Gears of War 4 Beta: Sera wird schöner
Auf Sera nichts Neues
Ein halbes Jahr vor der angepeilten Veröffentlichung ermöglicht Microsoft im Rahmen eines Beta-Tests einen ersten Blick auf Gears of War 4. Wir haben die Gelegenheit genutzt und uns den Ableger, mit dem die Serie auf der aktuellen Xbox One debütieren wird, einmal näher angeschaut. Überraschungen sind dabei nicht zu vermelden.
Auf Sera ist alles wie immer, aber schöner
Trotz des Wechsels des Entwicklerstudios bleibt in Gears of War auch in der insgesamt fünften Inkarnation (noch) alles beim Alten. Der Urvater aller Deckungsshooter steuert sich folglich etwas behäbiger und spielt sich noch immer etwas langsamer als viele Artverwandte, ab sofort aber in 1080p und mit 60 FPS ein wenig flüssiger und merklich höher aufgelöst – die technische Seite ist fast schon die größte Neuerung. Wichtig bleibt wie gehabt das Vorgehen im Team und das Ausnutzen der hüfthohen, reichlich vorhandenen Deckung unter Berücksichtigung von Sichtlinien. So sie nicht besonders geübt sind, kommen Einzelgänger wie üblich schnell unter die Räder.
Am Layout oder Aufbau der kompakten und nur zaghaft vertikal angelegten Karten hat Entwickler The Coalition in dem bislang gezeigten Material aber ebenso wenig Hand angelegt wie am Balancing der Waffen. Vorherrschend bleiben kleine, recht enge Arenen mit statischer Deckung, in denen sich zwei oder drei besonders mächtigen Waffen wie der Boomshot und der ebenso bekannte Torque Bow finden lassen. Der einzige Neuzugang hört auf den Namen Dropshot und eignet sich hervorragend dazu, Gegner hinter ihrer Deckung auszuschalten: Die Waffe verschießt eine Sprengladung, die in der Luft bleibt, während der Trigger des Controllers gedrückt wird. So lassen sich die Ladungen mit etwas Übung gezielt hinter Mauern und Verstecken abwerfen, was das Aufbrechen von Positionen erleichtert.
Neue Waffe ohne Auswirkungen
Wenn das Ziel dieser Änderungen allerdings sein soll, die Deckung ein Stück weit zugunsten von mehr Bewegung zu entwerten, scheitert das Vorhaben: Gears of War spielt sich auch mit neuen Spielzeugen so wie immer.
Ohne Auswirkungen bleibt ebenfalls das neue, in die gleiche Richtung zielende „Close Cover Combat“ genannte Finisher-System. Das soll es ermöglichen, aus dem Laufen im Sprung über Deckung oder den auf der gegenüberliegenden Seite der gleichen Deckung verschanzten Gegner anzugreifen. Während der Spielzeit ließ sich der Einsatz der Mechanik aber weder beobachten noch ausprobieren; die Situationen, in denen sich das System einsetzen lässt, kommen bei normalen Gameplay auf Mehrspieler-Servern offenbar nur selten vor.
Kleinere, fast schon kosmetische Änderungen lassen sich im Verzicht auf Loadouts ausmachen, die Schnellkonfiguration von Waffen und Granaten erfolgt nun per D-Pad vor dem Wiedereinstieg. Ungeachtet dieser willkommenen Verbesserung gibt es jedoch weiterhin nicht viel zu wählen: Die Schrotflinte dominiert zusammen mit der Ausweichrolle das Arsenal in alter Tradition, das ikonische Kettensägen-Sturmgewehr wird hingegen deutlich seltener (erfolgreich) eingesetzt.
Völkerball produziert Drama
Neben klassisches Deathmatch mit 15 Tickets gegen menschliche Spieler sowie zum Üben gegen computergesteuerte Sandsäcke lässt sich in der Beta auch Völkerball spielen. Die Bezeichnung gibt hier bereits Aufschluss über das Spielprinzip: Tickets für den Wiedereinstieg gestorbener Teammitglieder werden an Abschüsse gekoppelt und müssen auf diese Weise mit dem Tod eines Gegners „bezahlt“ werden. So steht bei jeder Begegnung eine potentiell drohende totale Niederlage im Hintergrund. Wenn sich das eigene Team ausmanövrieren lässt oder sich grobe Schnitzer leistet, verschiebt sich das Kräfteverhältnis plötzlich merklich.
Dank des Respawn-System besteht aber stets die Chance auf ein richtiges Comeback, das bei geschicktem Spiel die Partie wieder in eine andere Richtung zu drehen vermag und den Spielern auf der Karte ihre Verantwortung für das Team und den Sieg ständig vor Augen hält. Eine solche Konzeption schafft neben einer gehörigen Portion Spannung auch Raum für Heldentaten einzelner Spieler, die eine verloren geglaubte Partie noch herumreißen. Völkerball produziert folglich Drama und Dramatik, die zu ständigen Begleitern werden. Ganz nebenbei erscheint ein solcher Spielmodus für die eSport-Szene, die den Titel aktiv aufgreifen soll, hervorragend geeignet.
Kopfgeld und Mikrotransaktionen
Bei gängigen Elementen moderner Shooter bedient sich Gears of War dank der konservativen Ausrichtung vergleichsweise sparsam. Dem gegenwärtigen Arsenal des Genres entstammen zuvorderst Kopfgeld-Karten, die beim Erfüllen von Herausforderungen mit Erfahrungspunkten belohnen. Noch nicht in der Beta implementiert waren die Nachschubkisten: Ähnlich dem REQ-System in Halo 5: Guardians werden Bonus-Karten und Skins zufällig in Kisten verteilt, die sowohl für Ingame-Währung als auch für harte Euros gekauft werden können. Bevorteilungen zahlender Spieler soll es dabei nicht geben, da sich alle Gegenstände auch ohne Echtgeldzahlung freischalten lassen, versprechen die Entwickler.
Obwohl es sich bei der Testphase um eine echte Beta handeln soll, haben sowohl Server als auch Engine problemlos funktioniert. Lags und einbrechende Bildwiederholraten ließen sich nicht beobachten.
Der Ausblick: Keine Risiken
Auch wenn The Coaltion noch nicht alle Karten auf den Tisch gelegt hat, deutet sich an, dass die alte Gears-Formel – wenn überhaupt – in homöopathischer Dosierung überarbeitet wird. Sofern das fertige Spiel nicht mit der ein oder anderen Überraschung auftrumpfen kann, erwartet Spieler im Herbst also eine spielerisch konservative Fortsetzung, die Risiken meidet – zumindest ist dies die Botschaft, die der Beta-Test aussendet. Schlecht sein muss das in Anbetracht der alten Erfolgsformel allerdings nicht, zumal die Hoffnung auf weitere neue Spielmodi und größere Neuerungen im Einzelspieler-Modus bleibt.
Die mittlerweile für alle Spieler geöffnete Beta von Gears of War 4 kann noch bis zum 1. Mai gespielt werden. Vorausgesetzt wird wie bei allen Mehrspieler-Titeln lediglich eine Xbox-Gold-Mitgliedschaft.
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