Intel: Tausende Entlassungen bis zum Jahresende erwartet
Die Netzausgabe der US-amerikanischen Tageszeitung The Oregonian berichtet unter Berufung auf mehrere Quellen aus dem Unternehmen selbst von tausenden Entlassungen bei Intel bis zum Jahresende. Die geplanten Entlassungen sollen alle Bereiche und Standorte betreffen.
Offenbar stammen die vertraulichen Quellen der Nachricht aus Intels größtem Standort im US-amerikanischen Bundesstaat Oregon mit über 19.500 Mitarbeitern. Damit ist Intel Oregons größter privater Arbeitgeber. Im dortigen Hillsboro stockte Intel seit dem letzten Sommer die Belegschaft gar um fünf Prozent auf, um mehr Mitarbeiter für den dort neu errichteten Forschungsstandort D1X zu gewinnen.
Weltweit beschäftigte Intel zum Jahresende 2015 rund 107.000 Menschen. Das Unternehmen befindet sich in einer Umstrukturierungsphase, die größtenteils dem bröckelnden PC-Markt geschuldet ist. Die angeblich geplanten Entlassungen sind bisher weder im Unternehmen noch öffentlich bekannt gegeben worden. Intel reagierte bisher auch nicht auf mehrere Anfragen der renommierten Tageszeitung zu diesem Thema in dieser Woche.
Entlassungen im Bereich zweistelliger Prozentzahlen
Nach Aussagen der Quellen aus dem Unternehmen sollen bei den geplanten Entlassungen die Belegschaften bestimmter Bereiche um zweistellige Prozentzahlen reduziert werden. Insgesamt soll es um eine vierstellige Zahl von Angestellten gehen. Die Schrumpfkur könnte bereits nach Bekanntgabe der Quartalszahlen für das erste Jahresviertel am kommenden Dienstag beginnen, wobei hier anscheinend noch kein fester Zeitplan existiert.
Intels Einnahmen stützen sich nach Angaben der Zeitung noch zu 60 Prozent auf den stetig kleiner werdenden PC-Markt. Auch in der Führungsriege scheint es Umwälzungen im Rahmen der Reorganisation zu geben. Renée James, Teil der Intel-Dreierspitze, zusammen mit CEO Brian Krzanich und Chairman Andy Bryant, verließ das Unternehmen im Rang der Präsidentin im letzten Herbst. Insider sehen den Grund in schlechten Zahlen und der branchenweit als sinnlos erachteten Akquisition von McAfee für 7,7 Milliarden US-Dollar im Jahr 2011. Ersetzt wurde sie durch Venkata „Murthy“ Renduchintala, der vom konkurrierenden Chiphersteller Qualcomm kam.
Personalwechsel auf vielen Ebenen
In der letzten Woche wurde bekannt, dass die beiden Vizepräsidenten Doug Davis und Kirk Skaugen das Unternehmen verlassen. Beide unterstanden direkt Renduchintala, Skaugen war für das PC-Geschäft verantwortlich, während Davis die Abteilung für das Internet of Things unterstand. Gleichzeitig ließ ein neu bestallter Angestellter aus der Führungsspitze durchblicken, auch andere Jobs auf dieser Ebene könnten von Änderungen betroffen sein.
Bloomberg berichtete zu Monatsbeginn, auch die erst vor einem Jahr in ihren Job eingesetzte Aicha Evans, verantwortlich für das Geschäft mit Mobil-Chips, werde das Unternehmen wieder verlassen.
Intel leidet aber nicht nur an der Erodierung des PC-Marktes, auch das nicht mehr wie einst funktionierende Moores Law kommt dem Unternehmen teuer zu stehen, zudem verliert Intel durch die Verlangsamung und gleichzeitige Verteuerung der Entwicklung einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz.
Das Unternehmen hat Pläne für die Entlassung von weltweit rund 12.000 Mitarbeitern bis Mitte 2017 bestätigt. Damit sollen im Rahmen der Umstrukturierung des Konzerns jährlich langfristig 1,4 Milliarden US-Dollar eingespart werden.