AMD Radeon RX 480 im Test: Schnell und effizient mit 8 GByte für 260 Euro

 3/14
Wolfgang Andermahr
2.035 Kommentare

Polaris und die 14-nm-FinFET-Fertigung bei GF

Bei Polaris hat sich AMD dem Thema Energieeffizienz verschrieben. Die moderne 14-nm-FinFET-Fertigung bei Globalfoundries soll die Performance pro Watt um den Faktor 1,7 im Vergleich zur in 28 nm bei TSMC produzierten Radeon R9 270 verbessern. Die Radeon RX 480 soll insgesamt aber um den Faktor 2,8 effizienter sein, was AMD durch Anpassungen an der Architektur erreicht haben will. So kann die GPU nun zum Beispiel viel schneller die Taktraten anpassen, um so auf plötzlich auftretende (und normale) Spannungsänderungen schneller reagieren zu können. Andernfalls müsste man die Grundspannung höher ansetzen, um beim Spannungsabfall nicht plötzlich einen instabilen Betrieb zu riskieren.

Polaris 11 unterstützt erstmals Power Gating

Durch neue Sensoren, die über den gesamten ASIC verteilt werden, ist es nun möglich die Spannungen der einzelnen Power-States näher an den minimal möglichen Wert zu bringen. Zusätzlich soll die Energieeffizienz durch einige weitere, unter anderem von der Bristol-Ridge-APU bekannte Technologien erhöht worden sein. Ein besonderes Feature besitzt exklusiv der kleine Polaris 11, da es primär im Notebook sinnvoll ist. Polaris 11 ist nämlich die erste AMD-GPU, die Power Gating unterstützt. Bei Teillast können so einzelne Compute Units abgeschaltet werden, um die Leistungsaufnahme zu reduzieren.

TrueAudio Next, Raytracing-Audio und Variable Rate Shading

Mit der Polaris-Generation wird AMD erstmals seit längerer Zeit wieder ein einheitliches Feature-Set unter den einzelnen Grafikkarten haben. Dieses entspricht dem Stand der Fiji-GPU und bietet einige Neuerungen. So ist TrueAudio in Form von „TrueAudio Next“ auf Polaris immer noch vorhanden, jedoch nicht mehr in Form eines platzverschwendenden DSPs. Stattdessen kann TrueAudio auf Polaris von den Compute Units berechnet werden. So kann der Spieleentwickler festlegen, wie viele CUs für die Audioberechnungen genutzt werden sollen. Je rechenintensiver diese sind, desto mehr CUs sind notwendig.

Da TrueAudio Next von den ALUs berechnet wird, sind nun auch neue Audiofeatures wie zum Beispiel „RayTracing-Audio“, was bei Nvidia VR Works Audio heißt, für mehrere Geräuschquellen möglich. Während TrueAudio in normalen Spielen ignoriert worden ist, soll TrueAudio Next in VR-Spielen einen Durchbruch erreichen – da es in VR-Spielen viel stärker auf ein positionsgenaues Hören ankommt. Hilfreich soll bei Polaris dafür Async Compute werden, wodurch der Leistungsverlust der Audioberechnungen möglichst klein gehalten werden soll.

TrueAudio Next
TrueAudio Next
TrueAudio Next
TrueAudio Next
Variable Rate Shading
Variable Rate Shading

Die neuen Features müssen von Spielen unterstützt werden

Polaris kann nun auch mit „Variable Rate Shading“ umgehen, das Nvidia bei Maxwell eingeführt hat, bis jetzt aber noch von keiner Software genutzt wird. Bei der Technik können verschiedene Viewports für einzelne Polygone genutzt werden, sodass Bildbereiche innerhalb eines Frames mit unterschiedlichen Auflösungen gerendert werden können. So ist es zum Beispiel möglich, Außenbereiche eines Bildes mit einer geringeren Auflösung zu rendern als die Mitte. Nvidia hat dies vor allem als Möglichkeit präsentiert, Performance in VR-Spielen zu gewinnen – ohne oder nur mit geringen optischen Einbußen. Laut AMD ist die Technik vor allem bei Spielen mit Eye-Tracking-Unterstützung sinnvoll, da dann der Außenbereich des Bildes immer dem Außenbereich des Auges entspricht.

Polaris mit DisplayPort 1.4, HDR und mehr Video

Neu ist auch der Display-Controller. Dieser unterstützt nun HDMI 2.0b sowie DisplayPort 1.3 (HBR3) und DisplayPort 1.4 (durchweg mit HDCP 2.2) inklusive HDR (10 Bit mit BT.2020 in Ultra HD bei 96 Hz). Mit Polaris-Grafikkarten werden Spiele entsprechend im 10-Bit-Farbraum laufen können, wobei die Architektur auch den 12-Bit-Farbraum unterstützt.

Doch auch bei der Video-Einheit hat sich etwas getan. Diese kann nun Ultra-HD-Videos im HEVC-Codec mit bis zu 60 FPS sowohl en- als auch decodieren. Die VCE (Video Coding Engine) kann das Decodieren auch im Main-10-Profil für HDR-Videos durchführen. Völlig neu ist die Unterstützung des VP9-Standards bis hinauf zur 4K-Auflösung, wobei der passende Treiber erst später kommen soll, sowie der MJPEG-Codec bis zu 4K bei 30 FPS. Polaris ist „PlayReady 3.0“, sodass über die Grafikkarte auch 4K-Inhalte von Streaming-Diensten wie zum Beispiel Netflix ausgegeben werden können.

Bessere Bildqualität für Twitch

AMD wirbt bei Polaris zudem mit einer verbesserten Streaming-Qualität zum Beispiel für Twitch. So kann die neue GPU nun beim Fast-HQ-Encoding ein 2-Pass-Encoding (bei H.264 und HEVC) durchführen, das die Streaming-Qualität deutlich verbessern soll.