Dual-Kamera im Fokus: Was Leica im Huawei P9 zu bieten hat
2/5Die Kamera des Huawei P9 im Alltag
Bedienung und Funktionsumfang der App
Natürlich können trotz der speziellen Kamera auch mit dem Huawei P9 Fotos mit einem Automatikmodus aufgenommen werden, ohne Einfluss auf verschiedene Parameter nehmen zu müssen. Eine volle manuelle Kontrolle ist aber ebenso im Pro-Modus möglich, der sich in der Kamera-App durch das Streichen mit einem Finger über den abgerundeten rechteckigen Balken von unten nach oben aktivieren lässt. Erst hier kann auf das volle Potenzial zugegriffen werden.
Im Pro-Modus räumt Huawei neben der Empfindlichkeit und der Belichtungszeit, die von 1/4000 Sekunde hin bis zu 30 Sekunden betragen kann, dem Besitzer weitere Einstellungsmöglichkeiten hinsichtlich des Weißabgleichs, der Belichtungsmessung und des Autofokusverhaltens ein. Oben rechts gibt das Huawei P9 eine Über- oder Unterbelichtungswarnung aus, sollte dies aufgrund der gewählten Parameter der Fall sein.
Ist der Pro-Modus deaktiviert, stehen am oberen Bildrand unter anderem verschiedene Bildlooks und die Blenden- beziehungsweise Tiefenschärfe-Simulation zur Verfügung, wobei letzteres definitiv zu den interessantesten Features des Huawei P9 gehört. Wird dieser Modus aktiviert, simuliert die App Tiefenschärfe mittels digitalem Tilt. Es können Blenden von f/0.95 bis hin zu f/16 simuliert werden, wobei f/16 der Tiefenschärfe einer normalen Aufnahme entspricht.
Auch wenn es der Kamera-App in der Praxis in seltenen Fällen nicht gelingt, das Motiv für die einwandfreie Funktion der Simulation korrekt zu erfassen, so ist der Effekt der echten Tiefenunschärfe verblüffend ähnlich. Huawei gelingt es mit der Blendensimulation das P9 auch für kreative Köpfe sehr interessant zu machen.
Bildanalyse anhand von Aufnahmen aus der Praxis
Zwei kleine Anmerkungen vorweg: Die Bildanalyse der Praxisfotos des Huawei P9 findet auf Basis der bereits vom internen Bildbearbeitungsalgorithmus überarbeiteten JPEG-Bilder statt. Sämtliche Fotos aus dem Test können einzeln im JPEG-Format heruntergeladen werden. Wer darüber hinaus Interesse an den RAW-Dateien hat, findet unter folgendem Link alle 22 Aufnahmen aus dem Praxistest: Download der Testaufnahmen im RAW-Format
Ausgewogene Farben, perfekter Weißabgleich
Eines fällt an dem Bildern des Huawei P9 sofort auf, und das ist die äußerst ausgewogene Farbabstimmung. Egal zu welchem Zeitpunkt oder unter welchen Lichtsituationen, farblich liefert das P9 konstant tolle und naturgetreue Farbaufnahmen mit einem guten Kontrast ab. Dass die Farben so gut rüberkommen, liegt mitunter auch am Verhalten des automatischen Weißabgleichs, der während des gesamten Testzeitraums immer sehr treffsicher gewesen ist, egal ob unter freiem Himmel oder in geschlossenen Räumen mit Kunstlicht.
Was auf einigen Aufnahmen aber ebenso auffällt ist, dass das P9 gelegentlich Probleme mit Linsenreflexionen hat, sobald sich eine Lichtquelle in der Nähe des Motivs befindet. Dem Verhalten im Gegenlicht geht ComputerBase an anderer Stelle im Test weiter auf dem Grund.
Für alle Bilder wurde die Matrixmessung zur Belichtungsmessung gewählt. Wie von dieser Messmethode gewohnt, ist die Belichtung zwischen hellen und dunklen Bereichen stets ausgewogen. Andere Belichtungsmessungen wie die Spot- oder Integralmessung stehen aber ebenfalls zur Verfügung und können in der einen oder anderen Situation nützlich sein.
Bei niedrigen Empfindlichkeiten erstaunliche Bildschärfe
Das Huawei P9 liefert eine sehr hohe und sich über das gesamte Foto gleichmäßig erstreckende Bildschärfe bei niedrigen Empfindlichkeiten ab. Abbildungsfehler wie chromatische Aberration oder eine offensichtliche Verzeichnung durch die Optik konnten im Praxistest nicht festgestellt werden. Schade ist, dass Flächen wie der Himmel krisselige Strukturen aufweisen, die, wie sich später im Test ebenfalls herausstellen wird, dem internen Bildbearbeitungsalgorithmus geschuldet sind.
Ein besonderes Merkmal des Huawei P9 ist die Möglichkeit, reine Monochrom-Fotos zu schießen. Diese vermitteln einen durch die Bank leicht schärferen und weniger durch den Bildbearbeitungsalgorithmus manipulierten Eindruck gegenüber den Farbaufnahmen und sind bei höheren Empfindlichkeiten auch etwas unempfindlicher gegenüber Rauschen.
Aber auch der Monochrom-Sensor hat mit einem kleinen Problem zu kämpfen. Obwohl während des Praxistests stets darauf geachtet wurde, die selben Parameter wie bei den Farbaufnahmen zu verwenden, fallen die Schwarz-Weiß-Fotos eine gute Blende heller als die Farbbilder aus. In der Praxis kann dies dazu führen, dass kleinere Details, die auf dem Farbfoto noch zu erkennen sind, auf der Monochrom-Aufnahme den Lichtern zum Opfer fallen. Ein kleiner Zwischentest bei der Testaufnahme 16 dokumentiert diese Beobachtung.
Eine Sache, die das Huawei P9 erstaunlich gut beherrscht, ist das Rauschverhalten. Selbst bei höheren Empfindlichkeiten sind beide Kameras sehr gut einsetzbar und weisen ein lediglich moderates Rauschen für einen kleinen 1/3"-Sensor auf. Natürlich gehen auch beim P9 kleinere Details ab Empfindlichkeiten von ISO 400 verloren, dennoch liefern beide Kameras eine hinsichtlich der Sensorgröße erstaunlich gute Bildqualität ab.
Ist der Dynamikumfang eines Motivs besonders hoch und kann mit einer einzelnen Aufnahme nicht eingefangen werden, bietet sich HDR als Aufnahmetechnik an, wobei mehrere Bilder mit unterschiedlichen Belichtungen aufgenommen und anschließend miteinander verrechnet werden.
HDR kann nicht überzeugen
Das Huawei P9 unterstützt zwar HDR, doch überzeugt dieser Modus in der Praxis kaum, da lediglich eine geschätzte Blende mehr an Dynamikumfang einfangen wird. Smartphones anderer Hersteller können dies besser.