p 120 FPS/1.080p |
|
Frontkamera | Auflösung | 5,0 MP | ||
Blitz | Display | × | Display | |
Video | 1.440p/30 FPS 1.080p/30 FPS 720p/30 FPS 480p/30 FPS |
720p/30 FPS |
Die große Stärke der Galaxy-S7-Kamera ist ihre sehr klare und lebendige Abbildung des fotografierten Objektes. Im Vergleich mit einem iPhone 6s Plus wirken die Farben kräftiger, außerdem liegt die Schärfe auf einem sehr hohen Niveau. Beim Außeneinsatz unter guten Lichtbedingungen entstehen mit dem Galaxy S7 sehr schöne Fotos.
In unter einer Sekunde einsatzbereit
Das liegt auch daran, dass die Kamera sehr schnell einsatzbereit ist und deshalb wichtige Momente nur selten verpasst werden. Über einen Doppelklick auf den Home-Button startet die Kamera in unter einer Sekunde, dank des sehr schnellen Autofokus gelingt fast jedes Bild auf Anhieb. Das neue Konzept geht hier voll auf.
Beim Dynamikumfang hat Apple einen Vorsprung
Während das Galaxy S7 häufig mit sehr guten Aufnahmen brilliert, muss es beim Dynamikumfang den Kürzeren ziehen. Das ist zum Beispiel auf den Fotos 13 und 14, 21 und 22, 23 und 24, 35 und 36, 59 und 60 oder auch 81 und 82 erkennbar.
Das Galaxy S7 schießt hier keinesfalls das klar schlechtere Foto, aber das iPhone 6s Plus lässt insbesondere im Himmel und bei schlecht ausgeleuchteten Bereichen wie Bäumen und Büschen mehr Details erkennen. Auf den Bildern 23 und 24 ist diese Eigenschaft auch anhand der Bögen und Bäume im Vordergrund der Aufnahme erkennbar. Die Gasse auf den Bildern 81 und 82 ist beim Galaxy S7 in einen großen Schatten gehüllt, das iPhone 6s Plus bringt hier viel mehr Details zum Vorschein.
Samsung hat bei Nacht aufgeholt
Auch unter schlechten Lichtbedingungen kann Samsung den Schärfevorteil gegenüber dem iPhone 6s Plus ausspielen. Apple wiederum nimmt den größeren Dynamikumfang mit in die Nacht. Das ist auf den Bildern 117 und 118, 125 und 126 sowie 127 und 128 erkennbar. Dennoch schlägt sich das Galaxy S7 für eine Smartphone-Kamera ebenfalls sehr gut. Die lichtstarke Blende und der optische Bildstabilisator sorgen für gute Aufnahmen und die größeren Pixel für vergleichsweise rauscharme Fotos.
Hohe ISO-Werte vs. längere Belichtung
Eine Charakteristik des iPhone 6s Plus, um Rauschen zu vermeiden, ist das Vertrauen auf den optischen Bildstabilisator für längere Belichtungszeiten. Apple versucht stets mit einem möglichst niedrigen ISO-Wert zu arbeiten, während Samsung auch mal bis zu ISO 640 verwendet und dafür die Belichtungszeit auf 1/10 Sekunde herabsetzt. Für die Fotos 115 und 116 nutzt das iPhone 6s Plus stattdessen ISO 200 mit einer 1/4 Sekunde Belichtungszeit. Der optische Bildstabilisator des Galaxy S7 arbeitet eigentlich sehr zuverlässig, sodass auch Samsung im Automatikmodus wie Apple vorgehen könnte.
Pro-Modus für die volle Kontrolle
Wer die volle Kontrolle über das Bild haben möchte, sollte beim Galaxy S7 in den Pro-Modus wechseln. Über diesen lassen sich Belichtungszeit, Kontrast, Lichtempfindlichkeit, Weißabgleich, Tiefenschärfe und Farbton manuell bestimmen. Außerdem gibt es die Option, Fotos wahlweise im RAW-Format als DNG-Datei zu speichern, was die nachträgliche Bearbeitung vereinfacht. Der Pro-Modus ist empfehlenswert, wenn ein Foto auf eine ganz speziell gewünschte Art und Weise aufgenommen werden soll. Im Alltag, wo schnelle Fotos jedoch häufig wichtiger sind, ist der Automatikmodus vorzuziehen.
Abgesehen vom Pro-Modus sind auch HDR-Fotos eine Möglichkeit, um den Dynamikumfang des Galaxy S7 zu erhöhen. Vor allem bei Gegenlicht lassen sich so Fotos schießen, die in allen Bildbereichen gut ausgeleuchtet wirken. Vor allem auf den Fotos 11 und 13 ist ein dramatischer Unterschied zwischen HDR-Foto und normaler Aufnahme erkennbar. Aufgrund des ohnehin besseren Dynamikumfangs des iPhone 6s Plus sind die Unterschiede hier weniger deutlich, aber dennoch erkennbar.
Beim Ersteindruck zum Videomodus des Galaxy S7 störte noch die anscheinend nicht funktionierende Bildstabilisierung mit starken Wacklern. Wie sich mittlerweile herausgestellt hat, muss es sich dabei um eine Fehlkonfiguration gehandelt haben, beim zweiten Versuch sind diese Probleme nicht mehr präsent. Neben dem optischen Bildstabilisator lässt sich in den Einstellungen der Kamera noch eine spezielle Videostabilisierung aktivieren, die für ein deutlich ruhigeres Bild sorgt, wie das erste Video verdeutlicht.
