Europäischer Rat: 700-MHz-Band soll bis 2020 für Mobilfunk frei werden
Der Europäische Rat hat sich vor Beginn der Verhandlungen mit dem Europäischen Parlament auf eine Richtung für die künftige Nutzung des UHF-Bandes geeinigt. Die zuständigen Minister der EU-Mitgliedsstaaten wollen das 700-MHz-Band bis 30. Juni 2020 für breitbandige elektronische Kommunikationsdienste freigeben.
Unterer Teil des UHF-Bandes bis mindestens 2030 für TV und PMSE
Dabei handelt es sich um den Frequenzbereich von 694 bis 790 MHz, der aktuell vor allem für digitale Fernsehübertragungen (DVB-T/T2) sowie drahtlose Audio-Lösungen genutzt wird, die unter anderem bei Konzerten, Sportveranstaltungen und im Theater zum Einsatz kommen – sogenannte PMSE-Lösungen (Programme Making and Special Events). Im unterhalb des 700-MHz-Bandes liegenden Bereich des UHF-Bandes (Ultra-High-Frequency) von 470 bis 694 MHz sollen Fernsehen und PMSE-Lösungen noch bis mindestens 2030 Priorität haben. Ausnahmen – etwa bei Nutzung durch Polizei und Militär – sind unter bestimmten Bedingungen aber möglich.
Hohe Geschwindigkeit und große Reichweite
Was das 700-MHz-Band für die Mobilfunkprovider so wertvoll macht, sind die große Übertragungsreichweite und gleichzeitig hohen Geschwindigkeiten, die erreicht werden können. Die neuen Frequenzen sollen so insbesondere dabei helfen, bislang unterversorgte ländliche Regionen mit schnellem Internet zu versorgen. Gleichzeitig verbessern die neuen Frequenzen auch die Mobilfunkversorgung innerhalb von Gebäuden. Dabei sollen anfangs 4G-Technologien zum Einsatz kommen.
Doch auch der Ausbau der Netze mit dem bisher noch nicht finalen Mobilfunk-Standard der 5. Generation (5G), den die Deutsche Telekom und Vodafone bis spätestens 2020 in Angriff nehmen wollen, und dessen Nutzung für das Internet of Things sollen durch die Neuaufteilung der Frequenzen unter harmonisierten technischen Bedingungen profitieren.
Zwei Jahre Puffer
Bis zum 30. Juni 2018 sollen die Mitgliedsstaaten zunächst die individuellen nationalen Fahrpläne für die Freigabe der Frequenzen erstellen und veröffentlichen. Die Freigabe soll dann in der Regel bis 30. Juni 2020 erfolgen. Der Entwurf des Rates sieht im Einzelfall aber auch eine Verschiebung der Freigabe um bis zu zwei Jahre vor, für die allerdings gute Gründe vorliegen müssen. Als Beispiele für eine solche Begründung werden ungelöste funktechnische Störungen sowie Probleme bei der grenzüberschreitenden Koordinierung genannt.
Verhandlungen mit dem Parlament stehen noch aus
Inwieweit der vorliegende Entwurf (PDF) der finalen Fassung entsprechen wird, ist noch offen. Er dient zunächst als Verhandlungsgrundlage für die Abstimmung mit dem Parlament, das sich bisher noch nicht auf einen Standpunkt festgelegt hat. Am Ende müssen sich beide Institutionen auf einen gemeinsamen Text zur Verabschiedung einigen.
Freigabe in Deutschland bereits 2018
In Deutschland soll die Freigabe des 700-MHz-Bandes für den Mobilfunk bereits 2018 erfolgen, um die letzten Funklöcher zu schließen. Die Mobilfunk-Branche drängte im letzten Jahr gar auf einen noch früheren Start, um mit den durch die digitale Dividende II freigewordenen Frequenzen zum Erreichen der Breitbandziele der Bundesregierung beitragen zu können.
Bundesnetzagentur hat bereits sechs Frequenzblöcke versteigert
Die Zuteilung von Frequenzblöcken im 700-MHz-Band erfolgte bereits im vergangenen Juni im Rahmen der Frequenzauktion der Bundesnetzagentur. Neben Frequenzen aus dem 900-, 1.500- und 1.800-MHz-Band standen auch sechsmal 10 MHz im 700-MHz-Band zur Versteigerung, von denen sich die Deutsche Telekom, Telefónica und Vodafone jeweils zwei Blöcke sichern konnten.