Google Project Ara: Modulares Smartphone ab Herbst für Entwickler
Kurz vor Ende der I/O 2016 hat Google nach vielen Verzögerungen und Tests konkretere Informationen zur modularen Smartphone-Plattform Project Ara bekanntgegeben. Ab Herbst wird die Entwicklerversion des Smartphones ausgeliefert, nächstes Jahr soll sie für Konsumenten erscheinen.
Neben Googles Bekanntgabe liegen Wired zusätzliche Informationen vor. Anders als ursprünglich geplant, wird Project Ara nicht den Wechsel aller Komponenten ermöglichen. Stattdessen wird das Gerüst, der sogenannte Ara frame, die grundlegenden Bestandteile wie Prozessor, RAM, Netzwerkmodule, Display und Akku beinhalten. Der Wechsel des Akkus ist beim aktuellen Prototyp trotzdem möglich. Nutzer seien nicht daran interessiert, sich Gedanken über Kompatibilität zu bestimmten Apps oder dem Prozessor zu machen.
Hingegen seien sie auf der Suche nach einem guten Telefon mit guten Spezifikationen, das die grundlegenden Aufgaben erfüllt. Darauf aufbauend komme Ara als eine Art Spaßfaktor zum Einsatz. Über sechs frei belegbare Schächte können Nutzer anschließend beispielsweise Kameras, Lautsprecher oder zusätzliche E-Ink-Bildschirme anbringen.
Module auch mit neuen Rahmen kompatibel
Google betont die Langlebigkeit von Project Ara: Die Anschlüsse am Ara frame sollen dabei widerstandsfähig sein und die Module sicher in Position halten. Letztgenannte sollen zusätzlich auch in Zukunft mit neuen Rahmen und neuen Formfaktoren kompatibel sein. Für diesen Zweck hat Google die Module standardisiert, so dass auch andere Drittanbieter leichter eigene Komponenten bereitstellen können.
Der Wechsel einzelner Elemente ist über Plug and Play gelöst: Die Module sollen sofort nach dem Wechsel erkannt werden und funktionieren. Eine Greybus genannte Software, die in Android integriert ist, sorgt für die sofortige Erkennung der angesteckten Module. Die Stecker seien proprietär, basieren aber auf dem offenen Standard UniPro, wie Wired berichtet. Die Transferraten der Verbindungen liegen bei bis zu 11,9 Gigabit pro Sekunde. Der Verbrauch liege laut Angaben von Ara-Chef Richard Woolridge bei einem Drittel von USB 3.0.
Module per Sprache oder Software auswerfen
Während die Module beim Einstecken direkt erkannt werden sollen, müssen diese vor dem Herausnehmen ausgeworfen werden. Dies kann per Software oder Sprachsteuerung gelingen. Die rechte Seite des Smartphones beherbergt einen Knopf zum Anzeigen aller angesteckten Komponenten, woraufhin ausgewählt werden kann, welche ausgeworfen werden sollen. Alternativ, wie Rafa Camargo, der technische Leiter von Project Ara, vorführte, ließen sich Module über Sprachbefehle wie „OK Google, Kamera auswerfen“ zum Entnehmen vorbereiten.
Bei 30 Mitarbeitern im Einsatz
Nach vielen Verzögerungen nutzen mittlerweile 30 Mitarbeiter Project Ara als Haupttelefon. Zudem ist das Projekt nicht mehr Teil von Googles Advanced Technology and Projects group (ATAP), sondern eine eigene Abteilung von Googles Hardware-Sparte. Diese läuft wiederum unter der Führung des ehemaligen Motorola-CEO Rick Osterloh. Nach diversen Nexus-Modellen in Zusammenarbeit mit etablierten Smartphone-Herstellern, erweckt Ara den Eindruck von Googles erstem selbst entwickelten Smartphone. Mit dem Pixel C und dem Chromebook Pixel hat Google bereits ein eigenes Tablet sowie Notebook auf dem Markt.
Die Entwicklerversion, die Ende des Jahres ausgeliefert wird, soll ein High-End-Smartphone mit einem 5,3 Zoll großen Display und Android sein. Unabhängig von der Modularität soll es direkt „out-of-the-box“ funktionieren.