AMD Radeon RX 480 im Test: Schnell und effizient mit 8 GByte für 260 Euro
14/14Fazit
Die AMD Radeon RX 480 platziert sich in Full HD zwischen der Nvidia GeForce GTX 970 und der GeForce GTX 980. Mehr oder weniger auf dem Niveau einer übertakteten GeForce GTX 970 und somit auch auf dem Niveau der Radeon R9 390. Bei höheren Auflösungen wie 2.560 × 1.440 verliert die neue Grafikkarte im Verhältnis etwas mehr Leistung, was paradoxerweise aber ein gutes Zeichen ist: Denn Polaris kann die Shadereinheiten nun auch in niedrigen Auflösungen besser auslasten. Wer nicht an Energieeffizienz oder einem leisen Betrieb interessiert ist, kann der Grafikkarte eine höhere Leistungsaufnahme zusprechen: Dann rückt die Radeon RX 480 in Full HD nah an die GeForce GTX 980 und die Radeon R9 390X heran.
Die Energieeffizienz ist deutlich besser, erreicht aber Nvidias Pascal nicht
Apropos Energieeffizienz: Verglichen mit den AMD-Grafikkarten der letzten Generation, vor allem den Radeon-R9-390-Modellen, macht die Radeon RX 480 einen riesigen Sprung nach vorne. So benötigt die RX 480 im Testrechner fast 150 Watt weniger als eine Radeon R9 390 – und das wohlgemerkt bei derselben Performance. Die FinFET-Fertigung ist diesbezüglich hilfreich, doch auch die zahlreichen weiteren Optimierungen, die AMD vorgenommen hat, machen sich positiv bemerkbar. Allerdings reicht es dennoch nicht, um an Nvidias Pascal-Serie heranzukommen. Nvidias Vorsprung in dieser Disziplin ist einfach zu groß, um ihn mit einer Generation wieder wettzumachen. Stattdessen erreicht AMD mit Polaris das Niveau der Maxwell-Generation. Aufpassen muss man allerdings beim Power Target: Die neue Boost-Funktion hilft viel beim Energiesparen. Wer diese abschaltet, um mehr Leistung zu erhalten, erhöht die Leistungsaufnahme deutlich.
Die Architektur ist mit Polaris deutlich moderner als bei den Vorgängern
Nach zahlreichen Teststunden kann auch ein erstes Fazit zu den Architekturverbesserungen bei Polaris gezogen werden. In Sachen Performance macht die Architektur einen Schritt nach vorne. Je nach Spiel gibt es einen recht großen Schub, in anderen geschieht wiederum wenig bis nichts. Lobenswert ist die nun offensichtlich bessere Auslastung der Shadereinheiten in niedrigen Auflösungen, was bei den Vorgängermodellen immer ein Problem gewesen ist. Für die zukünftige Vega-Generation sollte dies einen großen Vorteil bedeuten. Bei der Energieeffizienz muss AMD hingegen weiter auf Nvidia aufholen. Der gemachte Schritt ist zwar sehr groß, doch zeigt zum Beispiel die GeForce GTX 1070 eindrucksvoll, dass es noch deutlich besser geht. Dennoch wird mit Polaris für AMD vieles einfacher werden als zuvor. Leise Grafikkarten sind beispielsweise deutlich einfacher zu erzielen als mit der alten Generation. Auch die Software macht einen Schritt nach vorne: Das recht mächtige WattMan-Tool weiß zu gefallen, was für ein treiberinternes Tool ungewöhnlich ist.
Viel Spielraum für schnelle und leise Partnerkarten
AMD verzichtet bei dem Referenzkühler der Radeon RX 480 auf allzu viel Materialeinsatz, wobei der Geräuschpegel im Auslieferungszustand dennoch akzeptabel ist. Unter Windows fällt die Grafikkarte kaum auf und in Spielen wird der Lüfter bei spätestens 2.200 Umdrehungen eingebremst. Das ist gut hörbar, stört aber nicht. Für Silent-PCs eignet sich die Referenzkarte jedoch nicht. Für den Durchschnittsspieler oder wer keine Ansprüche an die Lautstärke stellt, ist die Kühllösung ausreichend. Auf der positiven Seite ist das Fehlen von elektronischen Störgeräuschen zu vermerken. Durch den Kühler und das Power Target gibt es bei der Radeon RX 480 deutlich mehr Potenzial für interessante Partnerlösungen als bei den vorherigen Generationen. Unklar ist, ob diese mit einem spürbar höheren Takt ausgestattet werden, denn zumindest die Referenzkarte hat sich mit dem einzelnen Sechs-Pin-Stromstecker nicht gut übertakten lassen.
Die RX 480 hat das beste Preis-Leistungs-Verhältnis – aber nur knapp
Während Nvidia mit der GeForce GTX 1080 und der GeForce GTX 1070 zwar die Performance spürbar gegenüber der Vorgängergeneration erhöht hat, dafür aber auch deutlich mehr Geld verlangt, geht AMD einen anderen Weg. So soll die Radeon RX 480 ein deutlich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis als die vorherige Generation aufweisen. 214 Euro soll die 4-GByte-Version kosten, die 8-GByte-Variante wird mit 256 Euro zu Buche schlagen. Das ist für ein neu vorgestelltes Produkt tatsächlich eine aggressive Preisstrategie. Sowohl die konkurrierende GeForce GTX 970 als auch die Radeon R9 390 weisen ein schlechteres Preis-Leistungs-Verhältnis auf – obwohl sich beide Karten im Abverkauf befinden und die letzten Wochen deutlich günstiger geworden sind. Auch wenn die beiden Grafikkarten im Vergleich nicht viel teurer sind, sollte man trotzdem zur AMD Radeon RX 480 greifen – auch wenn diese längst nicht perfekt ist. Doch warum?
Es ist das Gesamtkonzept der Radeon RX 480, das mehr zu überzeugen weiß. Geschwindigkeit, Energieeffizienz, Speicherausbau und die sonstige Ausstattung sind den älteren Produkten entweder gleichwertig oder überlegen. Für Full HD bei vollen Details ist die Radeon RX 480 eine gute Grafikkarte und die meisten Spiele laufen auch in 2.560 × 1.440 bei teils reduzierten Details einwandfrei. Wer durchweg volle Details oder noch höhere Auflösungen nutzen möchte, muss hingegen zu einer anderen Grafikkarte greifen.
Wer nicht sofort eine neue Grafikkarte haben möchte, sollte wie immer noch ein wenig Geduld haben, bis innerhalb von wenigen Wochen die ersten Partnerkarten der Radeon RX 480 erschienen sind. Diese sollten nicht nur deutlich leiser werden, sondern erreichen eventuell sogar das Leistungsniveau der Radeon R9 390X und GeForce GTX 980. Zudem schickt Nvidia den neuesten Gerüchten zufolge bald die GeForce GTX 1060 ins Rennen, wobei noch unklar ist, ob beide Grafikkarten preislich konkurrieren.
- Schnell genug für 1.920 × 1.080 und 2.560 × 1.440 bei teils reduzierten Details
- AA/AF meistens nutzbar
- Massive Verbesserungen bei der Energieeffizienz
- Polaris-Architektur mit zahlreichen Verbesserungen
- mit 8.192 MB ausreichend großer Speicher
- mit DP 1.4 und HDMI 2.0b modernste Anschlüsse
- WattMan-Tool
- Energieeffizienz nicht auf Pascal-Niveau
- Lüfter hörbar bis laut unter Last
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