DVB-T2: Informationen zum Sendestart von Full HD über Antenne
Einleitung
Heute beginnt in Deutschlands Ballungsgebieten – rechtzeitig vor der Fußball-Europameisterschaft und den Olympischen Spielen – die Ausstrahlung von hochauflösendem Fernsehen nach DVB-T2-HD-Standard. Als Vorgeschmack auf den Beginn des regulären Sendebetriebs kann das Angebot von freenet TV mit sechs Sendern kostenlos getestet werden, bevor die privaten Sender ab dem ersten Quartal 2017 nur noch gegen Bezahlung zu sehen sind.
Wer das Angebot nutzen möchte, oder nach Ende des DVB-T-Betriebs ab dem kommenden Jahr für den Fernsehempfang nutzen muss, benötigt in der Regel einen neuen Receiver oder Fernseher. ComputerBase hat die wichtigsten Punkte zusammengetragen, die es dabei zu beachten gilt.
Geeignete Hardware und Kennzeichnung
Vorhandene Fernseher und Receiver sind in der Regel nicht direkt für den Empfang von DVB-T2 in Deutschland geeignet. Dies kann selbst dann gelten, wenn bereits ein DVB-T2-Empfänger eingebaut ist. Denn DVB-T2 als Übertragungsstandard definiert nur die Bitübertragungsschicht, schreibt aber keinen bestimmten Videokompressions-Standard vor. In Deutschland kommt hierbei das sogenannte High Efficiency Video Coding (HEVC / H.265) zum Einsatz, während zum Beispiel in England, Frankreich und Österreich Advanced Video Encoding (AVC / H.264) eingesetzt wird.
Perspektivisch ist das effizientere HEVC die bessere Wahl, da bei gleichem Frequenzspektrum mehr Programme bei einer besseren Qualität übertragen werden können, was insbesondere in Hinblick auf die Umwidmung des 700-MHz-Bandes für den Mobilfunk von Bedeutung ist, womit für DVB-T2 der Frequenzbereich von 470 bis 690 MHz bleibt. Kurzfristig schränkt die fehlende HEVC-Unterstützung vieler Fernseher und Receiver aber die Eignung vorhandener Geräte für DVB-T2 in Deutschland ein.
Das grüne DVB-T2-HD-Logo
Sicher zu erkennen sind Geräte, die sowohl DVB-T2 als auch HEVC unterstützen und damit für den Empfang in Deutschland geeignet sind, am grünen DVB-T2-HD-Logo. Solche Geräte sind zudem auch zu DVB-T abwärtskompatibel und können bis zu Abschaltung auch für den DVB-T-Empfang genutzt werden. Bei Geräten, die zwar DVB-T2 unterstützten, aber das Logo nicht haben, muss dagegen explizit die Unterstützung von HEVC überprüft werden. Das volle Senderspektrum ist allerdings auch mit einem solchen Gerät noch nicht zu empfangen, es ermöglicht lediglich den kostenlosen Empfang der öffentlich-rechtlichen Sender in HD-Qualität. Die privaten Sender strahlt der einzige DVB-T2-Anbieter in Deutschland, die zu freenet gehörende Media Broadcast, nur verschlüsselt aus, was Zusatzanforderungen an die Hardware stellt.
Das freenet-TV-Logo
Um auch die mit Start des Regelbetriebs voraussichtlich rund 20 privaten Sender sehen zu können, müssen sie vom Fernseher respektive Receiver entschlüsselt werden. Die ersten darauf vorbereiteten Receiver, bei denen das für freenet TV verwendete, Irdeto-basierte Zugangsberechtigungssystem ohne Smartcard bereits integriert ist, erreichen langsam den Handel. Zu erkennen sind sie am freenet-TV-Logo auf der Verpackung.
Für grundsätzlich DVB-T2-HD-fähige Empfangsgeräte, die aber noch nicht für freenet TV vorbereitet sind, gibt es in Kürze CI+-Module, mit denen sich die privaten Sender entschlüsseln lassen. Im ComputerBase-Preisvergleich ist das Telestar freenet TV CI+ Modul bereits für 79,99 Euro gelistet, allerdings noch nicht lieferbar.
Eine fortlaufend aktualisierte Liste DVB-T2-HD-fähiger Fernseher und Receiver ist auf der Seite der Deutschen TV-Plattform abrufbar. Sie enthält auch Informationen darüber, ob ein Zusatzmodul für den Empfang der privaten Sender notwendig ist. Laut Carine Chardon, Geschäftsführerin der für die Zertifizierung verantwortlichen Deutschen TV-Plattform, wurden bereits mehr als 100 Geräte für den Emfpang von DVB-T2 HD zertifiziert.
