Canonical: Entwicklungsziele der nächsten Ubuntu-Releases
Auf dem in dieser Woche abgehaltenen Ubuntu Online Summit (UOS) wurden die Ziele für die nächsten Veröffentlichungen von Ubuntu umrissen. Dabei erläuterte der für den Ubuntu Desktop verantwortliche Will Cooke die nächsten Schritte bei Snaps, Unity 8 und Mir.
Bereits am ersten Tag des Ubuntu Online Summit (UOS) war durch die Keynote von Mark Shuttleworth klar, dass Unity 8 und der ebenfalls bei Canonical entwickelte Display-Server Mir auch mit Ubuntu 16.10 nicht zum Standard werden, sondern alternativ genutzt werden können. Auch Will Cooke ließ sich nicht zu einer Aussage hinreißen, wann diese beiden Schlüsselpakete soweit gediehen sind, dass sie Unity 7 und X11 ablösen.
Snappy Snaps
In einem Google Hangout ging Cooke aber näher auf die weiteren Ziele auch über Ubuntu 16.10 Yakkety Yak hinaus ein. Als erstes ging es in der Sitzung um Snappy, das seit einiger Zeit bereits für Ubuntu Core verfügbar ist und mit 16.04 nun in den Vordergrund der Desktop-Version von Ubuntu gerückt ist. Zur Erklärung sei hier gesagt, dass mit Snappy die Technik an sich gemeint ist, während die daraus resultierenden Pakete als Snaps bezeichnet werden.
Schlüsselanwendungen bald im neuen Format
Bei den Snaps, die in den nächsten Versionen noch weiter in den Vordergrund treten sollen, gilt es noch einige Probleme zu lösen. Es ist zwar bereits möglich, DEBs in Snaps umzuwandeln. Allerdings muss eine Möglichkeit geschaffen werden, wie das während eines Upgrades auf eine neue Ubuntu-Version zu bewerkstelligen ist, ohne dass etwa Konfigurationen zerstört oder Add-ons verloren gehen.
Im Zusammenhang mit Snaps ist immer wieder von Firefox und LibreOffice die Rede, die anscheinend als prominente Anwendungen eine Vorreiterrolle einnehmen sollen. Zumindest Mozilla hat bereits zur Veröffentlichung von 16.04 angekündigt, Firefox noch in diesem Jahr als Snap zur Verfügung stellen zu wollen.
Eine weitere Baustelle ist die Auslieferung von Snaps in kommenden Veröffentlichungen. Den Äußerungen von Cooke ist in dieser Hinsicht zu entnehmen, dass das Ziel ein völlig auf Snaps basierendes Image für den Ubuntu Desktop ist, was vermutlich als Alternative zum auf DEB basierenden Abbild angeboten werden wird. Beide Baustellen werden als dringlich bezeichnet und sollen schnellstens einer Lösung zugeführt werden.
GTK-Apps sicher isolieren
In den nächsten drei Monaten sollen Snaps von Schlüsselapplikationen wie den bereits erwähnten Firefox und LibreOffice sowie Chromium erstellt und verteilt werden, um Fehler im Erstellungsprozess und der Integration mit DEBs zu erkennen und zu beseitigen. Ein besonderes Problem stellen in diesem Zusammenhang GTK-Anwendungen dar. Die Frage ist, wie diese Anwendungen als Snaps in einer isolierten Umgebung mit einer Technik wie dconf proxy Zugriff nur auf die eigenen Einstellungen, etwa in GSettings, erhalten können.
Gnome Software im Mittelpunkt
Eine Schlüsselstellung bei der Einführung von Snaps stellt die Anwendung Gnome Software dar. Gnome Software, zu Ubuntu Software umbenannt, hat in 16.04 den Platz des oft kritisierten Ubuntu Software Center eingenommen. Der Anwender soll hier komfortabel neben den als DEB installierten Paketen seine Snaps installieren und verwalten können. Zudem sollen Snaps aus dem Ubuntu Store dort käuflich zu erwerben sein.
In diesem Zusammenhang sind auch die bei Fedora entwickelten Firmware-Updates aus dem Softwarecenter heraus ebenso geplant wie die bei Windows üblichen Aktualisierungen zum Systemstart. Da diese und weitere Entwicklungen eine Menge an Aktualisierungen über die nächsten Monate bedeuten, will Cooke bei den einzelnen involvierten Teams eine Ausnahmegenehmigung beantragen, um diese Updates in einem LTS-Release vornehmen zu können.
Ablösung von Unity 7
Laut Cooke hat die Dämmerung für Unity 7 bereits eingesetzt, sodass hier nur noch kritische Fehler bereinigt werden und keine Entwicklung mehr stattfindet. Mit 16.10 soll Unity 8 als vorinstallierte alternative Sitzung auswählbar sein. Dazu muss Unity 8 noch an Kompatibilität zu Mir gewinnen. Zudem werden ein GTK- sowie ein Chromium-Backend für Mir benötigt, um die native Ausführung von GTK-Apps zu gewährleisten. Einen genauen Zeitpunkt, wann Unity 8 das Ruder übernimmt, nennt Cooke nicht.
Des Weiteren soll mit Ubuntu 16.10 die Portierung auf Python 3 vollzogen werden und der Umstieg auf PackageKit 1.0 stattfinden. Zudem wird darüber zu sprechen sein, ob Qt4 als unnötiger Ballast anzusehen ist und entfernt werden kann. Dazu müssen noch einige Anwendungen auf Qt 5 angepasst werden.