Netzteile mit 500/550 Watt im Test: Corsair, SilverStone, EVGA und Super Flower gegen be quiet!
3/7Technik
Nach dem Lösen der Schrauben und dem Öffnen des Netzteils fällt der Blick auf die Elektronik. Wie immer gilt: Nicht nachmachen – Lebensgefahr!
Fünf Mal DC-DC aus unterschiedlichen Werken
Im Bereich der elektronischen Komponenten sind sich alle Marken einig: Um eine einwandfreie Spannungsregulation zu ermöglichen, setzen alle Netzteile auf unabhängig regulierte Stromschienen in Form von DC-DC-Wandlern. In der praktischen Umsetzung verfolgen die Konkurrenten jedoch eigene Wege: be quiet! setzt für das Straight Power 10 auf die Auftragsfertigung von FSP, Corsair lässt das RM550x bei CWT fertigen, und SilverStone setzt wie bei dem zuletzt getesteten SFX-L-Netzteil auf Sirfa. Das Leadex Gold und das G2 von EVGA stammen hingegen aus einem gemeinsamen Werk – Super Flower fertigt beide Netzteile in Eigenregie.
Technische Daten | be quiet! | Corsair | EVGA | SilverStone | Super Flower |
---|---|---|---|---|---|
Eingangsfilterung | |||||
Filter-Bauteile | 2 X-, 4 Y-Kondensatoren, 3 Spulen | 3 X-, 4 Y-Kondensatoren, 2 Spulen | 2 X-, 4 Y-Kondensatoren, 2 Spulen | 2 X-, 4 Y-Kondensatoren, 2 Spulen | 2 X-, 4 Y-Kondensatoren, 2 Spulen |
Absicherung | MOV, Schmelzsicherung | ||||
Kondensatoren | |||||
Primärseite | Teapo (LG-Serie) 270 µF, 420 V, 105 °C |
Nippon Chemi-Con (KMQ-Serie) 470 µF, 400 V, 105 °C |
Nippon Chemi-Con (KMQ-Serie) 390 µF, 400 V, 105 °C |
Nippon Chemi-Con (KMQ-Serie) 470 µF, 400 V, 105 °C |
|
Sekundärseite | Teapo (SY-, SJ-, SC-Serie), Feststoff-Kondensatoren |
Nippon Chemi-Con (KZE-, KY-, KZH-Serie), Feststoff-Kondensatoren |
Nippon Chemi-Con (KZE-, KY-, KMG-, W-Serie), Feststoff-Kondensatoren |
Nippon Chemi-Con (KZE-, KY-Serie), Feststoff-Kondensatoren |
Nippon Chemi-Con (KZE-, KMQ-, KMG-, W-Serie), Feststoff-Kondensatoren |
Lüfter | |||||
Modellbezeichnung | be quiet! Silent Wings 3, 135 mm |
Corsair NR135L, 135 mm |
Globe Fan B1402512M, 140 mm |
Globe Fan S1202512L, 120 mm |
Globe Fan B1352512M, 135 mm |
Technische Daten | 1.200 U/Min, FDB-Lager | ? U/Min, Rifle-Lager | 1.200 U/Min, Doppelkugellager | 2.000 U/Min, FDB-Lager | 1.200 U/Min, Doppelkugellager |
Schutzschaltungen | |||||
Protection-IC | Weltrend WT7579, Temperaturfühler Sekundär |
Weltrend WT7502 | LM324DAG und AA9013, Temperaturfühler Sekundär |
SITI PS223, Temperaturfühler Sekundär |
LM324DAG und AA9013, Temperaturfühler Sekundär |
Integrierte Schutzschaltungen | OPP, OVP, UVP, OCP, OTP |
OPP, OVP, UVP | OPP, OVP, UVP, OCP und OTP eingeschränkt |
OPP, OVP, UVP, OCP, OTP |
OPP, OVP, UVP, OCP und OTP eingeschränkt |
be quiet! überzeugt mit dem Lüfter
Im Bereich der Technik kann das Straight Power 10 insbesondere mit seinem hochwertigen Lüfter punkten: Das aus der Silent-Wings-3-Serie entnommene Modell besitzt eine durchschnittliche Lebensdauer von satten 300.000 Stunden, womit der Lüfter die Konkurrenten im Schnitt um mehr als das Doppelte übertrifft. Um trotz des hochwertigen Lüfters nicht der Preisklasse zu enteilen, verzichtet be quiet! als einzige Marke im Vergleich auf den Einsatz von japanischen Kondensatoren – die im Straight Power 10 verbauten Modelle von der taiwanischen Marke Teapo erweisen sich aber ebenfalls als sehr solide.
