Sony Xperia X im Test: Auf Glas folgt Metall
4/6Nicht genug Leistung für die Oberränge
Trotz der hohen UVP von 599 Euro setzt das Xperia X auf Hardware aus der oberen Mittelklasse. Als System on a Chip kommt ein Snapdragon 650 zum Einsatz. Dieser bietet sechs Kerne nach big.LITTLE-Architektur, aufgeteilt auf zwei Cluster mit zwei Cortex-A72-Kernen mit bis zu 1,8 GHz und vier Cortex-A53-Kernen mit bis zu 1,4 GHz. Die Adreno 510 als GPU und 3 GByte LPDDR3-RAM runden die Ausstattung ab.
Der Snapdragon 650 erinnert mit seinem Aufbau an den Snapdragon 808, der anstelle der neueren und stärkeren Cortex-A72-Kerne aber noch auf die Vorgänger Cortex-A57 setzt. Die vier schwächeren, stromsparenden Cortex-A53-Kerne haben beide SoCs gemein. Auch die Taktraten sind zum Beispiel beim LG G4 mit Snapdragon 808 identisch. Im Vergleich dazu wird das SoC des Xperia X aber noch in 28 und nicht in 20 nm gefertigt. Als etwas stärkere Alternative zum 650 hätte Sony auf den Snapdragon 652 setzen können, der statt mit zwei mit vier Cortex-A72-Kernen ausgestattet ist und immerhin etwas besser in die Preisklasse des Xperia X passt.
Flüssige Bedienung ohne Aussetzer
Im Alltag lässt sich das Modell flüssig bedienen, Ruckler sind nicht auszumachen. Apps starten schnell und das Xperia X zeigt sich jederzeit reaktionsfreudig. Auch der Wechsel zwischen geöffneten Anwendungen gelingt zügig. Im Vergleich zu stärkeren Smartphones fallen in erster Linie die längeren Startzeiten von großen Anwendungen sowie die Leistung in Spielen auf. Im täglichen Einsatz gibt das Xperia X aber keinen Anlass zur Kritik.
Trotzdem spielt das Xperia X mit seiner vergleichsweise hohen UVP in einer Klasse, in der die Leistung auch im Detail betrachtet zählt. An dieser Stelle kann sich das Smartphone nicht entscheidend absetzen, da die Ergebnisse sich aus CPU-Sicht in der Nähe von Snapdragon 808 und 810, etwa im Vergleich mit dem LG G4, dem Nexus 5X oder dem Z5 einordnen. Damit konkurriert das Xperia X in Sachen Leistung mit Modellen aus dem Vorjahr, die fast alle für deutlich weniger Geld, teils sogar für fast die Hälfte zu haben sind. Bei der Grafikleistung bleibt der Snapdragon 650 teilweise noch weiter auf der Strecke und muss sich den älteren Chips geschlagen geben.
Die Leistung geht in Ordnung, aber nicht für den Preis
Die meisten Vorteile in synthetischen Messungen zieht das Smartphone aus der großen Anzahl an Kernen, die dank big.LITTLE-Architektur auch parallel arbeiten können. Dadurch kann das Smartphone etwa in den Mehrkernmessungen des Geekbench gute Ergebnisse erzielen. Insgesamt ist die Leistung des Xperia X zufriedenstellend, da gerade die Bedienung im Alltag sehr flüssig ist. Gesenkt wird die Zufriedenheit allerdings durch den vergleichsweise hohen Preis, der für diese Leistung gezahlt werden muss. Beispielsweise das LG G4 oder das Google Nexus 5X liegen mit Preisen von rund 300 bis 350 Euro fast 50 Prozent unter der UVP des Xperia X. Auch wenn beide Modelle etwas älter sind, werden sie gerade aus Leistungssicht nicht von Sonys Anwärter verdrängt. Flaggschiffe anderer Hersteller, wie das Samsung Galaxy S7 oder das LG G5, bieten für einen geringen Aufpreis dabei noch deutlich mehr Leistung.
Schlanke Oberfläche mit Neuerungen
Über das aktuelle Android 6.0.1 legt Sony die vom Hersteller bekannte Oberfläche. In der aktuellen Version auf dem Xperia X hat diese einige Neuerungen erhalten. Anstelle der eigens entwickelten Tastatur setzen die Japaner mittlerweile auf Microsoft SwiftKey. Der weiterhin minimalistische App-Drawer wurde um eine Suchleiste am oberen Rand – ähnlich dem Google-Now-Launcher – sowie eine Suche mit Vorschlägen auf dem linken Bildschirm ergänzt. Diese lässt sich nun wie unter Apples iOS per Wischbewegung nach unten auch auf dem Homescreen aufrufen.
Sony-Apps lassen sich nicht deinstallieren
Die Oberfläche gefällt erneut durch ihr schlankes Auftreten, da die Änderungen, die Sony vornimmt, in weiten Teilen eigene Apps oder optischer Natur sind. Durch Themes lässt sich das Erscheinungsbild personalisieren. Anders als der Google-Now-Launcher verzichtet Sonys Oberfläche auf Googles Assistenten als linken Homescreen, stattdessen ist der Dienst per Schnellzugriff über den Home-Button abrufbar. Die Nähe zu Stock-Android zeigt sich trotzdem sehr deutlich durch die Gestaltung der Schnellzugriffe und der Einstellungen: Diese wurden zwar optisch oder durch zusätzliche Inhalte angepasst, die Struktur deckt sich aber mit Googles Konzept.
Dies sorgt für eine übersichtliche und klare Struktur, die die Bedienung erleichtert. Ärgerlich ist, dass die von Sony installierten Apps sich nicht deinstallieren, sondern lediglich deaktivieren lassen. Einige Apps wie „What's New“ werden zudem nicht über den Play Store, sondern über Software-Updates direkt auf dem Smartphone aktualisiert, weswegen die Apps aus zwei Quellen auf Aktualität geprüft werden müssen. Bei einigen dabei ohne die Möglichkeit zu löschen. Weitere Apps ab Werk sind unter anderem Facebook und Amazon.
Sinnvoll positionierter Fingerleser entsperrt schnell
Der mit dem Xperia Z5 eingeführte Fingerabdrucksensor im Einschalter hat auch den Weg in das Xperia X gefunden. Dieser ist nach wenigen Schritten eingerichtet und betriebsbereit. Durch die Positionierung im Einschalter kann das Smartphone so schnell und in einem Vorgang entsperrt werden. Der Fingerleser funktioniert erst nach Betätigung der Taste und nicht aus dem Stand-by heraus. Ist nur der Sperrbildschirm von Interesse, kann optional auch zweifaches Tippen auf das Display zum Aufwecken genutzt werden – zum Ausschalten hingegen nicht.
Die Software von Sony überzeugt auch auf dem Xperia X durch ihre Leichtfüßigkeit und die zurückhaltenden, weniger tiefgreifenden Änderungen. Dies kommt auch der Reaktionsfreudigkeit im Alltag zugute. Nicht gefällt hingegen die Tatsache, dass sich die Sony-Apps nicht löschen lassen und diese teilweise nicht zentral über den Play Store aktualisiert werden.