Hausautomation: Nest macht Smart-Home-Hub Revolv unbrauchbar
Alphabets Konzerntochter Nest stellt Mitte Mai den Smart-Home-Hub Revolv ein und deaktiviert gleichzeitig den für die Funktionalität essenziellen Online-Dienst. Durch die wegfallende Cloud-Infrastruktur wird der einst etwa 300 US-Dollar teure Hub damit unbenutzbar. Einige Anwender reagieren empört.
Revolvs Website kündigt das Ende des Dienstes für den 15. Mai 2016 an. Ab dann soll sich das Team des bereits 2014 von Nest aufgekauften Unternehmens ausschließlich um Works with Nest kümmern, Nests API-Plattform für Drittanbieter. Wer nach dem 15. Mai den für die Funksteuerung von Heimgeräten zuständigen Revolv-Hub weiterverwenden möchte, hat somit schlicht Pech gehabt. Der Hub werde nicht mehr funktionieren und die Revolv-App sich nicht mehr öffnen lassen, wie es auf der Website des Unternehmens heißt. Zudem löscht Revolv alle mit der Nutzung im Zusammenhang stehenden Daten.
Kritik an Nests Vorgehen, Produkte bewusst unbrauchbar zu machen
Arlo Gilbert, CEO der Entwicklerschmiede Televero, hat sich stellvertretend für die betroffenen Kunden entrüstet über die Abschaltung des Revolv-Dienstes geäußert: „Google hat Hardware, die mir gehört, absichtlich unbrauchbar gemacht.“ Dies sei ein Schlag ins Gesicht für jeden Kunden, der sein Vertrauen in den Dienst gesetzt und sich den seit 2013 angebotenen Revolv-Hub gekauft habe.
Der Televero-Chef stellt zudem das Vorgehen von Firmen infrage, Produkte nach Ablauf der Garantie bewusst funktionsunfähig zu machen: „Wenn Software und Hardware miteinander verflochten sind, bedeutet das Garantieende dann die Einstellung des Hardware-Supports durch das jeweilige Unternehmen? Oder erlaubt es darüber hinaus dem Hersteller auch, das Gerät funktionsunfähig zu machen, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen?“ Für Nest-CEO Tony Fadell gelte wahrscheinlich letzteres.
Auch Jim Killock von der britischen Menschenrechtsorganisation Open Rights Group kritisiert Nests Vorgehen als „ziemlich abstoßende Art, seine Kunden zu behandeln.“ Der Fall werfe grundsätzliche Fragen bezüglich der Lebensdauer von Produkten auf, die Hardware mit Online-Diensten bündeln. „Wenn ein Gerät ab einem bestimmten Datum nicht mehr funktioniert, muss der Kunde schon beim Kauf darauf hingewiesen werden“, so Killock. Ein lapidarer Verweis auf das Garantieende reiche keinesfalls aus.
Negativberichte über Nest häufen sich
Für Nest-Chef Fadell ist es die nächste Negativschlagzeile innerhalb weniger Tage. Anfang April hieß es, Nest verliere zwei wichtige Mitarbeiter. Bereits im Februar erschien ein Bericht über weitreichende Probleme hinsichtlich Mitarbeiterschwund, Produkt-Fehlfunktionen und einer schlechten Arbeitsatmosphäre bei Nest.
Nest hat via Twitter auf die Nutzerkritik reagiert und bietet Revolv-Besitzern an, sich über die E-Mail-Adresse help@revolv.com beim Unternehmen zu melden, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Auf Nachfrage von Engadget, welche Maßnahmen konkret geplant seien, hat Nest die Zahlung einer Entschädigung in Aussicht gestellt, ohne jedoch einen genauen Betrag zu nennen.