Die Videostabilisierung funktioniert zuverlässig
Auch im Vergleich zum iPhone 6s Plus arbeitet die Videostabilisierung auf ebenbürtigem Niveau. Klar besser schneidet Samsung allerdings wieder beim Autofokus ab. Beim Wechsel zwischen nahen und weit entfernten Objekten stellt das Galaxy S7 blitzschnell wieder scharf, während sich das iPhone 6s Plus spürbar mehr Zeit dafür nimmt. Apple hat allerdings erneut beim Dynamikumfang einen Vorteil, beim Galaxy S7 sind gewisse Bildbereiche stellenweise zu dunkel, vor allem bei Gegenlicht ist das der Fall.
Der Autofokus bleibt bei 60 FPS problembehaftet
Ebenfalls aus dem Ersteindruck zur Galaxy-S7-Kamera bekannt ist der Vergleich von Full-HD-Video mit 60 Bildern pro Sekunde und dem dabei festgestellten Autofokus-Problem des Galaxy S7. Hier kann im Gegensatz zur Videostabilisierung jedoch keine Entwarnung gegeben werden. Auch in einem zweiten Video treten die Probleme auf.
Im ersten Video hatte das Galaxy S7 Probleme damit, nahe Objekte überhaupt oder in kurzer Zeit zu fokussieren. Gelang das Fokussieren dann aber, wollte das Smartphone beim Wechsel in den Fernbereich partout nicht wieder neu fokussieren, erst nach bis zu 25 Sekunden stellte das Smartphone wieder korrekt um, bis sich der Fehler wiederholte.
Die Probleme treten auch im zweiten Versuch auf
Auch im zweiten Versuch tritt dieses Phänomen auf. Ab Minute 0:38 im Video ist erkennbar, wie viel langsamer der Autofokus gegenüber Full HD mit 30 FPS arbeitet. Auch das iPhone 6s Plus, das beim Autofokus bisher schlechter abschnitt, ist dem Galaxy S7 hier überlegen. Ab Minute 1:12 kommt es dann wieder dazu, dass der Autofokus fast 10 Sekunden nicht reagiert. Ab Minute 1:48 folgt ein weiteres Beispiel für den langsamen Autofokus, ab Minute 2:42 folgt wieder eine Phase von 15 Sekunden, in der keinerlei Reaktion des Autofokus auf den Szenenwechsel stattfindet.
In Ultra-HD mit 3.840 × 2.160 Pixeln und 30 Bildern pro Sekunde funktioniert der Autofokus dann wieder korrekt, wenngleich nicht ganz so blitzschnell wie in Full HD mit 30 FPS. In UHD zeigen beide Geräte einen sehr hohen Detailgrad, allerdings geht dieser Punkt in letzter Instanz an das Galaxy S7, weil das iPhone 6s Plus das Bild etwas zu weich zeichnet. Dafür punktet Apple wieder mit einem etwas helleren Bild und einer leicht ruhigeren Aufnahme. In UHD ist die Videostabilisierung des Galaxy S7 immer deaktiviert und lässt sich auch nicht manuell über die Einstellungen aktivieren.
Keine 5-Minuten-Grenze mehr bei UHD
Eine Minutengrenze für UHD-Video gibt es beim Galaxy S7 nicht mehr. Beim Galaxy S6 konnten noch maximal fünf Minuten am Stück aufgenommen werden. Ganz ohne Einschränkung kommt aber auch das Galaxy S7 nicht aus. Sobald eine Dateigröße von 4 GByte erreicht ist, im Schnitt nach 10 bis 12 Minuten, erstellt das Galaxy S7 automatisch eine neue Datei, die Aufnahme geht aber unterbrechungsfrei weiter.
Zeitlupe jetzt mit 240, statt 120 FPS
Beim Zeitlupenmodus hat Samsung gegenüber dem Galaxy S6 nachgelegt. In 720p-Auflösung wird jetzt immer mit 240, statt 120 FPS aufgenommen, was für spektakuläre Aufnahmen sorgen kann. Damit ist Samsung nun mit dem iPhone 6 gleichgezogen. Allerdings gibt es beim Galaxy S7 keinen alternativen Modus mit der alten Bildrate. Seit dem iPhone 6s kann bei Apple auch Full HD mit 120 FPS gewählt werden.
Wieder mit dabei ist auch ein Zeitraffermodus, der zum Beispiel für beschleunigte Sonnenauf- und -untergänge oder einfach nur lustige Videos verwendet werden kann. Die besten Aufnahmen gelingen, wenn das Smartphone an einem Stativ befestigt oder anderweitig nicht bewegt wird. Weder das Galaxy S7 noch das iPhone 6s Plus machen hier die bessere Zeitrafferaufnahme, Apple beschleunigt das Video aber stärker.
Die neue Kamera überzeugt
Abschließend bewertet ist Samsung das Experiment mit neuer Herangehensweise für die Kamera gut gelungen. Der neue Autofokus ist in der Tat sehr schnell, nur im Videomodus mit 60 FPS kommt es zu Problemen, die sich aber eventuell mit einem Software-Update beseitigen lassen. Darüber hinaus punktet die neue Kamera mit einem sehr hohen Schärfegrad, mit klaren Bildern und einer intensiven Farbdarstellung. Nur beim Dynamikumfang muss das Galaxy S7 gegenüber dem iPhone 6s Plus den Kürzeren ziehen. Das gilt auch für Nachtaufnahmen, bei denen Samsung aber positiv nachgelegt hat. Unterm Strich steht deshalb eine fast rundum gelungene neue Kamera.
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