Spotify: 10 Mio. Neukunden seit Juni 2015 – auch durch Apple
Im letzten Jahr ist Apple mit dem eigenen Streaming-Dienst Music angetreten, um im übertragenen Sinne der Konkurrenz das Fürchten zu lehren. Doch laut Jonathan Forster, Vize-Chef bei Spotify, hat der Eintritt von Apple in das Streaming-Geschäft den ungewollten Nebeneffekt, dass Streaming-Dienste generell aufgewertet werden.
So gibt Forster in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters an, dass Spotify seit Apple Music deutlich stärker wachse als in den Jahren zuvor. Seit März dieses Jahres sollen sich nahezu 100 Millionen Nutzer in 59 Ländern durch Spotify mit Musik versorgen, davon 30 Millionen mit einem kostenpflichtigen Abonnement. Dies macht Spotify aktuell zum Marktführer. Apple soll dagegen nach jüngsten Zahlen auf rund 13 Millionen zahlende Kunden kommen. Für das erste Jahr sind diese Zahlen sicherlich erstaunlich, dürften aber weit hinter den Erwartungen der Verantwortlichen bei Apple liegen. Ein weiteres Indiz dafür könnte die Einführung von Studentenrabatten bei Music sein. Dennoch scheint Spotify schneller zu wachsen, im Juni 2015 gab das Unternehmen noch eine zahlende Nutzerschaft von 20 Millionen bei insgesamt 75 Millionen Abonnenten an.
Gut, Apple im Boot zu haben
So ist es nicht überraschend, dass es für Forster ein Vorteil ist, Apple mit im Boot zu wissen. Für ihn wäre es schwieriger, ein solches Segment alleine auf- und auszubauen. Diese Aussage ist durchaus nachvollziehbar, könnte Apple durch seinen Namen bei den Verhandlungen mit bisher ablehnenden Plattenfirmen diese von der neuen Verbreitungsart von Musik überzeugt und somit deren Türen auch für andere Dienste geöffnet haben. Zudem soll Apple durch den eigenen Bekanntheitsgrad und die Medienpräsenz beim Start von Music für mehr Akzeptanz gegenüber Streaming-Diensten bei potenziellen Nutzern gesorgt haben.
Dennoch darf bei allen Vergleichen nicht außer Acht gelassen werden, dass Anbieter wie Spotify in vielerlei Hinsicht ebenso für Apple den Weg geebnet haben. Zudem könnten die Startbedingungen unterschiedlicher nicht gewesen sein. Denn während Apple in über 100 Ländern gleichzeitig startete und sich im Grunde die bereits ausgebaute Online-Infrastruktur zu Nutze machen konnte, sah dies bei Spotify in den Anfangstagen merklich anders aus: In deutlich weniger Ländern 2008 gestartet, war die Art des Musikkonsums zu dieser Zeit noch recht unbekannt. Zudem war die Anzahl der zur Verfügung stehenden Endgeräte ebenfalls recht überschaubar. Apple dagegen könnte mit der eigenen Infrastruktur nach Schätzungen rund 600 bis 800 Millionen Nutzer erreichen.
Für Forster beginnt nun eine spannende Zeit: „Ich denke, dass Nutzer jetzt erst die Möglichkeiten des Streamings begreifen. Dies ist erst der Anfang“.
Spotify mit neuem Video-Angebot in vier Ländern
Darüber hinaus bestehe die Konkurrenz nicht nur aus Apple, auch Dienste wie Pandora, das deutsche Startup SoundCloud, Google Play Music sowie Tidal seien starke Kontrahenten. Daher will sich Spotify bei seinen Einnahmequellen nicht nur auf die Abonnenten verlassen, sondern ständig nach anderen Einkommensfeldern Ausschau halten, wie unter anderem Konzerten, Merchandising oder Videos. Forster fügt jedoch schnell hinzu, dass Spotify nicht zu einem Netflix für Musik werden soll.
Nun hat der Dienst bekannt gegeben, bis zu zwölf Video-Shows zu planen, bei denen es neben Musik auch um exklusive Blicke hinter die Kulissen gehen soll. Diese sollen zunächst in Deutschland, Großbritannien, Schweden und den USA zu sehen sein. „Wir entwickeln eigene Inhalte, welche in der Musik, Popkultur und in der Leidenschaft und dem Humor unserer Nutzer verwurzelt sind“, so Tom Calderone, seit Anfang März Global Head Of Content Partnerships bei Spotify.
Auf die Frage, ob Spotify eines Tages ein interessantes Ziel für eine Übernahme durch ein größeres Unternehmen werden könnte, antwortete Forster ausweichend: „Ich hatte immer das Gefühl, dass es Spotify gefällt Spotify zu sein. Wir haben hart darum gekämpft um dort zu sein, wo wir heute sind, und wir sind sehr froh darüber. Es wäre für uns hart nicht wir zu sein, aber wer weiß [...]“.