360-Grad-Kameras im Test: Samsung Gear 360 und LG 360 Cam im Vergleich
3/4Einmal Rundumblick bitte
Beide Kameras sollen einen vollständigen Rundumblick innerhalb kürzester Zeit ermöglichen – und das gelingt sowohl der 360 Cam als auch der Gear 360 immer.
Qualitativ nehmen sich beide Produkte trotz unterschiedlicher Auflösungen nicht viel, mal schneidet das eine Modell besser ab, mal das andere. Die Samsung-Kamera schießt tendenziell Fotos mit etwas wärmeren Farben als die Kamera von LG.
Samsung hat darüber hinaus das Rauschen etwas besser im Griff, dafür fällt das Schärfeniveau bei LG trotz weniger Pixeln geringfügig höher aus. Allgemein und auch im Vergleich zu modernen Smartphone-Kameras bewertet gibt es nach oben aber noch viel Verbesserungspotenzial bei der Schärfe. Bei der Betrachtung im 360-Grad-Modus sehen die Fotos beider Kameras auf den ersten Blick gut aus, nach leichter Zoomstufe ist aber schnell ein weich gespülter, Wasserfarben ähnelnder Pixelbrei erkennbar.
Hinweis: Die hier gezeigten Fotos nutzen Google VR View. Für das Verändern der Perspektive das Bild mit der Maus greifen und bewegen. Auf Smartphones funktioniert das mit dem Finger oder Bewegungen des Gerätes und Google Cardboard. Unter Safari auf iOS muss das Bild für Bewegungen zunächst maximiert werden.
Nahtstelle bleibt erkennbar
Vor allem beim Vergleich zu einer normalen Aufnahme mit dem LG G5 oder Galaxy S7 ist erkennbar, wie viel sich in den letzten Jahren bei Smartphone-Kameras verbessert hat und dass 360-Grad-Kameras noch in den Kinderschuhen stecken. Noch sind es sogenannte Gen-1-Produkte, wie etwa auch VR-Brillen. Dass noch nicht alles perfekt läuft, zeigt auch die bei beiden Probanden stets noch erkennbare Nahtstelle beider Halbkugeln. Je besser das Wetter, desto deutlicher ist diese sogar sichtbar, weil das interne Stitching beider Kameras, also das Zusammenfügen der Bilder, keinen unsichtbaren Übergang von der Sonnenseite zur der Sonne abgewandten Seite erreicht.
Wie am besten anschauen?
Um überhaupt Bilder und Videos schießen zu können, müssen beide Kameras mit microSD-Karten bestückt werden, die ärgerlicherweise nicht Teil des Lieferumfangs sind. Wer die Kameras ohne Smartphone verwendet, kann die Bilder anschließend per Micro-USB bei Samsung oder USB Typ C bei LG auf den Computer ziehen und dort weiter bearbeiten. Direkt von den Kameras übertragen hat noch kein Stitching stattgefunden. Dieses führen beide Geräte erst dann aus, wenn Fotos und Videos von der Kamera auf das Smartphone in die zugehörige App geladen werden. Samsung liefert für das Stitching von Videos sowie zur Bearbeitung selbiger am PC einen Lizenzschlüssel für das Programm „Gear 360 ActionDirector“ mit, das von CyberLink stammt und einfach zu bedienen ist. Für Fotos ist es jedoch nicht geeignet. Bei LG geht der Nutzer hingegen vollständig leer aus.
Das Smartphone ist der beste Viewer
Smartphones haben zwar kleinere Displays als Monitore für den Desktop, dennoch sind diese am besten für das Betrachten der Aufnahmen geeignet. Das liegt primär am nicht mehr notwendigen Stitching. Auf dem Smartphone betrachtet werden alle Aufnahmen beider Kameras sofort korrekt dargestellt und können entweder mit den Fingern durchwischt oder durch Bewegungen des Smartphones anders ausgerichtet werden.
Hinweis: Safari unterstützt die 360°-Videowiedergabe von YouTube nicht. Chrome, Opera, Firefox oder Internet Explorer werden hingegen – auf dem Desktop – unterstützt.
Datenübertragungsraten nerven
Fotos und Videos können über die Smartphone-Apps von LG und Samsung vom Speicher der Kameras aus abgespielt werden. Das Stitching für Fotos geht sehr schnell, das von Videos benötigt nur wenige Sekunde, bis der Inhalt abgespielt wird. Anders sieht es aus, wenn Dateien auf das Smartphone übertragen werden sollen. Die Datenübertragung findet über Wi-Fi Direct statt und benötigt gerne mal eine Viertelstunde bei nur einem wenige Minuten langen Video. Samsung belegt rund 1 GByte Speicher für fünf Minuten Video, bei LG sind es rund 650 MByte.
VR-Brille für die beste Immersion
Wer bereit dazu ist, Qualität gegen Immersion einzutauschen, kann die Aufnahmen auch über eine VR-Brille anschauen. Sowohl LGs im Test nicht überzeugende 360 VR als auch die deutlich bessere Samsung Gear VR unterstützen diesen Modus. Die Schärfe nimmt in beiden Fällen zwar drastisch ab, dafür kann man sich dann aber im Bild um die Achse der Kamera drehen oder nach oben und unten gucken. Bei Videos lässt sich mit dem Fotografen die Szenerie betrachten und dessen Schritten folgen. Problematisch ist aber die fehlende Bildstabilisierung der Kameras. Wer sich mit VR-Brille auf dem Kopf still hinsetzt, könnte davon schnell Kopfschmerzen bekommen. Besser ist es deshalb, immer etwas den Bewegungen der Kamera zu folgen.