Streit um iPhone: Tech-Branche versammelt sich hinter Apple
Im Machtkampf mit dem FBI steht Apple nicht alleine da, sondern erhält Rückendeckung aus der gesamten Tech-Branche. Zahlreiche Firmen und Sicherheitsexperten haben Stellungnahmen bei dem kalifornischen Bundesbezirksgericht eingereicht. Gefordert wird, dass Apple keine separate Hacker-Software für das FBI entwickeln muss.
Bei den Stellungnahmen handelt es sich um sogenannte Amicus-Curiae-Briefe. Damit können Parteien ihren Standpunkt in einem Gerichtsverfahren deutlich machen, obwohl diese nicht unmittelbar davon betroffen sind. Diese sind vor allem dann relevant, wenn ein Urteil Auswirkungen hat, die über das eigentliche Verfahren hinausgehen – so wie es bei dem aktuellen Gerichtsbeschluss der Fall ist.
Bei einem der Amicus-Curiae-Briefe (PDF-Datei) handelt es sich nun um eine gemeinsame Stellungnahme von zahlreichen Branchengrößen. Unterzeichnet wurde diese etwa von Amazon, Cisco, Dropbox, Facebook, Google, Microsoft, Mozilla, Snapchat, WhatsApp und Yahoo. Im Kern wird darin die bekannte Argumentation von Apple aufgegriffen.
Das Entfernen von Sicherheitsfeatures ist eine neue Dimension
Demnach erreiche der Streit um Verschlüsselungen eine neue Dimension, wenn Apple verpflichtet wird, die Sicherheitsfeatures für die Sperrfunktionen eines iPhones auszuhebeln, damit das FBI den PIN knacken kann. Denn grundsätzlich würden die Ermittlungsbehörden von den Unternehmen unterstützt werden, indem diese etwa auf Anfrage auch Nutzerdaten übermitteln. Doch der entscheidende Punkt ist nun, dass diese Informationen bis dato auch abrufbar waren.
„Die Regierung fordert, dass Unternehmen ihr Geschäft ändern.“ Amicus-Curiae-Brief von Tech-Firmen
Wenn nun aber die Software manipuliert werden muss, damit Behörden wie das FBI auf verschlüsselte Daten zugreifen können, sei das mit den herkömmlichen Behördenanfragen nicht mehr vergleichbar. Konkret heißt es in der Stellungnahme: „Die Regierung fragt Unternehmen nicht nach etwas, das sie im normalen Geschäftsbetrieb tun. Die Regierung fordert, dass Unternehmen ihr Geschäft ändern.“ Denn die Produkte müssten nun auf eine Art und Weise angepasst, die die Entwickler nicht wollen. Dementsprechend würden sie das auch nicht machen, wenn nicht der entsprechende Gerichtsbeschluss im Raum stehe.
200 Jahre alte Gesetze entsprechen nicht der technischen Realität im Jahr 2016
Hinzu kommt die Kritik an der rechtlichen Grundlage: Ein Gesetz wie der All Writs Act reiche nicht aus, um so einen weitreichenden Eingriff zu legitimieren. Selbst wenn das Gesetz bereits in der Vergangenheit als Grundlage für Abhörmaßnahmen gedient hat, entspreche das nicht mehr der technischen Realität im Jahr 2016. Daher sei es einzig der US-Kongress, der solche Maßnahmen per Gesetz beschließen kann. Und die Abgeordneten hätten zuletzt explizit entschieden, dass keine Backdoor-Pflicht eingeführt wird.
Krypto-Experten unterstützen Apple ebenfalls
Neben den Branchengrößen haben noch weitere Tech-Firmen wie eBay, Kickstarter, Reddit und Twitter einen gemeinsamen Amicus-Curiae-Brief (PDF-Datei) mit ähnlichem Inhalt verfasst, sodass Apple bei dem Verfahren von rund 30 Unternehmen unterstützt wird. Weitere Stellungnahmen stammen von Bürgerrechtsgruppen sowie Sicherheitsexperten.
„Die GovtOS-Software wird ein attraktives Ziel für autoritäre Staaten, Hacker, Spione und Kriminelle sein.“ Amicus-Curiae-Brief von Stanford Law School
So heißt es etwa in dem Brief von einem Institut der Stanford Law School, an dem auch Krypto-Experten wie Bruce Schneier mitgewirkt haben: „Wenn die GovtOS-Software verfügbar ist, wird diese ein attraktives Ziel für autoritäre Staaten, Hacker, Spione und Kriminelle sein.“ Zudem bestehe das Risiko, dass Nutzer von iPhones und anderem Mobil-Geräten das Vertrauen in die automatische Update-Funktion verlieren, was letztlich die Gerätesicherheit empfindlich schwäche. „Kurz gesagt, der Gerichtsbeschluss gefährdet die Sicherheit von allen, nur um ein einziges Gerät zu knacken“, so das Fazit.
Daher lautet nun die Forderung an das kalifornische Gericht: Der Gerichtsbeschluss gegen Apple soll aufgehoben werden. Die Verhandlung ist für den 22. März angesetzt. Zuvor hat aber noch das FBI die Gelegenheit, um auf Stellungnahme von Apple zu reagieren.