Wayland: Display-Server wird kein Standard für Fedora 24
Der Display-Server Wayland wird nicht wie geplant zum Standard für Fedora 24. Damit verschiebt sich die Ablösung des betagten X-Servers auf Fedora 25 zum Jahresende. Zudem sind Fedora 24 und seine Basis Rawhide derzeit in einem desolaten Zustand.
Gnome-Entwickler Matthias Clasen zeigt sich in seinem Blog leicht enttäuscht, dass es trotzt der intensiven Arbeit vieler Entwickler in den letzten Monaten nicht ganz gereicht hat, um Wayland mit Gnome 3.20 zum Standard für Fedora 24 zu machen. Einige funktionale Lücken zum X-Server sind jedoch noch nicht geschlossen. Die Entscheidung fällte letzte Woche die Fedora Workstation Working Group. Somit verschiebt sich Wayland bei Fedora abermals um sechs Monate auf das Jahresende 2016.
Clasen verspricht, die Wayland-Sitzung bei Fedora 24, die weiterhin im Login-Manager GDM alternativ ausgewählt werden kann, sei die beste bisher. Optisch sei sie von einer X.org-Sitzung nicht zu unterscheiden. Das sei laut Clasen einerseits ein Erfolg, erschwere auf der anderen Seite aber die Beantwortung der Frage von Anwendern, warum Wayland überhaupt notwendig sei, wenn alles gleich aussehe wie früher.
Er führt einige Punkte an, die hinter den Kulissen anders sind als bei X. Ein Grund, Wayland neu zu schreiben und nicht alte Konzepte zu übernehmen, sei die Isolation der Clients. Hier kann bei Wayland kein Client dem anderen ins Handwerk pfuschen. Darüber hinaus schleppt X sehr viel Ballast aus den Anfangstagen mit, der heute nicht mehr verwendet wird, was den Code zunehmend schwerer wartbar macht. Auch für Erweiterungen sei Wayland besser geeignet.
Wer mit Fedora 24 eine Wayland-Sitzung testen will, muss beim Anmelden die Sitzung mit der Bezeichnung Gnome auswählen. Zumindest an dieser Stelle ist Wayland bereits Standard.
Schlechter Zustand
Derzeit könnte sich das allerdings als schlechte Idee herausstellen, denn nach einem Blogeintrag von Red-Hat-Mitarbeiter Adam Williamson, der für die Qualitätssicherung bei Fedora zuständig ist, befindet sich die Distribution wie auch deren Grundlage Rawhide wenige Wochen vor der ersten Alpha-Version zu Fedora 24 in einem desolaten Zustand.
Ein Hauptgrund dafür ist eine kürzlich vorgenommene Änderung bei der GNU C Bibliothek (glibc), deren Lokalisierungsdateien in einzelne Pakete aufgesplittet wurden. Diese Änderung an prominenter Stelle sandte Schockwellen durch die gesamte Distribution und setzte viele Funktionen außer Kraft.
Anwender, die nach der Änderung ihre Installation aktualisierten, verloren sämtliche Lokalisierungseinstellungen. Das wiederum führt dazu, das Anwendungen nicht mehr funktionieren. Dazu gehören unter anderem SSH und das Gnome-Terminal. Der Installer Anaconda ist ebenfalls betroffen, er kann locale nicht setzen und die Installation bricht schon beim Start ab. Auch das Build-Tool Pungi4 zum Erstellen von Live-Images ist betroffen.
Keine Namensauflösung
Aber selbst wer ein Live-Image von vor der Umstellung der GNU-C-Bibliothek hat, wird nach dem Booten Probleme mit dem Netzwerk haben, da die Namensauflösung nicht funktioniert. Der Grund ist, dass die Datei resolv.conf ein toter Symlink ist. Dies geht auf Verständigungsschwierigkeiten unter den Entwicklern von Systemd und Network Manager zurück und betrifft nicht nur Fedora.
Auch das Sicherheits-Framework SELinux bereitet auf Live-Images derzeit Probleme im Zusammenspiel mit Systemd. Der Bootparameter enforcing=0 hilft hier weiter. In Summe sind Fedora 24 und Rawhide kaputt, das kann man getrost so sehen. Auf ein Update sollte daher derzeit verzichtet werden. Am 22. März ist die Alpha-Version zu Fedora 24 geplant, die Beta-Version soll am 3. Mai folgen, während das Release derzeit für den 7. Juni vorgesehen ist. Ob zu der derzeit dreiwöchigen Verspätung aufgrund des aktuellen Zustands noch weitere Verspätungen hinzukommen, bleibt abzuwarten.