Xiaomi Mi5 im Test: Flaggschiff aus Glas und Metall mit Snapdragon 820 aus China
3/5Gedrosselter Snapdragon 820 drosselt kaum
Da es sich beim vorliegenden Testexemplar um die kleinste Variante des Mi5 handelt, liegt die maximale Taktrate des Qualcomm Snapdragon 820 bei 1,80 anstelle der üblichen 2,15 GHz. Auch der Takt der Adreno 530 wurde von 624 auf 510 MHz gesenkt.
Positiv: Auch nach längerer Dauerlast ändern sich die Taktraten kaum, eine Drosselung tritt trotz spürbarer Wärmeentwicklung erst sehr spät ein. In keinem Fall überschritten die CPUs oder die GPU die gedrosselten Taktraten. Die 32- und die 64-GB-Variante des Mi5 verfügen über 3 GB Arbeitsspeicher, das Keramik-Modell mit 128 GB setzt auf 4 GB.
Weniger Leistung, dafür lange konstant
Die Dauerbelastung wurde mit dem GFXBench Manhattan (OpenGL ES 3.0) durchgeführt. In einem Ablauf von 20 Durchgängen des Benchmarks hintereinander zeigt sich, dass das Mi5 die Leistung in den ersten 13 Anläufen konstant aufrecht erhält. Ab dem 14. Durchlauf fällt die Leistung um nur ein Bild pro Sekunde, ab dem 16. erneut um die gleiche Anzahl auf 36 FPS. Diese werden im Anschluss konstant gehalten. Insgesamt verliert das Mi5 somit nur knapp 5 Prozent an Leistung nach 20 Durchgängen, wohingegen das Galaxy S7 und das iPhone 6s Plus in der Spitze bis zu 52 respektive 18 Prozent verlieren. Das zu Anfang langsamste Modell ist am Ende das schnellste.
Mi5 (1,8 GHz) | Galaxy S7 | iPhone 6s Plus | ||||
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Durchgang | FPS | Delta erster Durchgang | FPS | Delta erster Durchgang | FPS | Delta erster Durchgang |
1 | 38 | – 0,0 % | 40 | – 0,0 % | 39 | – 0,0 % |
2 | 38 | – 0,0 % | 40 | – 0,0 % | 39 | – 0,0 % |
3 | 38 | – 0,0 % | 40 | – 0,0 % | 39 | – 0,0 % |
4 | 38 | – 0,0 % | 40 | – 0,0 % | 39 | – 0,0 % |
5 | 38 | – 0,0 % | 39 | – 2,5 % | 38 | – 2,6 % |
6 | 38 | – 0,0 % | 39 | – 2,5 % | 36 | – 7,7 % |
7 | 38 | – 0,0 % | 38 | – 5,0 % | 33 | – 15,4 % |
8 | 38 | – 0,0 % | 38 | – 5,0 % | 32 | – 17,9 % |
9 | 38 | – 0,0 % | 38 | – 5,0 % | 32 | – 17,9 % |
10 | 38 | – 0,0 % | 37 | – 7,5 % | 32 | – 17,9 % |
11 | 38 | – 0,0 % | 37 | – 7,5 % | 32 | – 17,9 % |
12 | 38 | – 0,0 % | 32 | – 20,0 % | 32 | – 17,9 % |
13 | 38 | – 0,0 % | 37 | – 7,5 % | 32 | – 17,9 % |
14 | 37 | – 2,7 % | 36 | – 10,0 % | 32 | – 17,9 % |
15 | 37 | – 2,7 % | 34 | – 15,0 % | 32 | – 17,9 % |
16 | 36 | – 5,3 % | 36 | – 10,0 % | 32 | – 17,9 % |
17 | 36 | – 5,3 % | 19 | – 52,5 % | 32 | – 17,9 % |
18 | 36 | – 5,3 % | 26 | – 35,0 % | 32 | – 17,9 % |
19 | 36 | – 5,3 % | 24 | – 40,0 % | 32 | – 17,9 % |
20 | 36 | – 5,3 % | 27 | – 32,5 % | 32 | – 17,9 % |
Trotz des niedrigeren Takts läuft das Mi5 flüssig und navigiert zügig durch das Betriebssystem. Apps starten sehr schnell und auch der Wechsel zwischen geöffneten Anwendungen gelingt zügig und ohne Denkpause. Ruckler oder Hänger sind nicht auszumachen. Das Mi5 zeigt sich jederzeit reaktionsfreudig und sofort einsatzbereit. Dank UFS 2.0 verfügt das Mi5 über einen sehr schnellen internen Speicher, was die insgesamt hohe Leistungsfähigkeit zusätzlich erhöht.
