Advanced Color ePaper: E-Ink mit Farbdarstellung ohne Folienschicht
E-Ink hat im Rahmen der aktuell in San Francisco stattfindenden Fachmesse „Display Week“ mit dem Advanced Color ePaper (AceP) eine neue Bildschirmgeneration auf Basis elektronischer Tinte vorgestellt, welche Farben ohne zusätzliche Folienschicht darstellt. Ein paar Kinderkrankheiten besitzt die neue Technik jedoch noch.
Erste marktreife Farbdarstellung...
Die Anfänge der Farbdarstellungen von E-Ink reichen bis ins Jahr 2002 zurück, als E-Ink in Zusammenarbeit mit Philips und Toppan im Rahmen einer Tagung der Society for Information Display (SID) ein Proof-of-Concept eines Farbdisplays auf Basis elektronischer Tinte vorstellte. Das Panel maß damals fünf Zoll und verfügte über eine Auflösung von lediglich 320 × 233 (B × H) Bildpunkten. Bereits damals setzte E-Ink zur Farbdarstellung eine zusätzliche Folienschicht ein.
Zur wirklichen Marktreife gelangte Farbdarstellung jedoch erst mit der Ende 2010 vorgestellten Triton-Technologie. Diese bediente sich wie die anderen Displays von E-Ink ebenfalls der Elektrophorese-Technik, bei welcher die Darstellung über die Wanderung von geladenen Teilchen oder gelösten Molekülen erreicht wird. Dies galt aber immer noch nicht der Farbdarstellung, sie war nach wie vor nur über eine zusätzliche Folienschicht möglich. Diese verfügte über rote, grüne, blaue sowie transparente Farbfilter (RGBW), welche im Zusammenschluss mit den 16 Graustufen die Darstellung von bis zu 4.096 Farben ermöglichte.
...mit zahlreichen Nachteilen
Die Technik besaß jedoch einen großen Nachteil: Durch die zusätzlich verwendete Folie nahm der ansonsten gute Kontrast der E-Ink-Panels sichtbar ab. Der Hersteller gab seinerzeit einen Wert von 10:1 an, die ein halbes Jahr früher vorgestellten Displays mit der neuen Pearl-Technologie besaßen bereits ein Kontrastverhältnis von 12:1, E-Inks aktuelles Carta-Panel erreicht sogar ein Kontrastverhältnis von 15:1. Die Reflektivität des Triton-Displays war mit 40 Prozent ebenfalls nicht besonders hoch.
Dieser Umstand bei gleichzeitig hohen Kosten und einer möglichen Auflösung von lediglich 600 × 800 (B × H) Bildpunkten sorgte dafür, dass die neue Technologie ihren Weg nur in wenige Lesegeräte schaffte, unter anderem in den PocketBook Color Lux. 2013 verfeinerte E-Ink die Technologie zwar ein wenig und ergänzte sie um eine integrierte Beleuchtung, danach wurde es jedoch still um die Darstellung von Farben auf E-Book-Readern.
ACeP soll Farbe auf E-Ink-Displays zum Durchbruch verhelfen
Liebhaber digitaler Bücher dürfen nun wieder hoffen: Mit dem Advanced Color ePaper ist es E-Ink nun gelungen, die Farbdarstellung nativ zu erzeugen und auf besagte Filterfolie verzichten zu können. Dies gelingt unter anderem durch eine neue Methode zur Ansteuerung der einzelnen Tinten-Kapseln: Während die sich in den Kapseln befindenden Pigmente durch das generelle Anlegen einer Spannung ausrichten ließen, konnte die Ansteuerung bei Zuhilfenahme unterschiedlicher Spannungen verfeinert werden. Somit lassen sich nun einzelne Pigmente direkt ansteuern, was die Darstellung verschiedener Farben ermöglicht – bei gleichzeitig gewohnt niedrigem Energieverbrauch.
Zudem wird durch die fehlende Folienschicht der Kontrast nicht mehr beeinträchtigt und die Anzahl der darstellbaren Farben soll sich laut diverser Medienberichte auf 32.000 erhöht haben. Auch sind die möglichen Baugrößen und Auflösungen der Panels nicht mehr so beschränkt wie in den Anfangstagen: Auf der Display Week zeigt E-Ink mehrere 20 Zoll große Displays, welche über eine Auflösung von 1.600 × 2.500 (B × H) Bildpunkten verfügen.
Gänzlich neu ist die Technologie jedoch nicht: Bereits vor drei Jahren stellte E-Ink ebenfalls auf der Display Week die Spectra-Technologie vor, welche neben den schwarzen und weißen auch rote Pigmente enthielt und deren Verwendungszweck E-Ink vor allem in Anzeige-Displays sah. Diese diente nun als Ausgangsbasis für ACeP.
Technik noch nicht gänzlich ausgereift
Dennoch besitzt die noch recht junge Technologie auch ihre eigenen Kinderkrankheiten: So brauchen die Displays noch relativ lange, um sich komplett aufzubauen – das Reader-Portal allesebook.de spricht von bis zu neun Sekunden. Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass E-Ink solche Probleme schon bei den Schwarz-Weiß-Displays schnell in den Griff bekommen hatte. Zudem wird die bisher mögliche Pixeldichte vom Hersteller mit 150 ppi angegeben, aktuell erhältliche Lesegeräte wie die Tolino-Reihe, der Kindle Paperwhite oder der neue Premium-Reader Kindle Oasis von Amazon ermöglichen jedoch eine Darstellung von 300 ppi.
Markteinführung frühestens in zwei Jahren
Laut E-Ink soll die neue Technologie frühestens in zwei Jahren ihre Marktreife erlangen und dann diversen Herstellern zur Verfügung stehen. Ob diese dann auch in Lesegeräten Einzug halten wird bleibt abzuwarten, zunächst will sich E-Ink erneut vor allem auf Anzeigetafeln konzentrieren. Dennoch sind die Erwartungen in AceP groß: „Wir hoffen, dass ACeP sich zu einer Basis entwickelt, auf der eine neue Generation von Produkten mit E-Paper-Displays entwickelt werden kann“, so der Vorsitzende der E-Ink Holding, Frank Ko. Sollte der Hersteller jedoch die Pixeldichte auch bei kleineren Panels erhöhen können, dürfte sich der Fokus zukünftig sicherlich ändern.