VR Experiences: Erlebnisse zwischen Kurzfilm und Spiel

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Andreas Schnäpp
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Ein Preisfehler mit Folgen: The Rose and I

Wie stark Erwartungshaltungen aneinander vorbeirauschen können, zeigt sich am Beispiel von The Rose and I. Der VR-Kurzfilm der Penrose Studios geriet schon wenige Tage nach dem Eintreffen erster Vive-Headsets bei Kunden unter scharfe Kritik. Sowohl in den Steam-Rezensionen als auch auf Reddit fühlten sich Käufer aufgrund der Diskrepanz zwischen Spiellänge und verlangtem Preis vor den Kopf gestoßen und machten ihrem Ärger Luft.

Mit dem Startschuss der SteamVR-Plattform wagten die Entwickler ein Preis-Experiment, das gehörig nach hinten losging: Während The Rose and I auf Samsungs Gear VR kostenlos erhältlich ist, mussten Käufer auf Steam 4,99 Euro für die niedliche, aber erzählerisch stark vereinfachte VR-Interpretation von Saint-Exupérys Der kleine Prinz bezahlen. Bei einer reinen Spielzeit von ungefähr fünf Minuten bis zum Abspann erreichte auch die Gutmütigkeit der Early Adopter schnell ihre Grenzen.

Spiel oder Nichtspiel? Das ist hier die Frage!

Einen Teil des Problems trug sicherlich auch die Verkaufsplattform selbst bei, denn Steam führt VR-Projekte wie The Rose and I und La Péri fälschlicherweise in der Indie-Kategorie für Spiele auf, obwohl sich „Spieler“ nur als stille Zuschauer frei durch die Szene bewegen können, aber keinerlei Möglichkeit zur Interaktion besteht. In Anbetracht der üblichen Preisgestaltung von Indie-Spielen kann ein technisch noch so solide umgesetzter VR-Kurzfilm ohne Wiederspielwert keinem Vergleich standhalten.

Die Nachricht kam auch bei den Entwicklern an: 14 Tage nach der Veröffentlichung auf Steam wählte Penrose Studios die Flucht nach vorne und stampfte den Preis komplett ein. Ferner bot das Studio unzufriedenen Kunden eine bedingungslose Rückerstattung des Kaufpreises in einem offenen Brief an die Community an. Die verpatzte Preisgestaltung führte Eugene Chung, leitender Geschäftsführer bei Penrose Studios, auf die Neuheit des Mediums und die daraus resultierende Unerfahrenheit (aller VR-Schöpfer) in der Preisgestaltung von VR-Inhalten zurück.

Was am Ende bleibt, ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten: Für einen mittlerweile unschlagbaren Preis liefert The Rose and I schön inszenierte, aber kurzweilige Unterhaltung in Form einer minimalistischen Erzählung im neuen VR-Gewand und zugleich eine interessante Fallstudie darüber, wie wichtig ein angemessenes Inhalt-zu-Preis-Verhältnis in einem von Spielern dominierten VR-Markt ist.

Plattform HTC Vive (SteamVR)
Spielbereich sitzend / stehend / raumfüllend
Eingabe keine Interaktion möglich
Preis kostenlos

Schlusswort: Häppchenweise virtuelle Realität

Auch wenn die gedankliche Verbindung nahe liegt, VR ist mehr als nur Spiele. Die hier vorgestellte Auswahl von VR-Erlebnissen zeigt, dass das neue Medium ein offenes Spielfeld für Experimente und Ideen ist. Aus dem experimentellen Tüfteln entstehen zumeist kurzweilige Unterhaltungshäppchen, die zwar nicht mit nennenswertem Wiederspielwert daherkommen, dafür aber den Nutzer in Staunen versetzen.

Damit aus dem faszinierten Staunen auf lange Sicht kein ungläubiges Staunen wird, müssen VR-Entwickler in vielen Fällen noch einen gesunden Mittelweg bei der Preisgestaltung zusammen mit ihren Nutzern ausloten. Ein Konsens darüber, was ein angemessenes Inhalt-zu-Preis-Verhältnis darstellt, gibt es noch nicht.

Umso wichtiger ist es in den kommenden Monaten und Jahren, dass sich Early Adopter in solchen Fällen mit konstruktiver Kritik zu Wort melden. So aufmerksam wie viele Leser lauschen auch viele Entwickler auf den diversen sozialen Kommunikationskanälen von Reddit bis Twitter mit und sind, wie das Beispiel „The Rose and I“ zeigt, mitunter auch zu drastischem Umdenken bereit, was VR als Ganzes nach vorne bringt.

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