In Benchmarks ordnet sich das Smartphone erwartungsgemäß in den oberen Plätzen ein, überholt wird es je nach Messung meist aber von iPhone 6s (Plus) und Galaxy S7 (edge). Hohe Positionen holt das Mi5 dabei sowohl bei Messungen der CPU- als auch der GPU-Leistung. Einer der stärksten Konkurrenten des Snapdragon 820, Samsungs Exynos 8890, setzt sich aufgrund seiner acht Kerne vor allem in Benchmarks ab, die die Multi-Core-Leistung betrachten. Im Vergleich zum Qualcomm MDP/S, dem Referenzmodell für den 820, ergeben sich zwischen 15 und 20 Prozent weniger Leistung.
MIUI v7 mit bekannten Vorteilen und Einschränkungen
In gewohnter Manier stattet Xiaomi auch sein Topmodell mit dem Betriebssystem MIUI aus. Unter der Haube setzt v7 auf Android 6.0 Marshmallow, andere Modelle wie das Redmi 3 setzten noch auf Android 5.1 Lollipop. An der bunten Oberfläche oder der Struktur hat sich trotzdem nichts geändert. Der Hersteller verzichtet nach wie vor auf einen App Drawer, wodurch sich alle Apps auf den Homescreens und darauf platzierten Ordnern verteilen. Benachrichtigungen und Schnellzugriffe werden auf zwei Seiten aufgeteilt.
Wie von MIUI gewohnt gibt es vielfältige Möglichkeiten zur Individualisierung. Aufgrund teils mehrfach verschachtelter Menüs kann die Einstellungsvieflalt verwirren. Unter anderem lassen sich die Optik durch Themes verändern, die Farbe der LED anpassen und ein Gast- sowie Einhandmodus einrichten. Darüber hinaus können Zugriffsrechte der installierten Apps verwaltet werden, was Google ab Werk erst ab Android 6.0 anbietet. Bei MIUI findet sich diese Möglichkeit schon länger.
Noch immer für versierte Nutzer
MIUI erhält laut Hersteller wöchentlich Updates, im Testzeitraum handelte es sich dabei um Optimierungen und Fehlerbereinigungen. Wie von den chinesischen Original-Firmwares gewohnt, bietet auch das Mi5 ab Werk keine Google Play Services und keine deutsche Sprache – einige Händler rüsten diese Möglichkeiten teilweise nach. Andernfalls müssen Käufer selbst aktiv werden und die fehlenden Funktionen nachrüsten. Auch das Mi5 bleibt somit softwareseitig ein Smartphone für Nutzer, die mit der Materie vertrauter sind.
Gesperrter Bootloader erhöht den Aufwand
Seit dem Redmi Note 3 hat Xiaomi die Bootloader seiner neuen Smartphones ab Werk gesperrt, rückwirkend betrifft diese Änderung auch das Mi4c und das Mi Note Pro, wie der Hersteller im MIUI-Forum erklärt. Die Sperre sorgt für Unmut in der Community und erschwert das Aufspielen anderer ROMs, die Installation einer Software mit deutscher Sprache ist dadurch zum Beispiel mit erhöhtem Aufwand verbunden. Auch ein Root-Zugang ist damit vor der Entsperrung nicht mehr möglich.
Die Sperre kann bei Xiaomi unter Angabe eines Grundes (auf Englisch oder Chinesisch) beantragt werden, benötigt wird dafür neben einer Internetverbindung auch ein Mi-Account sowie das Tool, das der Hersteller bereitstellt. Im Anschluss an die Beantragung erhalten Nutzer nach erfolgreicher Prozedur ein Passwort für die Aufhebung der Sperre. Obwohl die Prozedur einfach erscheint, berichten Nutzer immer wieder davon, dass die Freigabe mehrere Wochen dauert.
Im Home-Button des Flaggschiffs, der sowohl kapazitiv als auch physisch genutzt werden kann, steckt ein Fingerabdrucksensor. Dieser lässt sich in wenigen Schritten installieren und ist sehr schnell. Wird das Smartphone über einen Tastendruck auf den Knopf aufgeweckt, gibt es den Sperrbildschirm nicht zu sehen, der Nutzer landet sofort auf dem Homescreen. Die Anzahl vorinstallierter Apps ist übersichtlich, mitgeliefert werden unter anderem ein Datei-Manager, eine App zur Nutzung des Smartphones als Fernbedienung sowie eine Sprachsteuerung.
Erneut überzeugt MIUI durch vielfältige Möglichkeiten zur Individualisierung und ein starkes Rechte-Management. Die Oberfläche wird durchdacht und strukturiert, wenngleich die vielen Untermenüs verwirren können.