Xtrfy K2 im Test: Kurze Reaktionszeiten und Kailh für die Luxusklasse
2/3Äußerlichkeiten
Preis und Ausstattung im Marktumfeld lassen daher erwarten, dass die Umsetzung selbst von Details höchsten Ansprüchen genügt. Das schlanke und kompakte Gehäuse kann diese Erwartungen zunächst erfüllen: Durch die matte, leicht strukturierte Oberfläche sowie das fugenfreie Design ist das Chassis einfach zu reinigen und schwer zu verschmutzen. Sinnvolle Kabelkanäle auf der Unterseite unterstützen zudem mit einem biegsamen Kabel die saubere Verlegung der Datenleitung. Das positive Bild wird jedoch durch die Hochstellfüße getrübt, die sich nicht ohne Zuhilfenahme eines spitz zulaufenden Gegenstandes ausklappen lassen.
Ausleuchtung: maximal durchschnittlich
Die Tastenkappen werden, wie bei beleuchteten Tastaturen üblich, vollständig aus transluzentem ABS-Kunststoff gefertigt und mit einer schwarzen, potenziell langlebigen Oberflächenbeschichtung versehen, aus der die Beschriftung im Anschluss ausgeschnitten wird (Laser-cut-Verfahren). Weil die Beleuchtung von mechanischen Schaltern von der Position der LED abhängt, mit der jede Taste einzeln angestrahlt wird, kann die Ausleuchtung der Tastenkappe nicht gleichmäßig erfolgen.
RGB-Taster von Kailh wirken dieser Problematik nicht entgegen. Das Zusammenwirken von opakem Schaltergehäuse und der oberhalb des Stempels platzierten Diode leuchtet lediglich den oberen Bereich der Tastenkappe optimal aus. Die Beschriftung der Sekundärfunktionen, etwa auf den „Makro-Tasten“, zeigt einen sichtbaren Helligkeitsverlauf, dessen Ausprägung von Farbe sowie der angelegten Leuchtstärke abhängig ist. Im Premiumbereich ist ein solches Ergebnis mittlerweile bestenfalls durchschnittlich und liegt am unteren Ende des technisch Möglichen. Ähnliches gilt für die Abschirmung der Status-LEDs, die Bleeding in angrenzende Anzeigen nicht gänzlich vermeiden kann – es fehlt der K2 bisweilen ein wenig an Hingabe.
Der für mechanische RGB-Tastaturen oftmals typische „Halo-Effekt“, der durch die bei MX-Tastern und deren Derivaten exponierte Position der LEDs durch Ausleuchtung des Tastenbetts entsteht, wird durch dessen silberne Lackierung abgeschwächt. Dies stellt sicher, dass die Tasten stets heller leuchten als ihre Umgebung. Ähnlich durchdacht gerät die global in acht Stufen mögliche Helligkeitsregelung, die die Leuchtstärke aller LEDs unabhängig der individuellen Helligkeit um eine Stufe senkt. Die Farbwahl wird allerdings auf 180 eingeschränkt – eine „LED-Beleuchtung mit 16,8 Millionen Farben“ gibt es also nur, wenn die technische Basis beschrieben wird, steht aber praktisch nicht zur Verfügung.
Alltagserfahrungen
Angeboten wird die K2 ausschließlich mit Kailh-Red-Tastern. Technik und Charakteristik der Modelle entsprechen weitgehend linearen Tastern von Cherry, denen die Schalter funktional nachempfunden sind. Auch für Kailh-Taster typisch ist daher ein vier Millimeter langer Federweg, wobei der Signalpunkt bereits nach rund zwei Millimetern Wegstrecke erreicht wird.
Das Auslösen eines Signals erfordert bei roten Tastern von Kailh einen Kraftaufwand von rund 50 Gramm; das Modell liegt damit zwischen Cherrys MX-Red- und MX-Black-Modellen, die ein Signal bei 45 beziehungsweise 60 Gramm übertragen. Anders als bei Tastern mit taktiler Charakteristik erfolgt jedoch keine spür- oder hörbare Rückmeldung bei Erreichen des Signalpunktes.
Kombiniert werden die MX-Taster der K2 mit Stabilisatoren im Cherry-Stil, die Bewegungen größerer Kappen durch zusätzliche Stempel eliminieren. Damit verändert sich die Charakteristik der entsprechend gestützten Taster minimal, Bewegungen über die Längsachse werden, anders als bei den Drahtbügelversionen, im Gegenzug minimiert.
