Lytro Cinema: Lichtfeld-Kamera mit 755 RAW Megapixel und 300 FPS
Mit der Lytro Cinema plant Lytro eine Revolution in der Art und Weise, wie Filme entstehen. Das Prinzip ist das gleiche, das auch hinter der Lytro Illum und anderen plenoptischen Fotokameras steht. Verglichen mit den technischen Möglichkeiten der Lytro Cinema verblassen deren technische Möglichkeiten allerdings.
Jedes einzelne Bild ist ein 3D-Modell
Im Gegensatz zu einer normalen Kamera zeichnen Lichtfeld-Kameras nicht einfach nur ein zweidimensionales Bild auf, sondern ein 4D-Lichtfeld. Dieses beinhaltet für jeden einzelnen Pixel Informationen über Farbe, Richtung und Tiefe, sodass jedes einzelne Bild im Endeffekt ein 3D-Modell der aufgenommenen Szene ist, das am Computer aus verschiedenen Perspektiven angeshen werden kann.
Technisches Prunkstück der Lytro Cinema ist der Videosensor. Mit einer Auflösung von 755 RAW Megapixel und der Möglichkeit, bis zu 300 Bilder pro Sekunde aufzunehmen, ist es der Lytro zu Folge der am höchsten auflösende Videosensor, der je entwickelt wurde. Er zeichnet mit 16 Blendenstufen und hoher Farbraumabdeckung auf, wobei im Extremfall 400 GByte Daten pro Sekunde anfallen. Die enorme Datenmenge macht es erstmals möglich, ein sogenanntes Light Field Master zu erstellen, das ungeahnte Kreativität in der Nachbearbeitung der Aufnahmen erlauben soll.
Enorme Freiheiten für Kreative
Entscheidungen über den Fokus der Kamera und die Tiefenschärfe müssen nicht mehr am Set getroffen werden, sondern können hinterher virtuell am Computer vorgenommen werden, der dann aus den Daten des Light Field Master die gewünschten Bilder berechnet. So sollen auch Kamerafahrten möglich werden, die bislang technisch nicht zu realisieren sind. Im Prinzip erhalte man auf diese Weise einen Greenscreen für jedes einzelne Objekt in der Aufnahme, ohne vor einer grünen Wand filmen zu müssen, so Lytro. Das Zusammenspiel von echten Aufnahme und Spezialeffekten soll auf diese Weise enorm vereinfacht werden.
Die Daten des Light Field Master erlauben es zudem, Inhalte in verschiedenen Formaten auszugeben und Variablen wie die Verschlussöffnungswinkel und die Bildwiederholrate entsprechend anzupassen. So lassen sich Inhalte beispielsweise im IMAX- und RealD-Format ebenso wie in traditionellen Kino- und Fernsehformaten bereitstellen.
Um den Umgang mit der Lichtfeld-Technik möglichst einfach zu gestalten, integriert sich das Lytro-Cinema-System mit Hilfe von Plug-ins in vorhandene Produktions- und Nachbearbeitungs-Workflows, die in der Filmindustrie verbreitet sind.
Ab dem 3. Quartal als komplettes System zum Mieten.
Für Filmschaffende wird die Lytro Cinema ab dem dritten Quartal 2016 verfügbar sein. Zu kaufen gibt es die Lichtfeld-Kamera allerdings nicht, sie wird als komplettes System zur Miete angeboten. Dieses beinhaltet neben der Kamera selbst beispielsweise auch Server zum Speichern und Verarbeiten der enormen Datenmengen sowie die Software zur Bearbeitung des Light Field Master. Optional ist zudem auch die Bearbeitung der Daten in der Cloud möglich. Der Einstiegspreis für die Miete der Lytro Cinema soll bei rund 125.000 US-Dollar liegen.
Eine erste Demonstration der Möglichkeiten, die die Lytro Cinema bietet, wird es am 19. April im Rahmen der National Association of Broadcasters (NAB) Conference in Las Vegas geben. Lytro präsentiert dort den im Zusammenarbeit mit The Virtual Reality Company (VRC) produzierten Kurzfilm Life von Oscar-Preisträger Robert Stromberg, Chief Creative Officer bei VRC, und David Stump, Chief Imaging Scientist bei VRC.