Apple: Eine Milliarde US-Dollar für chinesischen Uber-Konkurrent
Apple hat eine Milliarde US-Dollar in einen Big Player des chinesischen Fahrdienstleister-Geschäfts investiert. Für Uber-Konkurrent Didi Chuxing ist es die größte Einzelinvestition, die das Unternehmen jemals erhalten hat. Apple soll durch den Deal die Marktpräsenz in China steigern und Erfahrung im Fahrdienst-Sektor sammeln.
Apple-Chef Tim Cook sieht das Geschäft mit Didi Chuxing als Chance, bestimmte Segmente des chinesischen Marktes besser kennenzulernen. Trotz einbrechender Umsätze im ersten Quartal 2016 sei Apple nach wie vor von China als wichtigem Markt für Apple überzeugt, so Cook. China ist der wichtigste Überseemarkt für Apple. Zudem geht Cook davon aus, dass sich die Investition in einen der größten Fahrdienstleister Chinas, dessen Wert bei etwa 20 Milliarden US-Dollar liegt, auf absehbare Zeit für Apple rentieren werde.
In welchen speziellen Bereichen die beiden Konzerne zukünftig kooperieren, sagte Cook nicht. Didi-Chuxing-Chef Jean Liu sprach allgemein von „Produkten, Technologie, Marketing, und vielen anderen Ebenen“, auf denen die beiden Konzerne voneinander profitieren. Der Fahrdienstleister dominiert den chinesischen Markt der Online-Autovermittlungsdienste mit 87 Prozent und organisiert über 11 Millionen Fahrten pro Tag.
Weniger Abhängigkeit vom iPhone
Der Einstieg bei Didi Chuxing gibt Apple die Gelegenheit, sowohl Einblick in das Transportgeschäft von Personen als auch Erfahrungen mit Automobil-Technologie zu gewinnen. Analyst Patrick Moorhead von Moor Insights & Strategy sieht in dem Deal einen Versuch Apples, die Abhängigkeit vom iPhone-Geschäft, dessen Umsatz zuletzt zurückging, zurückzufahren. Durch die Erschließung potenziell lukrativer Märkte, wie Musik-Streaming (Apple Music), Zahlungsverkehr (Apple Pay) und zukünftig der Automobilsektor, soll der Konzern auf ein breiteres Fundament gestellt und weniger abhängig vom abflauenden Smartphone-Geschäft werden. Auch das Zusammenspiel mehrerer Bereiche, etwa dass Didi-Chuxing-Kunden die Fahrten via Apple Pay zahlen, ist denkbar.
Apple-Elektroauto als Car-Sharing-Angebot
Für Bob O'Donnell von TECHnalysis Research beweist das Geschäft mit dem Uber-Konkurrenten, dass es Apple nicht nur um Fahrzeuge an sich geht: „Apple denkt nicht nur über Autos nach, sondern auch um Geschäftsmodelle rund um Fahrdienstleistungen.“ Ähnliche Überlegungen gab es vor Kurzem bereits hinsichtlich eines mutmaßlichen Berliner Entwicklungslabors für Apples Elektroauto. In dem Zusammenhang hieß es, Apple lote die Möglichkeit aus, für Märkte wie Deutschland ein Car-Sharing-Modell des hauseigenen Elektroautos aufzubauen. Mangels flächendeckendem Vertriebs- und Werkstattnetz sei eine Kaufmöglichkeit des Autos hierzulande vorerst nicht vorgesehen.
Hohe Forschungsausgaben wegen Elektroauto
Apples Entwicklung eines Elektroautos gilt als offenes Geheimnis. Allein die stark gestiegenen Ausgaben für Forschung und Entwicklung in den letzten Jahren, die mutmaßlich zu einem großen Teil die kosten- und zeitintensive Autoentwicklung beansprucht, sind ein starker Indikator für Apples Vorpreschen auf den Automobilsektor. Tim Cook hat das hauseigene Elektroauto nach wie vor nicht bestätigt. Anlässlich des Didi-Chuxing-Deals betonte Cook, Apple konzentriere sich im Autobereich weiter auf die Multimedia-Schnittstelle CarPlay: „Das ist unser Autogeschäft heute. Wir werden sehen, was die Zukunft bereit hält.“