Für Computer, Laptops, Tablets und Smartphones wird es darüber hinaus in Zukunft, ähnlich wie für DVB-T, auch USB-Empfänger geben, die den mobilen Emfpang von DVB-T2 ermöglichen.
Empfangsgebiete und Zeitplan für DVB-T2
Zum deutschen Sendestart am 31. Mai sind mit 36 Senderstandorten zunächst 18 Ballungsgebiete abgedeckt. Es handelt sich dabei um Bremen/Unterweser, Hamburg/Lübeck, Kiel, Rostock, Schwerin, Hannover/Braunschweig, Magdeburg, Berlin/Potsdam, Jena, Leipzig/Halle, Düsseldorf/Rhein/Ruhr, Köln/Bonn/Aachen, Rhein/Main, Saarbrücken, Baden-Baden, Stuttgart, Nürnberg und München/Südbayern.
Bis 2018 soll der Ausbau weiter auf die Ballungszentren konzentriert werden, bevor dann 2018 die Erweiterung auf andere Regionen beginnt. Der Ausbau in ländlichen Regionen soll bis Mitte 2019 abgeschlossen sein. Mit dem regulären Betrieb beginnt im ersten Quartal 2017 – parallel zum Ausbau des DVB-T2-Angebots – die Abschaltung der alten DVB-T-Sender. Der Umstellungsprozess soll bis Ende 2019 abgeschlossen sein.
Sechs Sender zum Start, 40 im regulären Betrieb
Zum Start umfasst das Angebot von freenet TV sechs Sender, die in Full HD und parallel zum DVB-T-Angebot übertragen werden. Zusätzlich zu den öffentlich-rechtlichen Sendern Das Erste und ZDF sind dies ProSieben, RTL, SAT.1 und VOX. Ab Ende des ersten Quartals 2017 sollen dann im regulären Betrieb insgesamt rund 40 Sender verfügbar sein, die vorwiegend in Full HD übertragen werden und je etwa zur Hälfe aus dem privaten und öffentlich-rechtlichen Senderspektrum stammen.
Bildmaterial anfangs nur hochskaliert
Die Programme werden vorwiegend mit einer Full-HD-Auflösung von 1.920 × 1.080 (B × H) Pixel und 50 Vollbildern pro Sekunde (1080p50) ausgestrahlt, was teilweise eine höhere Auflösung als derzeit über Kabel und Satellit bedeutet (720p bei den Öffentlich-Rechtlichen, 1080i bei den Privaten). Das von den Sendern gelieferte Ausgangsmaterial liegt allerdings – zumindest zu Anfang – noch nicht in 1080p50 vor.
ARD und ZDF sind derzeit technisch noch nicht in der Lage, ein natives 1080p50-Signal zu liefern. Media Broadcast erhält stattdessen das auch für die Kabel- und Satellitenübertragung verfügbare 720p50-Signal, das auf Full HD hochskaliert wird.
Ähnlich verhält es sich bei den privaten Sendern, die ebenfalls das gleiche Signal wie für Kabel und Satellit liefern. Dabei handelt es sich allerdings um Material in 1080i-Auflösung mit 50 Halbbildern pro Sekunde.
Monatliche Gebühr für Privatsender
Während der 1. Phase des DVB-T2-Ausbaus mit eingeschränkter Senderauswahl können mit entsprechender Hardware sowohl die öffentlich-rechtlichen als auch die privaten Sender kostenlos empfangen werden. Mit Beginn des Regelbetriebs im ersten Quartal 2017 und nach Ablauf einer dreimonatigen Testphase können dann nur noch die öffentlich-rechtlichen Sender kostenlos und unverschlüsselt empfangen werden.
Für den Empfang der privaten Sender wird dagegen eine monatliche Gebühr bisher ungenannter Höhe erhoben. Bekannt ist mittlerweile immerhin, dass sie sich im mittleren, einstelligen Euro-Bereich bewegen soll, womit sie deutlich günstiger als die Basistarife der Kabelnetzbetreiber wäre, in denen die privaten Sender zudem nicht in Full HD verfügbar sind. Die Abrechnung soll unter anderem über Prepaid-Angebote erfolgen – ein Vertrag ist folglich nicht notwendig.
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