Mit einem Widerstand am Signalpunkt von 50 Gramm positionieren sich die roten Taster nicht nur als Zwischenstufe in der MX-Angebotspalette, sondern auch als lineare Alternative zu taktilen MX-Brown-Tastern – wobei sich der Kraftaufwand etwa am Niveau typischer Rubberdome-Tastaturen orientiert. Die Abstimmung erweist sich als interessanter Kompromiss und spricht Nutzer an, die durch die Leichtgängigkeit der MX Red zu Fehleingaben neigen, den für die schwarze Version der Taster nötigen Kraftaufwand aber bereits als ermüdend empfinden – das für die baugleichen Kailh Yellow gezogene Fazit behält auch für die rote Version der Taster seine Gültigkeit.
Rote Taster sind besser als gelbe
Anders als bei der Vpro V700 stimmt nun auch die technische Umsetzung. Das hörbare metallische Pingen der Feder hat Kailh zwar nicht vollständig eliminiert, aber auf das Niveau anderer mechanischer Schalter zurückgeschraubt; es lässt sich zwar noch subtil wahrnehmen, spielt sich aber nicht penetrant in den Vordergrund. Geblieben ist lediglich die gegenüber den von Federgeräuschen freien MX-Modellen dumpfere und damit subjektiv angenehmere Klangkulisse.
Die Unterschiede zwischen Schaltern von Kailh und Cherry erstrecken sich jedoch nicht nur auf die technischen Spezifikationen. Wie schon bei den braunen Modellen von Kailh wirkt das Feedback der Feder unabhängig von deren Stärke im Vergleich mit den Produkten von Cherry auch bei der Variante Red ein wenig schwammiger und weicher – unabhängig der tatsächlichen Genauigkeit geht diese Ausrichtung ein Stück zulasten der gefühlten Kontrolle.
Qualitativ präsentieren sich die Kailh Red indes besser als die Modelle Brown und Blue; technische Probleme in Form von inhomogenem Feedback mit variierendem Widerstand oder hakender Rückführung der Schlitten ließen sich nicht feststellen. Auch der bei Betätigung am Rande einer Kappe mitunter ansteigende Widerstand betrifft bei der Xtrfy K2 lediglich die größten, aber noch nicht stabilisierten Kappen beispielsweise der Capslock-Taste. Ob die unterschiedliche Charakteristik oder eine bessere Selektion der Taster für den Unterschied verantwortlich ist, ließ sich im Rahmen des Tests nicht ermitteln.
Die Ausgestaltung und das Feedback der Kailh-Taster sind letztlich auch hier eine Frage des persönlichen Geschmacks. Unterschiede zwischen Kailh und Cherry treten im Alltag insbesondere dann, wenn der Taster mit Kraftüberschuss an den Anschlag geschlagen wird, kaum in Erscheinung; die Unterschiede zu MX-Modellen sind zwar spürbar, aber nur fein ausgeprägt. Im Falle der K2 bewegt sich das vibrationsarme Tippgefühl auf Augenhöhe mit anderen Premiumtastaturen der gleichen Preisklasse. In Anbetracht des im Allgemeinen fragwürdigen Rufes der Taster erscheint die Verwendung solcher Tastentechnik in einer 170 Euro teuren Tastatur aber grundsätzlich fragwürdig; von „erstklassigen Komponenten“, die auf der Verpackung versprochen werden, kann schwerlich die Rede sein.
Die softwarelose Konfiguration stößt an Grenzen
„Keine Software, kein Ärger“ - diese Ankündigung lässt sich mit dem dargebotenen Funktionsumfang, dessen Präsentation und Beschreibung kaum bestätigen. Obwohl die On-the-fly-Konfiguration einer Tastatur eigentlich ein praktisches, weil zeitsparendes Feature ist, verkehrt sich die angestrebte Wirkung bei mehr als 45 Sekundärfunktionen ins Gegenteil – so gut das Layout an sich ist, so schlecht durchdacht wirkt das Konzept.
Zwar sind Programmverknüpfungen und Lautstärkeregelung selbsterklärende Features, die Konfiguration der Beleuchtung hingegen erfordert mehr als reine Intuition und einen gesunden Spieltrieb. Sicher lässt sich die K2 ohne Software jederzeit „an jeden beliebigen PC anschließen“ und konfigurieren, nicht jedoch ohne das beiliegende Handbuch zumindest während der ersten Einsätze gründlich zu studieren. Bis die Funktion aller 19 zur Programmierung der Beleuchtung vorgesehenen Funktionen erlernt sind, vergeht ein erheblicher Zeitraum. Schuld daran sind unter anderem „13 Hintergrundbeleuchtungs-Modi, 8 Equalizer-Effekte, 6 Tipp-Effekte und 7 Beleuchtungs-Schemata“, die teils miteinander konfiguriert werden, aber nur sequenziell durchgeschaltet werden können.
