OSVR: Razer HDK 2 erreicht mit Dual-OLED neuen Meilenstein
Die „Open Source Virtual Reality“-Initiative von Razer und Sensics geht in die zweite Runde: Auf der E3 wurde die Version 2.0 des Hacker Development Kits angekündigt. Auf dem Papier zieht das HDK 2 mit aktuell erhältlichen Consumer-VR-Brillen gleich und unterbietet diese im Preis, doch der Teufel steckt im Detail.
Bisher hegte die quelloffene VR-Initiative ein Nischendasein im VR-Markt: Version 1.0 bis 1.4 der von Razer gefertigten VR-Brille richteten sich gezielt an Tüftler und Entwickler, die eine quelloffene Plattform zur VR-Entwicklung bevorzugen. Der Versionssprung zum Modell 2.0 bringt nun zahlreiche Neuerungen mit, die das Open-Source-Projekt erstmals auch für Endnutzer interessant und erschwinglich machen sollen.
Unterschiede in der Optik
Das modular aufgebaute HDK 2 setzt nun, wie die Oculus Rift und HTC Vive, auf zwei OLED-Displays, die mit 90 Hertz angesteuert werden. Die Gesamtauflösung der beiden Display-Einheiten beläuft sich auf 2.160 × 1.200 Pixel, entspricht also den aktuell erhältlichen Consumer-VR-Lösungen.
Dennoch unterscheidet sich der OSVR-Ansatz in puncto Optik: Anstelle von Fresnel-Linsen, wie sie in der Rift und Vive Verwendung finden, nutzt das HDK 2 ein nicht näher bestimmtes, duales Linsensystem, das laut Angaben des Herstellers für „ultra-scharfe Bilder“ sorgen soll. Das Display-Modul nutzt eine „Image Quality Enhancer“-Technologie mit, deren Hilfe der Fliegengittereffekt im Zusammenspiel mit den Linsen verringert werden soll. Die beiden Linsen lassen sich individuell an die Augen des Nutzers anpassen, wobei der Dioptrien-Bereich von +4,5 bis -2 abgedeckt wird.
Beim Tracking orientiert sich das HDK 2 am Konzept der Oculus Rift: In der Zierblende an der Front des VR-Headsets sind Infrarot-Dioden eingelassen, die von einer IR-Kamera mit 100 Hz erfasst werden. Der US-Shop des OSVR-Projekts stellt zudem weitere Zierblenden in Aussicht: Zum Preis von 74,99 US-Dollar soll eine Faceplate mit eingebetteter Leap-Motion-Technik „bald“ verfügbar sein.
Hinter der Zierblende ist das Mainboard des Head-Mounted-Displays versteckt, das mittels extern zugänglichem USB-3.0-Anschluss sowie zwei internen USB-3.0-Ports um Zubehör erweitert werden kann.
Merkmal | HDK 2 |
---|---|
Display-Typ /-Anzahl | Zwei „low-persistence“-OLED-Displays |
Auflösung (PPI) | 2.160 × 1.200 (441 PPI) |
Bildwiederholrate | 90 Hz |
Sichtfeld | 110 Grad |
Tracking-Bereich | ca. 2,5 × 2,8 m |
Integriertes Audio / Mikrofon | nein / nein |
Sensoren | Beschleunigungsmesser, Gyroskop, Magnetometer, 360-Grad-Positionstracking |
Anschlüsse | HDMI, USB 2.0, USB 3.0 |
Preis | 499 Euro |
Fünf Millionen US-Dollar zur Förderung von OSVR-Projekten
Neben Inhalten, die mit dem OSVR-SDK entwickelt wurden, unterstützt das HDK 2 auch die SteamVR-Schnittstelle. Aufgrund der von OSVR gewählten Tracking-Technologie sind auf die „room-scale VR“-Technik ausgelegte Anwendungen und Spiele jedoch vorerst nicht zu erwarten.
Um Anreize für Entwickler zu schaffen, Inhalte für das OSVR-Ökosystem bereit zu stellen, hat Razer den „OSVR developer fund“ ausgerufen: Aus einem Fonds von fünf Millionen US-Dollar sollen VR-Projekte gefördert werden, die auf VR-Exklusivität zu Gunsten eines einzelnen Herstellers verzichten und für die Mindestdauer von einem Jahr OSVR-Unterstützung in ihrem Produkt implementieren.
Erste Spiele und Hardware auf der E3
Auf der Spielemesse in Los Angeles gibt es eine erste Auswahl von Spielen mit OSVR-Unterstützung zu sehen, unter anderem das Arcade-Rennspiel Redout, die Freizeitpark-Simulation Theme Park Studio, das VR-Horrorspiel The Hum: Abductions, das Erkundungsspiel Infinite sowie den Arcade-Shooter A-10 VR. Der per Kickstarter finanzierte Motion-Tracking-Handschuh GloveOne unterstützt das OSVR und wird im Rahmen von E3-Demonstrationen am Razer-Stand präsentiert.
Verfügbar ab Juli
Das HDK 2 wird ab Juli zu einem Preis von 499 Euro angeboten. Das quelloffene VR-HMD unterbietet damit die VR-Lösungen von Oculus VR sowie HTC und Valve um 200 beziehungsweise 400 Euro auf dem europäischen Markt. Das Vorgänger-Modell HDK 1.4 soll unabhängig davon weiterhin verkauft werden und schlägt mit einem Preis von 349 Euro zu Buche. Wie die Entwickler auf Reddit erklären, sollen zukünftig auch Upgrade-Kits von Version 1.x auf 2.0 der VR-Brille angeboten werden. Da das Hardware-Upgrade jedoch ein vollständiges Zerlegen der VR-Brille erfordert, richtet sich das Angebot in erster Linie an „Maker und Hacker“.
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