Die versprochenen Schutzschaltungen werden von einem Weltrend WT7579 bereitgestellt. Auch die vier 12-Volt-Schienen sind tatsächlich vorhanden und werden durch einzelne OCP-Shunts auf der Unterseite der Platine gesichert. Die Lötqualität der PCBs ist als sehr gut einzustufen.
Bezüglich der verbauten Schutzschaltungen kann zu dem Corsair RM550x keine einwandfreie Aussage getätigt werden: Corsair teilt die Schaltungen auf mehrere Protection-ICs auf und platziert nur einen Weltrend WT7502 im sichtbaren Bereich. Weitere ICs sind auf einer Tochterplatine untergebracht, welche aufgrund einer ungünstigen Positionierung nicht einsehbar ist. Bezüglich der Lötqualität kann das RM550x nicht überzeugen: Insbesondere an den Tochterplatinen finden sich viele per Hand nachgearbeitete Stellen, welche qualitativ nicht überzeugen können.
Keine Kompromisse geht Corsair hingegen bei der Wahl der Kondensatoren ein. Im Gegensatz zum Vorgänger RM550 kommen nun durchgehend hochwertige japanische Modelle zum Einsatz. Der Lüfter verfügt über ein Rifle-Lager. Letzteres ist qualitativ etwas unter den FDB- oder Kugellager-Lüftern der Konkurrenz einzuordnen, verbindet jedoch das leise Laufgeräusch eines Gleitlager-Lüfters mit einer höheren Lebensdauer.
Für die G2-Serie entnimmt EVGA die aus der Super Flower Leadex-Serie bekannte Plattform – keine schlechte Wahl, überzeugte doch das Leadex Platinum zuletzt mit besonders geringen Werten im Bereich der Restwelligkeit. Dass die Technik auch in deutlich leistungsstärkeren Netzteilen zum Einsatz kommt, wird anhand des leeren Platzes für einen zweiten Primärkondensator deutlich.
Im Bereich der Schutzschaltungen übernimmt EVGA die eigenwillige Aufteilung auf zwei Protection-ICs vom Auftragsfertiger Super Flower. Obwohl nicht in den technischen Daten verzeichnet, verfügt die Plattform über einen Überhitzungsschutz (OTP), welcher über ein Kabel zu einer Tochterplatine führt. Die Überhitzungsschutz wird mit einem Thermistor finalisiert, welcher auf der Unterseite des Haupttrafos im Netzteil integriert wurde. Der Lüfter wird von Globe Fan beigesteuert und verfügt über ein hochwertiges Doppelkugellager. Überzeugen kann die Lötqualität, im Gegensatz zum Leadex sind keinerlei Flussmittelrückstände zu erkennen.
Die technische Plattform des Strider Platinum erinnert etwas an das SFX-L-Netzteil aus dem Hause SilverStone. Grundsätzlich beherbergt das PCB des Netzteils die Möglichkeit für zwei 12-Volt-Schienen, SilverStone nutzt diese hingegen nicht und lötet sie zu einer Single-Rail zusammen.
Hinsichtlich der technischen Komponenten ergibt sich für das Strider Platinum ein gemischtes Urteil: Im Bereich der Kondensatoren kann das Netzteil problemlos mit der Konkurrenz mithalten, es wurden durchgehend japanische Modelle verbaut. Der Lüfter stammt wie bei EVGA und Super Flower von Globe Fan, besitzt jedoch eine mit 2.000 U/Min deutlich höhere Maximaldrehzahl. Die Lötqualität ist als gut einzustufen.
Das Leadex Gold erweist sich als identischer Zwilling des EVGA G2: Anzahl und Dimensionierung der technischen Komponenten sind völlig identisch, was auch für die Qualität der verbauten und hochwertigen Kondensatoren gilt. Im Gegensatz zum Netzteil von EVGA musste das Leadex auf eine Endbehandlung verzichten, was sich anhand der massiven und unschönen Flussmittelrückstände erkennen lässt.
Wie bei EVGA wurde auch im Leadex ein Lüfter von Globe Fan verbaut, welches jedoch mit einer Größe von nur 135 statt 140 mm angegeben ist. Technisch sind beide Lüfter hingegen völlig identisch, auch die Maximaldrehzahl von 1.200 U/Min stimmt bei beiden Netzteilen überein.