Welcher Effekt wann in welcher Reihenfolge aktiviert wird oder überhaupt angeboten wird, lässt sich nicht ohne Weiteres feststellen, eine Übersicht liefert Xtrfy nicht. Die zahlreichen Verknüpfungen und Abkürzungen ermöglichen aber zumindest eine zügige Programmierung der Dioden durch die Option, alle noch nicht mit einem eigens angelegten LED-Profil belegten Tasten als Gruppe zu konfigurieren. Auch die Visualisierung von Informationen gefällt: Beim Betätigen von Capslock zeigen die Dioden ein „C“, die Farbpalette wird zur Auswahl auf der Tastatur visualisiert. So lässt sich schneller und effizienter eine Farbe wählen, als etwa bei der MasterKeys-Pro-Serie von Cooler Master, bei der RGB-Farben selbst abgemischt werden müssen. Allerdings versäumt es Xtrfy trotz des vorhandenen Bedarfs, dieses Konzept für alle Aspekte der Konfiguration einzusetzen.
Blinken wie ein Christbaum
Neben vorgefertigten Profilen besteht die Möglichkeit, jede LED einzeln zu konfigurieren und in einem von vier Speicherplätzen als Format zu sichern. Alternativ können zahlreiche Effekte, darunter Wellen- und Blitzmuster, abgespielt und bei Bedarf mit weiteren, sekundären Effekten kombiniert werden. Diese sind vorrangig reaktiv, werden also nur bei einem Tastendruck abgespielt; eine Helligkeitsregelung steht für beide Ebenen separat zur Verfügung. Nicht vorhanden ist eine Möglichkeit zur Adaption der Wiedergabegeschwindigkeit, obwohl die überwiegende Mehrheit der angebotenen Effekte unter ihrer hohen Anzeigefrequenz leidet. Besonders in Verbindung mit sekundären, reaktiven Modi und primären LED-Mustern blinkt die K2 wie ein epileptischer Christbaum – sehr viel nerviger kann man eine Beleuchtung kaum gestalten. Tatsächlich nutzbar ist lediglich die einfarbige Hintergrundbeleuchtung, maximal in Kombination mit einem einfachen reaktiven Modus, der bei Druck auf eine Taste die Farbe wechselt.
„Hochgradig anpassbar“ zu sein kann sich K2 aber auch dann nicht auf die Fahnen schreiben, wenn der Aspekt der Sinnhaftigkeit zurückgestellt wird. Unabhängig vom Nutzen der Funktion können andere Tastaturen der Preisklasse in diesem Bereich nicht nur mehr, sondern sind auch flexibler, gerade in Bezug auf die Makrofunktionen. Die Einschränkung auf fünf vorgegebene Tasten ist mager, auch wenn die Anordnung auf dem Tastenfeld zwar abseits des WASD-Schemas liegt, aber eine schnelle und komfortable Aktivierung erlaubt.
Fragwürdig erscheint außerdem der Verzicht auf Medien-Shortcuts, weil der stattdessen offerierte Funktionsumfang redundant ist oder nur geringen Mehrwert bietet. Verknüpfungen zu Steam, der Homepage des E-Sports-Clans Ninjas in Pyjamas oder hltv.org haben ebenso einen geringen Nutzen wie das Öffnen des Browsers oder der Suche – letztere lässt sich seit Windows 8 weit komfortabler mit dem Druck auf die Windows-Taste öffnen.
Der Versuch, möglichst viele Optionen ohne zusätzliche Software anzubieten, stößt daher in zwei Richtungen an Grenzen: Erstens steigt die Einarbeitungsphase massiv in die Länge, während die Konfiguration mit steigendem Funktionsumfang komplizierter und langwieriger wird. Was per Software inuitiv mit wenigen Klicks direkt gelöst ist, erfordert in der vorliegenden Umsetzung etwa das Auswendiglernen von Tastenkombinationen und Effektreihenfolgen. Zweitens ist die sanfte Reduzierung des Funktionsumfangs in diesem Fall ein Manko, weil es die Individualisierung an elementaren Stellen einschränkt und die Bedienung verkompliziert. Überzeugen kann der gewählte Kompromiss so nicht.
Drücke eine Taste und das Signal kommt beim Computer in 0,001 Sekunden an. Insgesamt.
Xtrfy
Ähnlich Cherrys MX Board 6.0 verspricht auch Xtrfy eine verkürzte Reaktionszeit, bei der nicht nur die Polling-Rate gesenkt wird. Bei dem gewählten Verfahren sinkt die Verarbeitungszeit eines Signals durch den Controller, indem Tasten nicht in Gruppen zusammengefasst abgefragt werden. Stattdessen können Signale bereits unmittelbar beim Tastendruck latenzfrei erkannt und weitergeleitet werden. Wie genau die Technik bei Xtrfy funktioniert, war auch auf Nachfrage nicht in Erfahrung zu bringen. Erneut lässt sich aber festhalten, dass Eingaben nicht „spürbar“ schneller werden, sich diese Eigenschaft der Tastatur also allenfalls an Profispieler auf Weltklasseniveau richtet.