VR Experiences: Erlebnisse zwischen Kurzfilm und Spiel
Einleitung
In der VR-Sphäre wird viel getüftelt und experimentiert. Am Ende stehen dabei nicht selten VR-Anwendungen, die sich nur schwierig in klassische Kategorien einordnen lassen. Unter dem weit gefassten Begriff der „Experiences“ tummelt sich eine Vielzahl faszinierender VR-Anwendungen, die zwar Gemeinsamkeiten mit dem Kurzfilm, Videospiel oder anderen Kunstformen teilen, aber etwas ganz eigenes sind: Im wahrsten Sinne des Wortes Erlebnisse.
Einmal zum Mond und zurück: Apollo 11 VR
Bei Immersive VR Education hat man sich dem Lernen der Zukunft verschrieben. Das Kernkonzept: Lernen durch Erleben. Nur den wenigsten Menschen wird es im Laufe ihres Lebens vergönnt sein, einen Schritt in das Cockpit eines Raumschiffs zu setzen. Die geschichtsträchtigen Stunden der Apollo-11-Mission lassen sich dank Kickstarter schon heute in der virtuellen Realität nacherleben.
Neben der interaktiven Weltraumtour Titans of Space gehörte die Apollo 11 Experience zu den frühen VR-Experimenten, die auch noch lange Zeit später nachwirken: Seit den Ursprüngen mit dem Oculus Rift DK2 hat sich viel getan und die überwältigende interaktive Geschichtsstunde aus Sicht der Apollo-11-Crew zählt auch mit den Consumer-VR-Systemen zu den Erlebnissen, die man unter keinen Umständen verpasst haben sollte.
Untermalt mit Original-Tonbandaufnahmen und ausdrucksstarker Musik nimmt die Vollversion von Apollo 11 VR den Spieler mit auf einen Trip zum Mond und zurück. Wahlweise können dabei einzelne Abschnitte der Mission, wie beispielsweise das Andocken, selbst gesteuert werden. Der überwiegende Teil des knapp 30-minütigen Erlebnisses lädt zum Auf-sich-wirken-Lassen ein und profitiert von einem hervorragend imposanten Sounddesign, das die Minuten wie Sekunden verstreichen lässt.
Durch die VR-typische korrekte Wahrnehmung der Größenverhältnisse bleibt VR-Nutzern nichts anderes übrig, als das damals in Kauf genommene Risiko der Astronauten mit großem Respekt zu würdigen. Aus der Ich-Perspektive zu erleben, wie die Crew beim glühenden Wiedereintritt in die Atmosphäre durchgerüttelt wird, während die Cockpit-Luken in feurigem Rot erstrahlen, versprüht selbst ohne spürbare G-Kräfte etwas Wahnsinniges. Wenige Momente vorher noch staunend aus dem Orbit auf den blauen Planeten geblickt zu haben, weckt das doppelte Bedürfnis nach mehr: Mehr VR-Erlebnisse dieser Art! Und mehr Auflösung!
Plattform | HTC Vive (SteamVR) / Oculus Rift |
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Spielbereich | sitzend |
Eingabe | Bewegungs-Controller (SteamVR) / Gamepad / Tastatur & Maus |
Preis | 14,99 Euro |
Prolog-Häppchen: Irrational Exuberence
Einen deutlich abstrakteren Ansatz zur Erkundung des Unbekannten verfolgen die Entwickler bei Buffalo Vision mit ihrem knapp zehnminütigen Einstieg zur „Irrationalen Überschwänglichkeit“. Schon aufgrund der einzigartigen Verwendung der raumfüllenden VR-Technik ist das Prolog-Häppchen den Download wert.
So findet sich der Spieler nach dem Ausführen der VR-Anwendung ohne jegliche Erklärung inmitten einer kantigen und lichtarmen Halbkugel wieder. Die neue Umgebung liefert jedoch zunächst keinen Hinweis darüber, was als Nächstes zu tun ist, und nach einigen Sekunden des geduldigen Wartens und Umherblickens packt uns der Bewegungstrieb. Die Wände unserer virtuellen Umgebung überschneiden sich mit jenen, die uns das Chaperone-System beim wartenden Im-Kreis-Laufen einblendet.
Nach der zweiten Runde stößt einer der SteamVR-Controller leicht gegen die virtuelle Wand und macht die Kollision durch sanftes Vibrieren bemerkbar: Die Fassade bröckelt leicht und plötzlich dringt Licht von außen hinein. Wir gehen in die Knie und versuchen einen Blick aus unserem dunklen Gefängnis zu erhaschen, doch der entstandene Spalt ist noch zu klein. Um den Riss zu vergrößern, klopfen wir behutsam an der Steinwand, die sich mit jeder Berührung um ein weiteres Stückchen löst, so dass uns Steinpartikel schwerelos entgegenschweben.
Momente später ist von der steinernen Fassade nicht mehr viel übrig. Die schützende Schicht, aus der wir uns Stück für Stück befreit haben, gehörte zu einem Asteroiden, in dessen Mitte wir einsam durch den Weltraum treiben. In der Ferne erspähen wir einen weißen Schweif, der mit hoher Geschwindigkeit zielgenau auf uns zurast. Doch statt Furcht aufkommen zu lassen, stehen wir staunend in erwartungsvoller Haltung da und lassen das zutiefst entspannende Weltraumpanorama auf uns wirken. Ein magisches Erlebnis, dem „Ende 2016“, so der Plan der Entwickler, hoffentlich noch viele weitere, ähnlich beeindruckende Momente folgen.
Plattform | HTC Vive (SteamVR) |
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Spielbereich | raumfüllend (mind. 2 m × 2 m) |
Eingabe | Bewegungs-Controller (SteamVR) |
Preis | Kostenlos (Prolog) / Vollversion (Ende 2016): TBA |