AMD Radeon RX 480 im Test: Schnell und effizient mit 8 GByte für 260 Euro
9/14Leistungsaufnahme
Der Stromhunger im Desktop-Betrieb
Unter Windows benötigt das Testsystem mit der Radeon RX 480 57 Watt. Das ist ein vergleichbarer Wert, den auch AMD-Produkte mit der Tonga-GPU erreichen. Im Vergleich zu Nvidias FinFET-Grafikkarten fällt auf, dass Nvidia den Energiehunger im Desktop-Betrieb deutlich senken konnte. Eigentlich sollte dies auch bei der Radeon RX 480 so sein. Laut Nachfrage bei AMD gibt es aktuell einen Treiberfehler, der die Idle-Leistungsaufnahme von elf Watt auf etwa 17 bis 18 Watt ansteigen lässt. Wenn ein entsprechendes Update erscheint, wird ComputerBase die Messung erneuern.
Eine unveränderte Leistungsaufnahme gibt es auch bei der YouTube-Wiedergabe und im Multi-Monitor-Betrieb. Bei letzterem bleibt der Speichertakt außer in wenigen Ausnahmefällen bei den vollen 2.000 MHz.
Der Stromhunger in Spielen
In Spielen kommt die Radeon RX 480 durchschnittlich auf 225 Watt. Das Sample von MSI ist vier Watt genügsamer. Verglichen mit sämtlichen anderen AMD-Grafikkarten ist dies eine beachtlich verbesserte Energieeffizienz, die sowohl durch die FinFET-Fertigung als auch durch Verbesserungen bei der Polaris-Architektur entstanden ist.
In Zahlen ausgedrückt bedeutet das, dass die Radeon RX 480 trotz einer 52 Prozent höheren Performance im Vergleich zur Radeon R9 380 im Testsystem 26 Watt sparsamer ist. Noch extremer wird der Vergleich zur ähnlich schnellen Radeon R9 390. Denn diese braucht mit 364 Watt ganze 139 Watt mehr – bei wie gesagt vergleichbarer Performance.
Eine viel bessere Effizienz als bisher, aber nicht im Vergleich zu Nvidia
Auch wenn AMD die Energieeffizienz massiv verbessert hat, reicht es jedoch nicht, um an Nvidias Pascal-Architektur heranzukommen. So liegt die Leistungsaufnahme der GeForce GTX 1070 Founders Edition noch einmal neun Watt darunter, die Grafikkarte ist aber wiederum fast 50 Prozent schneller. Gut passt dagegen das Verhältnis zwischen der neuen AMD-Karte und der GeForce GTX 980 im Referenzdesign. AMDs Effizienz ist nun offenbar auf dem Maxwell-Niveau angekommen.
Das maximierte Power Target lässt die Leistungsaufnahme der Radeon RX 480 deutlich ansteigen. 267 Watt benötigt die Grafikkarte bei durchweg anliegenden 1.266 MHz, was zusätzliche 42 Watt bedeutet. AMD verlangt auf der Radeon RX 480 für „die letzten Megahertz“ deutlich mehr Spannung – darum fällt der Unterschied so groß aus.
Übertaktbarkeit
Zumindest das Testexemplar der Referenzkarte hat wenig Reserven fürs Übertakten. So lässt die Polaris-10-GPU ein Plus von nur 64 MHz zu, bevor es zu ersten Abstürzen kommt. Gut möglich, dass der einzelne Sechs-Pin-Stromstecker und das PCB mehr nicht zulassen – das müssen erste Partnerkarten zeigen. Deutlich mehr Spielraum hat der GDDR5-Speicher von Samsung. 500 MHz mehr und damit 4.500 MHz sind problemlos möglich – mehr lässt das WattMan-Tool derzeit nicht zu. Nicht vergessen darf man beim Übertakten das Power Target hochzuziehen. Andernfalls kommt von dem höheren Takt nichts an.
Die Performance steigt verglichen zu den Referenz-Frequenzen mit maximalem Power Target je nach Spiel zwischen fünf und sieben Prozent an. Die Leistungsaufnahme steigt dadurch um 20 Watt. Vergleicht man die Messwerte mit dem Auslieferungszustand der Radeon RX 480, liegt die Mehrleistung durch das Übertakten bei 15 bis 20 Prozent. Somit haben die Boardpartner einen deutlich größeren Spielraum für schnellere Modelle als das Referenzdesign – wenn auch auf Kosten der Energieeffizienz.
Preis-Leistungs-Verhältnis
AMD gibt für die Radeon RX 480 mit vier Gigabyte eine unverbindliche Preisempfehlung von 214 Euro an, während die getestete 8-GByte-Version 256 Euro kosten soll. Ab dem heutigen Tag werden beide Karten im Handel erhältlich sein, allerdings jeweils nur das Referenzmodell. Partnermodelle werden voraussichtlich in wenigen Wochen folgen.
AMD hat es mit der Radeon RX 480 geschafft, sowohl in 1.920 × 1.080 als auch in 2.560 × 1.440 die Grafikkarte mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis zu stellen – wenn auch nur knapp, da Nvidia den Preis der günstigsten GeForce-GTX-970-Varianten in den letzten Wochen massiv gesenkt hat.